Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt, Ausgabe 9/2009
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt, Ausgabe 9/2009
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt, Ausgabe 9/2009
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
SCHLESWIG-HOLSTEIN<br />
Abrechnung für das erste Quartal<br />
Jeder zweite Vertragsarzt ohne<br />
Honorarsteigerung<br />
Die mit Spannung erwartete erste Abrechnung nach der Honorarreform liegt<br />
vor. Trotz einer Steigerung um 3,85 Prozent sind viele Ärzte enttäuscht.<br />
Den niedergelassenen Ärzten in <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
hat die Honorarreform im ersten Quartal <strong>2009</strong> ein Plus<br />
von 9,1 Millionen Euro gebracht. Dies entspricht einem<br />
Zuwachs von 3,85 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal.<br />
Damit fiel der Zuwachs im Norden wie erwartet deutlich<br />
geringer aus als im Bundesdurchschnitt (plus 7,8 Prozent).<br />
Innerhalb der Arztgruppen gab es die prognostizierten<br />
Schwankungen. Von den 1.839 Hausärzten<br />
gewinnt jeder zweite, von den 1.628 Fachärzten aus den<br />
RLV-relevanten Gruppen gewinnen nur 42 Prozent von<br />
den 151 Orthopäden verzeichnen nur 18 Prozent eine<br />
Honorarsteigerung, 82 Prozent müssen Verluste verkraften.<br />
Bei den 100 Nervenärzten zählen 42 Prozent zu<br />
den Verlierern, 58 Prozent zu den Gewinnern. Nach<br />
Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung <strong>Schleswig</strong>-<br />
â<br />
Gewinner/Verlierer der RLV-Relevanten<br />
Gruppen in I/<strong>2009</strong> (Quelle: KVSH)<br />
Anteil der Gewinner<br />
Gruppe Gesamtzahl vor/nach Konvergenz<br />
in Prozent<br />
alle RLV-Ärzte 3.467 55,1/46,1<br />
Hausärzte 1.839 64,1/49,7<br />
Fachärzte<br />
Allgemeinmediziner,<br />
1.628 44,9/41,9<br />
Praktische Ärzte und<br />
Hausärztliche Internisten<br />
1.662 63,6/49,5<br />
Kinderärzte 156 70,4/53,7<br />
Orthopäden 151 14,8/17,6<br />
Augenärzte 135 23,1/26,0<br />
Chirurgen 105 40,9/35,2<br />
Urologen 79 43,0/41,8<br />
Radiologen CT/MRT 51 45,1/37,3<br />
HNO-Ärzte 105 47,8/45,8<br />
Gynäkologen 304 50,1/42,9<br />
Nervenärzte 100 65,0/58,0<br />
12 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
Holstein resultiert der Honoraranstieg in erster Linie<br />
aus Zuwächsen im extrabudgetären Bereich, also außerhalb<br />
der morbiditätsorientierten Gesamtvergütung.<br />
Dies sind beispielsweise das neu eingeführte Hautkrebsscreening<br />
und die Heimbesuche. Weil nicht alle<br />
niedergelassenen Ärzte Behandlungen im extrabudgetären<br />
Bereich durchführen dürfen, profitiert nur ein Teil<br />
von ihnen von diesen Zuwächsen.<br />
Für KV-Vorstand Dr. Ralph Ennenbach bestätigen die<br />
Zahlen die im Vorwege geäußerten Befürchtungen: Die<br />
ambulante Grundversorgung der Patienten werde von<br />
der Honorarreform nicht erreicht, hieß es in einer Mitteilung<br />
der KV. Ohne den von der KV-Abgeordnetenversammlung<br />
beschlossenen Rettungsschirm - der einen<br />
Gewinnverzicht zugunsten der Verlierer vorsieht -<br />
wären viele Praxen in ihrer Existenz bedroht gewesen.<br />
Ennenbach forderte deshalb erneut eine „komplette<br />
Neugestaltung des ärztlichen Vergütungssystems“.<br />
„Zentralistisch vorgegebene Budgetzuteilungen an Ärzte<br />
passen nicht zum regionalen Bedarf“, kritisierte Ennenbach.<br />
Ganz anders bewerteten erwartungsgemäß<br />
die Krankenkassen die Zahlen. Vdek-Leiter Dietmar<br />
Katzer lehnte Ennenbachs Forderung nach einer Neugestaltung<br />
ab und warf der KV vor, „die Steigerung<br />
kleinzureden und umzudeuten“. Für ihn gehören Ärzte<br />
„zu der Berufsgruppe mit den höchsten Zuwachsraten<br />
in unserem Land“. Ähnlich äußerte sich Barmer-Chef<br />
Thomas Wortmann, für den „wilde Spekulationen über<br />
sinkende Honorare wie Seifenblasen zerplatzt“ sind. Zugleich<br />
forderte Wortmann eine „gerechtere Verteilung<br />
der Honorare“.<br />
Als „Verlierer der Reform“ sieht dagegen FDP-Gesundheitsexperte<br />
Dr. rer. pol. Heiner Garg die Ärzte in<br />
<strong>Schleswig</strong>-Holstein an. In Anlehnung an die Proteste der<br />
Ärzte mit der Gelben Karte für die Gesundheitspolitik forderte<br />
er nun die Rote Karte. Garg sprach sich ebenfalls<br />
für eine Gebührenordnung aus, die regionale Besonderheiten<br />
berücksichtigt.<br />
Dirk Schnack