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Modell AVIATOR Blitzschnell Kunstflugjet

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Zielwert (Optimum)<br />

lokales<br />

Optimum<br />

100%<br />

vereinfachte Rechenmethode angewiesen, um wenigstens<br />

grob die Eigenschaften eines Entwurfs bestimmen zu<br />

können. Auch wenn der Aufwand hoch war und die<br />

Genauigkeit der Vorhersage eher bescheiden, so war es<br />

doch möglich, einige fehlgeleitete Entwürfe noch vor<br />

dem Bau zu verwerfen. Doch oft mussten Teile neu­ oder<br />

umkonstruiert werden, weil sich zeigte, dass die Vorhersagen<br />

nicht ausreichend exakt waren. Zudem kam es<br />

immer wieder zu gefährlichen Situationen bei den Erstflügen.<br />

Überraschende Flug­ und Steuereigenschaften<br />

forderten nicht selten das Leben des Testpiloten.<br />

Daher schritt unter anderem die Entwicklung effizienter<br />

Segelflugzeuge im manntragenden Bereich lange Zeit sehr<br />

langsam voran. Oft orientierte man sich, um wenigstens<br />

in die Nähe eines optimalen Entwurfs zu kommen, am<br />

Vorbild der Natur. Manchmal trug diese Methode bei all<br />

ihren Vorzügen jedoch auch seltsame Triebe. So hielt sich<br />

über lange Zeit der berüchtigte Möwen­Knick in den<br />

Tragflächen. Man versprach sich von dieser Anordnung<br />

etwas diffus „bessere“ Flugleistungen. Wirklich überprüft<br />

wurde das jedoch nie, bis letztlich durch moderne Verfahren<br />

nachgewiesen wurde, dass diese Bauweise nicht<br />

nur technisch aufwändiger, sondern auch aerodynamisch<br />

eher kontraproduktiv ist; siehe Titelbild.<br />

lokales<br />

Optimum<br />

Eingangswert<br />

strategien zur Lösungsfindung<br />

Es ist eine Wissenschaft für sich bei Systemen mit mehr<br />

als einer Einflussgröße eine Kombination zu finden, die<br />

unter bestimmten Kriterien als optimal zu bezeichnen ist.<br />

Ausgefeilte mathematische Methoden ermöglichen es<br />

dabei, mit einer hohen Wahrscheinlichkeit den Zustand<br />

zu finden, der dem Ziel möglichst nahe kommt. Doch<br />

selbst mit nur einem variablen Parameter hat man bei klassischer<br />

ingenieursmäßiger Vorgehensweise ein Problem.<br />

Intuitiv würde man den betreffenden Parameter immer<br />

wieder anpassen und danach jeweils das Ergebnis begutachten.<br />

Mit etwas Glück wird es dabei jedes Mal besser,<br />

bis irgendwann der optimale Punkt überschritten ist, und<br />

das nächste Ergebnis wieder schlechter wird. So kann man<br />

das Optimum einkreisen. Doch das garantiert in der Regel<br />

nicht, dass dieses so gefundene „lokale“ Optimum auch<br />

das beste im gesamten Wertebereich ist. Vielleicht findet<br />

Abbildung 2: Ein<br />

gefundenes lokales<br />

Optimum (roter Punkt)<br />

muss nicht zwingend<br />

das beste sein<br />

sich bei ganz anderen Werten eine noch viel bessere Lösung,<br />

wobei dazwischen durchaus ein Gebiet schlechter Lösungen<br />

liegen kann, wie Abbildung 2 zeigt.<br />

Mit klassischer Ingenieurskunst ist das Problem nicht zu<br />

lösen. Die biologische Evolution hingegen geht einen<br />

anderen Weg – er dauert länger, führt aber mit höherer<br />

Wahrscheinlichkeit zum besten Optimum.<br />

Der echte evolutionäre Ansatz<br />

In der biologischen Evolution werden die Parameter eines<br />

Systems nicht gezielt variiert, wie es ein Ingenieur tun<br />

würde – ein deutlicher Hinweis, dass Kreationisten, also<br />

Menschen, die glauben ein universaler Ingenieur hätte die<br />

Welt erschaffen, völlig auf dem Holzweg sind. In der<br />

Evolution kommt es zu spontanen Fehlern beim Kopieren<br />

der Erbinformation – sei es durch Zufall, chemische Einflüsse<br />

oder auch durch die alltägliche und normale, aber<br />

auch durch den Menschen verursachte Radioaktivität. Diese<br />

so genannte zufällige Mutation wird nun dem Umweltsystem<br />

ausgesetzt. Überlebt sie, kann der „Fehler“ weiter<br />

vererbt werden. Überlebt sie nicht oder mit geringerer<br />

Wahrscheinlichkeit, so wird sich die Mutation nicht durchsetzen.<br />

Dies ist in Grundzügen der einfache Filter mecha nismus,<br />

den Darwin als „Survival of the Fittest“ bezeichnete.<br />

Der jeweils am besten Angepasste (to fit, englisch = anpassen)<br />

und nicht etwa der Stärkste, wie einige Fundamentalisten<br />

diese Idee verbiegen, hat die höchste Wahrscheinlichkeit,<br />

sein Genom weiterzugeben. Somit kann die Evolution<br />

über das Gebiet der weniger optimalen Lösungen hinwegspringen.<br />

Man könnte hierbei von einem evolutionären<br />

Tunneleffekt sprechen. Nachteil der Methode ist dabei<br />

natürlich, dass die Wahrschein lichkeit, eine noch bessere<br />

Lösung, gleichsam zufällig „anzuspringen“, eher gering ist.<br />

Und tatsächlich schießt die Evolution durch eine Unzahl<br />

zufälliger, aber nicht zielführender Mutationen, regelmäßig<br />

daneben. Doch ist einmal ein optimal angepasster Zustand<br />

erreicht, so wird er sich mit sehr viel höherer Wahrscheinlichkeit<br />

weiter vererben, als der weniger optimale.<br />

Es hat dabei Millionen von Jahren gedauert, bis sich,<br />

nach der Methode der zufälligen Mutation, Sensoren und<br />

Fortbewegungssysteme entwickelt haben. So werden<br />

nach diesem Verfahren Turbinenschaufeln und Unterbodenaufhängungen<br />

von Fahrzeugen oder auch Fundamente<br />

von Hochspannungs masten mit großem Erfolg entwickelt<br />

oder optimiert; vergleiche Abbildung 3. Systeme,<br />

die der Mensch seit gut 100 Jahren moderner Technologie<br />

im Vergleich zu evolutionären Zeiträumen in unvorstellbar<br />

hoher Geschwindigkeit zum Teil zu übertrumpfen vermochte.<br />

Dennoch zeigt sich, dass der evolutionäre Ansatz<br />

in der Ingenieurswissenschaft unterdessen auch mit der<br />

Entwicklung immer leistungsfähigerer und damit schnellerer<br />

Rechnersysteme Einzug gehalten hat. Wenn man einen<br />

Mutationschritt erzwingt – einen je Generation – und die<br />

Generationsfolge in Bruchteilen von Sekunden berechnen<br />

kann, so kann eine simulierte Evolution, die in der Realität<br />

Jahrmillionen dauern würde, in wenigen Tagen rechnerisch<br />

durchgespielt werden. Dies gilt dann nicht nur für die<br />

Simulation biologischer Systeme, sondern auch für<br />

tech nische Lösungen.<br />

www.modell-aviator.de<br />

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