Forschung und Lehre Jahresbericht 2008 zfp fo rsch u n g
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Beteiligte<br />
Beteiligte<br />
Fragestellungen<br />
Subjektives Erleben der Aufnahmesituation in einer<br />
psychiatrischen Klinik<br />
Raoul Borbé, Andreas Klein<br />
Die Aufnahme in psychiatrischen Kliniken, nicht selten unter Zwang, er<strong>fo</strong>lgt<br />
oft sehr spät im Krankheitsverlauf <strong>und</strong> wird von vielen Patienten als stigmatisierend<br />
empf<strong>und</strong>en. Es gab daher in den letzten Jahren eine Reihe von Arbeiten<br />
zu den sog. „pathways to care“, also wie die Patienten in die Klinik kommen<br />
<strong>und</strong> zur Anwendung von Zwang bei der Einweisung <strong>und</strong> in der Klinik. Das<br />
subjektive Erleben der Patienten in der Aufnahmesituation ist dagegen bisher<br />
kaum untersucht, obwohl man aus der Arbeit mit Behandlungsvereinbarungen<br />
weiß, dass gerade dieser erste Eindruck oftmals entscheidend ist für die Sichtweise<br />
der Patienten in Bezug auf die Institution „Psychiatrisches Krankenhaus“,<br />
wenn nicht für die Psychiatrie als Ganzes. Gleichzeitig sind die Bedürfnisse<br />
<strong>und</strong> Bewertungen der Patienten hochgradig individuell. In einem von der<br />
DGPPN initiierten <strong>und</strong> finanziell von der Stiftung seelische Ges<strong>und</strong>heit, der<br />
B<strong>und</strong>esdirektorenkonferenz <strong>und</strong> der ACKPA unterstützten Projekt wird das subjektive<br />
Empfinden der Patienten bei Aufnahme in eine psychiatrische Klinik<br />
untersucht. Die Federführung liegt bei der Arbeitsgruppe von Prof. Driessen,<br />
Bielefeld. Die in unserem Haus durchgeführte medizinische Promotionsarbeit<br />
diente der Erarbeitung eines Fragebogens zum subjektiven Erleben der Aufnahmesituation<br />
in einer psychiatrischen Klinik unter Einbezug von Einzelinterviews<br />
<strong>und</strong> so genannter Fokusgruppen. Die Erhebung mit n=72 PatientInnen<br />
ist mittlerweile abgeschlossen. Erste Ergebnisse sind in einen Fragebogen eingeflossen,<br />
der aktuell bei über tausend PatientInnen in mehreren Kliniken in<br />
Deutschland angewendet wird. Die Promotionsarbeit ist kurz vor der Fertigstellung.<br />
Jarvis revisited<br />
Raoul Borbé, Frank Eisele, Peter Schmid, Ralf-Peter Gebhardt<br />
Der Psychiater Edward Jarvis beschrieb bereits 1850 den Effekt, dass Patienten<br />
eines psychiatrischen Krankenhauses eher aus der Nähe als aus größeren<br />
Entfernungen kommen. Wir fragten uns, ob dieser Distanzreibungseffekt auch<br />
in den drei Südwürttembergischen Zentren für Psychiatrie (SWZ) <strong>und</strong> den<br />
Satellitenstationen in Wangen <strong>und</strong> Ehingen zu finden ist <strong>und</strong> ob sich die Stärke<br />
der Distanzreibung je nach Diagnose unte<strong>rsch</strong>eidet. Außerdem wollten wir<br />
prüfen, ob es sich beim Jarvis-Effekt möglicherweise nur um ein Artefakt handelt,<br />
das sich ergibt, weil entfernter wohnende Patienten In andere Krankenhäuser<br />
gehen.<br />
22 <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2008</strong>