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Fahrrinne Unterelbe

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WSA HH: Beweissicherung MZB der <strong>Fahrrinne</strong> <strong>Unterelbe</strong> Seite 47renzflächen noch durch die Brackwasserart Aktedrilus monospermathecus (Tubificidae), die mitüber 55% im Stromstrich der <strong>Fahrrinne</strong> und knapp 30% im Seitenbereich des Fahrwassers dominierte.Die Assoziation aus P. volki, Enchytraeus spp. und A. monospermathecus ist offenbar typisch fürdie Besiedlung der <strong>Fahrrinne</strong> und deren Seitenräume. Alle Spezies präferieren Sande und sind äußerstströmungstolerant; also Rahmenbedingungen, wie sie in der <strong>Fahrrinne</strong>/im Fahrwasser überwiegendvorliegen. Interessant ist die unterschiedliche Salzpräferenz bzw. -toleranz. Propappusvolki kommt aus dem Süßwasser und toleriert geringe Aufsalzungen. In der Tideelbe ist der Wurmregelmäßig bis Pagensand, vereinzelt bis Glückstadt nachgewiesen worden (UVU-MATERIALBANDVII 1997, BIOCONSULT 2004). Die unter den Enchytraeiden am häufigsten im Untersuchungsraumidentifizierte Art Enchytraeus albidus ist omnipotent: sie siedelt im Wasser, im Spülsaum, in Böden(terrestrisch). Hinsichtlich ihrer Salzansprüche ist sie holeuryhalin, d. h., von 0 bis > 30‰ uneingeschränktverbreitet. Ganz anders dagegen Aktedrilus monospermathecus. Nach GIERE &PFANNKUCHE (1982) ist der Tubificidae ein mariner Oligochaet, also aus Richtung Nordsee kommend,mit Verbreitungsschwerpunkt zwischen 25 und 5‰. Nach DZWILLO (1966), ERSEUS undTIMM (pers. Mitts. 2003) handelt es sich um eine (echte) Brackwasserart, deren Vorkommen imMinimum bei etwa 1‰ begrenzt ist. Im Gegensatz zu den zwei vorgenannten, euryhalinen Artenist die salzabhängige Verbreitung dieser Spezies ein geeigneter Indikator für die Lage der Brackwasserzonebzw. deren obere Grenze in der <strong>Unterelbe</strong>.A. monospermathecus ist 2001 erstmalig im Untersuchungsraum <strong>Unterelbe</strong> bis Strom-km 647 registriertworden, damals als unbekannte Spezies mit dem Arbeitstitel „Oligo-Art indet.“ (vgl. BIO-CONSULT 2002) und im Jahr darauf als „Homochaeta-Typus indet.“ geführt (vgl. BIOCONSULT2003a). Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist der kleine Brackwasser-Tubificidae auch als „unbekannteArt“ in der <strong>Unterelbe</strong> bei Neßsand (Strom-km 638) bereits im Jahr 2000 beobachtet worden (KRIEGin BIOCONSULT 2003b), d.h. ab (2000) 2001 hat sich das Vorkommen dieser Brackwasserart weitstromaufwärts verschoben.Ob hier ein Zusammenhang mit der elbeaufwärtigen Verlagerung der oberen Brackwassergrenzebesteht, ist im Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht zu klären. Einige Heinweise seien hier aberangeführt: Aus der „Elbe-Literatur“ ist bekannt, dass Aktedrilus monospermathecus Ende der 70-erJahre bis etwa Pagensand dokumentiert war (GRAEFE in GIERE & PFANNKUCHE 1982). In den 80-er und 90-er Jahren ist diese Spezies in den Artenlisten nicht mehr zitiert worden. Im Rahmen derUVU <strong>Fahrrinne</strong>nanpassung ist A. monospermathecus nicht identifiziert worden, obwohl im GebietLühesand (Flussquerschnitt bei Strom-km 649) relativ intensiv beprobt und methodisch auch mitder Maschenweite 250 µm gearbeitet worden ist (UVU-MATERIALBAND VII 1997). Demnach mussAktedrilus monospermathecus erst ab/nach 1999 elbeaufwärts in den Raum Stader-/Lühe- bis Neßsandeingewandert sein. Der Nachweis in der grundsätzlich limnischen <strong>Unterelbe</strong> bei Neßsand istsehr interessant. Interessant deshalb, weil dies ein Indiz dafür ist, dass das Porenwasser im Gegensatzzur überstehenden Wassersäule „salzig“ sein muss. Anders sind die lokalen Populationsdichtenin der Größenordnung von 10 3 bis 10 4 Ind./m² nicht zu erklären, zumal es sich um geschlechtsreife,sich im Gebiet reproduzierende Tiere handelt! Aktedrilus ist zur Fortpflanzung aufMindestsalzgehalte von ca. 2 – 5‰ angewiesen (GIERE & PFANNKUCHE 1982).Oktober 2005 BIOCONSULT Schuchardt & Scholle

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