Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt, Ausgabe 9/2009
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt, Ausgabe 9/2009
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Schon seit längerer Zeit beschäftigte sich der Ausschuss<br />
Ärztinnen der Ärztekammer <strong>Schleswig</strong>-Holstein mit der<br />
Idee der Etablierung eines Mentoring-Programms für Ärztinnen<br />
in <strong>Schleswig</strong>-Holstein.<br />
Mentoring ist ein in der Wirtschaft weit verbreitetes und<br />
lange etabliertes Mittel der Förderung in der Personalentwicklung.<br />
Seine Ursprünge liegen in der griechischen<br />
Mythologie. Es ist Mentor, der von Odysseus beauftragt<br />
wird, sich während der Abwesenheit des Vaters um<br />
dessen Sohn Telemachos zu kümmern. Mentor erklärt<br />
sich bereit, Telemachos zu erziehen und beschützend<br />
auf seinem Weg ins Erwachsenenalter zu begleiten. Telemachos<br />
lernt aus den Erfahrungen des Älteren, des väterlichen<br />
Lehrers.<br />
Mentoring übernimmt dieses Prinzip der persönlichen Beziehung<br />
zwischen 2 Personen mit unterschiedlichem<br />
Erfahrungshorizont und unterscheidet sich damit ganz<br />
wesentlich vom so genannten (kommerziellen) Coaching.<br />
Die Mentorin ist Spezialistin in ihrem Bereich und gibt ihre<br />
persönliche Berufs- und Lebenserfahrung unentgeltlich<br />
an die Mentee weiter. Die Mentorin arbeitet auf einer höheren<br />
Hierarchieebene und ist bereits Mitglied in einem<br />
bestehenden Netzwerk, in welches sie die Mentee einführen<br />
kann.<br />
Im Jahre 2007 wurde in Absprache mit dem Vorstand der<br />
Ärztekammer eine schriftliche Umfrage bei knapp 3.000<br />
Ärztinnen des Kammerbereiches durchgeführt, um den<br />
Bedarf an einem derartigen Programm zu ermitteln.<br />
Ein Rücklauf von mehr als 1.200 ausgefüllten Fragebögen<br />
(dies entspricht einer Rücklaufquote von etwa 40 %)<br />
innerhalb weniger Wochen und zahlreiche telefonische<br />
Nachfragen und E-Mails waren die positive Resonanz auf<br />
die Umfrage. 85 % der Antwortenden hielten ein Mentoring<br />
Programm für wichtig oder sehr wichtig. 81 % konnten<br />
sich Situationen vorstellen, in denen sie gerne ein Mentoring<br />
gehabt hätten, zum Beispiel beim Berufseinstieg,<br />
zur Weitergabe formeller und informeller Kenntnisse und<br />
bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Grundsätzlich<br />
eigenes Interesse zur Teilnahme an einem Mentoring-<br />
Programm bekundeten fast 60 % der Befragten.<br />
Das positive Ergebnis dieser Umfrage war der Anstoß für<br />
den Ausschuss Ärztinnen das Pro jekt in die Tat umzusetzen.<br />
Die konkrete Pla nungsphase im Ausschuss Ärztinnen<br />
begann Anfang des Jahres 2008.<br />
Für alle interessierten Mentees und Mentorinnen wurde<br />
im Juli 2008 eine Einführungsveranstaltung zum Mentoring<br />
organisiert. Nach einer Begrüßung durch die Vizepräsidentin<br />
der Ärztekammer, Dr. Hannelore Machnik,<br />
Mentoring Projekt<br />
TÄTIGKEITSBERICHT 2008<br />
berichtete Frau Koch-Dörfler, Vorsitzende des Ausschusses<br />
Ärztinnen, über die Entwicklung der Idee des<br />
Mentoring in <strong>Schleswig</strong>-Holstein.<br />
Ulla Heilmeier, die auf langjährige Erfahrungen im Mentoring<br />
am Universitätsklinikum Göttingen zurückgreifen<br />
kann und konzeptionell an der Erstellung des Programmes<br />
beteiligt war, erläuterte den anwesenden Mentees<br />
und Mentorinnen das Prinzip und gab Einblicke in<br />
Chan cen und Möglichkeiten des Mentoring.<br />
Am 2. Tag der Einführungsveranstaltung fand ein Workshop<br />
für Mentees statt, in welchem die Mentees lernen<br />
sollten auf das Projekt bezogenen Ziele zu entwickeln.<br />
Was ist überhaupt möglich für mich? Wo will ich hin? Was<br />
ist meine Rolle als Mentee? Was ist die Rolle der Mentorin?<br />
Weiterhin war es wichtig, sich mit den Rahmenbedingungen<br />
des Mentoring zu beschäftigen.<br />
In Vorbereitung auf das Projekt hatte der Ausschuss<br />
Ärztinnen Profilbögen entwickelt, die Informationen über<br />
die derzeitige berufliche Situation, Wünsche, Erwartungen<br />
und Zielvorstellungen von Mentees und Mentorinnen<br />
geben sollten. Die Angaben in den Profilbögen bildeten<br />
die Grundlage für die im Spätherbst stattgefundene<br />
Paarbildung von Mentee und Mentorin (Tandembildung).<br />
Der Ausschuss ermittelte in kleiner Runde mit Hilfe der<br />
Profilbögen, welche Mentorinnen und Mentees geeignete<br />
Partner sein könnten. Bis Ende 2008 konnten 12 Mentorinnen-Mentee<br />
Partnerschaften gebildet werden (aktueller<br />
Stand zum Zeitpunkt der Erstellung des Berichtes16).<br />
Die Tandembildung wird seitdem kontinuierlich<br />
durch geführt, so dass die Anzahl der gematchten Paare<br />
wächst. Eine Kurzevaluation zum Start des Tandems,<br />
nach 6 und 12 Mona ten begleitet das Projekt.<br />
Weitere wichtige Bausteine eines Mentoring-Programmes<br />
sind die Netzwerkbildung sowie das Angebot von begleitenden<br />
thematisch geeigneten Veranstaltungen. Den<br />
Mentees wird durch die Ärztekammer in Kooperation mit<br />
der Akademie für Medizinische Fort- und Weiter bildung<br />
eine Teilnahme an geeignet erscheinenden Kursangeboten<br />
der Akademie ermöglicht. Von Zeit zu Zeit sollen<br />
auch in Zukunft Veranstaltungen für die Teilnehmerinnen<br />
des Projektes angeboten werden. Für das 2. Quartal<br />
<strong>2009</strong> ist eine Veranstaltung für Mentorinnen und eine Einführungsveranstaltung<br />
für neu hinzu gekommene Mentees<br />
geplant.<br />
Interessierte Mentorinnen und Mentees, die an dem<br />
Programm teilnehmen möchten, wenden sich bitte an Dr.<br />
Uta Kunze, Patricia Hradetzky (04551/803-124) oder<br />
mentoring@aeksh.org.<br />
<strong>Ausgabe</strong> 9 I September <strong>2009</strong> 37