Forschung und Lehre Jahresbericht 2008 zfp fo rsch u n g
Forschung und Lehre Jahresbericht 2008 zfp fo rsch u n g
Forschung und Lehre Jahresbericht 2008 zfp fo rsch u n g
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Ziel<br />
Art der<br />
Untersuchung<br />
Studienablauf<br />
4. Titel: Gewalt- <strong>und</strong> Deliktprävention bei aus stationärer Behandlung<br />
entlassenen Patienten mit Schizophrenie.<br />
Es ist inzwischen hinreichend belegt, dass Patienten mit Schizophrenie ein<br />
erhöhtes Risiko für Gewaltdelikte tragen. Die Ursachen sind komplex, die psychopathologische<br />
Symptomatik spielt eine wesentliche Rolle, aber auch<br />
komorbide Faktoren wie Substanzmissbrauch, prämorbide delinquente Entwicklungen<br />
<strong>und</strong> dissoziale Persönlichkeitszüge. Opfer der Gewalt sind häufig<br />
Familienmitglieder oder Personen aus dem persönlichen Umfeld, gelegentlich<br />
Autoritätspersonen (Richter, Ärzte, Politiker), selten Zufallsopfer. Nach der<br />
Verübung schwererer Gewaltdelikte durch schizophren Erkrankte er<strong>fo</strong>lgt in<br />
vielen Fällen statt einer Haftstrafe die richterliche Anordnung einer Maßregel<br />
mit zeitlich nicht befristeter Unterbringung <strong>und</strong> Behandlung in einer <strong>fo</strong>rensisch-psychiatrischen<br />
Einrichtung. Untersuchungen (siehe Projekt „Maßregelvollzug<br />
nach § 63 StGB in Deutschland: Rahmenbedingungen der Prävention<br />
von Straftaten psychisch Kranker“) haben gezeigt, dass bei den meisten der<br />
<strong>fo</strong>rensisch untergebrachten schizophrenen Gewalttäter sowohl eine längere<br />
Vorgeschichte allgemeinpsychiatrischer stationärer Behandlungen als auch<br />
entsprechende delinquente Entwicklungen zu verzeichnen sind. Es liegt deshalb<br />
nahe, allgemeinpsychiatrische stationäre Behandlungen zum Erkennen<br />
eines Gewaltrisikos <strong>und</strong> zur Verhinderung oder Reduzierung gewalttätiger<br />
Handlungen zu nutzen, um damit letztlich strafrechtlich relevante Delikte mit<br />
entsprechenden Folgen für die Opfer <strong>und</strong> den psychisch kranken Täter selbst<br />
(Maßregelvollzug) zu verhindern.<br />
Bisher wurde nicht versucht, durch systematische Interventionen während<br />
einer stationären allgemeinpsychiatrischen Behandlung gewalttätige Handlungen<br />
nach der Entlassung zu verhindern oder zu reduzieren. Auch über die<br />
Art der möglichen präventiven Interventionen bei schizophrenen Patienten ist<br />
jenseits der leitlinienkon<strong>fo</strong>rmen Behandlung nichts bekannt.<br />
Es handelt sich um eine Pilotstudie. Es geht zunächst um die Entwicklung <strong>und</strong><br />
Erprobung einer gewaltpräventiven Intervention, die unter den alltäglichen<br />
Bedingungen einer allgemeinpsychiatrischen Station durchführbar ist. Die<br />
Durchführung der Untersuchung wird durch die Vergabe des Christian-Roller-<br />
Preises <strong>2008</strong> der Illenauer Stiftungen ermöglicht.<br />
Als erster Arbeitsabschnitt werden brauchbar e<strong>rsch</strong>einende Interventionsmodule<br />
entwickelt, in der anschließenden Studienphase werden die praktischen<br />
Einsatzmöglichkeiten erprobt. Noch während des stationären Aufenthaltes soll<br />
ein Screening bezüglich eines Gewaltrisikos durchgeführt werden, gegebenenfalls<br />
soll die Motivierung des Patienten für weitere Interventionsmaßnahmen<br />
<strong>und</strong> die Anbindung an nachstationäre Kontakte erreicht werden. Nach der<br />
Entlassung sollen im Durchschnitt drei weitere Kontakte in ca. zweimonatigem<br />
Abstand durchgeführt werden. Outcomekriterien sind der Anteil der<br />
Patienten, der die Intervention akzeptiert <strong>und</strong> die angebotenen Hilfen in sei-<br />
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2008</strong> 27