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Ausgabe 1/2011 - Deutsche Olympische Gesellschaft

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Vor 16 Jahren überlebte Hans Wilhelm Gäb, 74, damals Aufsichtsratschef<br />

der Adam Opel AG in Rüsselsheim, eine Hepatitis<br />

C-Leberzirrhose nur durch eine Transplantation. Er gründete<br />

danach den Verein Sportler für Organspende (VSO; www.vso.de)<br />

und 2004 den Schwesterverein "Kinderhilfe Organtransplantation"<br />

(KiO). Wie erfolgreich Gäbs Werben im Spitzensport um Unterstützung<br />

für die lebensrettende Idee Organspende ist, zeigt die Zahl<br />

prominenter Athleten und Athletinnen als Mitglieder im VSO: 70 und<br />

mehr Olympiasieger, Welt- und Europameister kann der Verein<br />

präsentieren, darunter u.a. Rosi Mittermaier, Franziska van Almsick,<br />

Ingrid Mickler-Becker, Hilde Gerg, Birgit Fischer, Hartwig Gauder,<br />

Michael Schumacher, Klaus Wolfermann, Christian Schenk und Timo<br />

Boll. Weitere Prominente im VSO: bekannte Fußballer wie Beckenbauer,<br />

Rummenigge und Bobic, die Trainer Klinsmann und Hitzfeld sowie<br />

die Fernsehschaffenden Jauch, Beckmann, Kerner. Hans Wilhelm Gäb,<br />

ehemaliger deutscher Tischtennismeister und Nationalspieler, Tischtennis-Verbandspräsident<br />

(Europa und Deutschland), von 2005 bis<br />

2008 Chef der Sporthilfe und heute dort Ehrenvorsitzender des<br />

Aufsichtsrats, von der Agentur Sportinformationsdienst (sid) einst<br />

"moralisches Gewissen des Sports" genannt, organisierte Unterstützung<br />

für eine Idee der Solidarität. Das "<strong>Olympische</strong> Feuer" (OF) hat<br />

sich im Februar mit dem Vereinschef über seine Arbeit unterhalten.<br />

OF: Folgende Zahlen zum Thema Organspende sind bekannt: 12.000<br />

Patienten warten jährlich auf einen Lebensretter, aber nur etwa 4000<br />

Organe werden pro Jahr transplantiert (2009: 4051, 2010: 4326);<br />

obwohl 80 Prozent der <strong>Deutsche</strong>n die Organspende gut finden,<br />

besitzen nur zwölf Prozent einen Organspende-Ausweis. Was steckt<br />

hinter Ihrer Idee, gegen diese Defizite mit Sport-Prominenten anzugehen?<br />

Gäb: Der Hochleistungssport gerät nicht selten ins Kreuzfeuer der<br />

Kritik, weil es dort eben nicht nur um Siege geht, sondern auch um<br />

Gewinn und Existenzsicherung. Aber der Sport generell steht nach<br />

wie vor für Kameradschaft und Miteinander. Wenn also glaubwürdige<br />

und populäre Persönlichkeiten aus dem Umfeld des Sports sich zur<br />

Organspende bekennen, zu einer Idee der Lebensrettung nach dem<br />

eigenen Tod, dann ist das eindrucksvoll und ist für viele Menschen<br />

ein Vorbild. Denn niemandem unter unseren Prominenten geht es<br />

hier um Publicity oder Geldverdienen, allen aber um Mitmenschlichkeit.<br />

OF: Wie sieht die Unterstützung in Praxis aus, geht es dem VSO um<br />

Überzeugungsarbeit oder ausschließlich um die Beschaffung von<br />

Geld, um helfen zu können?<br />

Gäb: Der VSO ist der Verein, der für die Idee wirbt. Aber sein Schwesterverein<br />

"Kinderhilfe Organtransplantation - Sportler für Organspen-<br />

„Wenn glaubwürdige und populäre Sportler sich<br />

zur Organspende bekennen, ist das für viele<br />

Menschen ein Vorbild!"<br />

Hans Wilhelm Gäb, Gründer und Initiator des Vereins "Sportler für<br />

Organspende"<br />

26<br />

de (KiO)", der unter gleicher Führung arbeitet, der leistet soziale Hilfe<br />

für kranke oder nach einer Transplantation gesundende Kinder und<br />

deren Familien.<br />

OF: Und in der Realität, wie unterscheidet sich da die Arbeit der<br />

beiden Vereine?<br />

Gäb: Der VSO macht Promotionarbeit für die Organspende. Beispielsweise<br />

hat er mit der Unterstützung der <strong>Deutsche</strong>n Fußball-Liga (DFL)<br />

im Herbst letzten Jahres zum wiederholten Male mit den Vereinen<br />

der 1. und 2. Liga Werbung für das Führen eines Organspenderausweises<br />

plädiert: in deren Stadien und Magazinen sowie auf Internetseiten<br />

der Clubs. Der Profi-Fußball hat uns also dabei geholfen,<br />

Millionen von Menschen auf das Thema anzusprechen.<br />

OF: Und wo liegen die Aufgaben für KiO?<br />

Gäb: Bevor Kinder durch eine Organübertragung gerettet werden,<br />

gibt es nicht selten jahrelange Krankheit oder auch jahrelanges<br />

Warten auf ein Spenderorgan. Die Kids verbringen oft Monate in der<br />

Klinik, von den Müttern begleitet. Daheim muss sich der Vater um<br />

den Rest der Familie kümmern, und das endet oft in Verlust oder<br />

Aufgabe des Arbeitsplatzes. Es gibt da ein breites Problemfeld, in dem<br />

unser Gesundheitswesen nicht finanziert. Ob Fahrtkosten zu den<br />

OF-INTERVIEW

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