spezial SÜDTIROLER LANDWIRT NR.16 13. 9. 2013Gesunder Saft vom gesunden ApfelDas Projekt Pomosano des Versuchszentrums Laimburg will nicht nur den Apfel als Tafelobst erforschen, sondernauch die verschiedenen Verarbeitungsprodukte.Der Apfel ist ein sehr vielseitig einsetzbaresProdukt. Je nach Sorte eignet er sich eher alsTafelobst direkt zum Verzehr oder zur Weiterverarbeitung.Das Versuchszentrum Laimburgerforscht im Projekt Pomosano nun nichtnur den Apfel als Frischobst, sondern auchin prozessierter Form und prüft die ernährungsphysiologischenWerte im Detail. Umden Ergebnissen einen praktischen Nutzenzu verleihen, wurde die Herstellung an dieRealität der <strong>Südtiroler</strong> Klein- und Mittelbetriebeangepasst.Zunächst wird die aktuelle Situation derApfelsaftverarbeitung erhoben. Bisher wurdenfast 20 Produktionsbetriebe in Südtirol besuchtund durchleuchtet: Vor etwa 20 Jahren habendie ersten landwirtschaftlichen Betriebe inSüdtirol begonnen, Apfelsaft für kommerzielleZwecke zu produzieren. Inzwischen gibtes um die 40 Erzeuger von naturtrübem Apfelsaft.Davon sind neun Mitglied der Qualitätsmarke„ Qualität Südtirol“, elf tragen dasMarkenzeichen „Roter Hahn“. Die anderenProduzenten arbeiten autonom. Einige bietenLohnverarbeitung an.Sortengemische oder reinsortigUm ein ausgewogenes Zucker-Säure-Verhältniszu erhalten, werden Direktsäfte auseiner Mischung verschiedener Sorten hergestellt.Zu den am häufigsten verwendetenzählen Golden Delicious, Granny Smith, Jonagoldund Red Delicious. Zudem werdenreinsortige Säfte aus Gravensteiner, Jonagold,Pinova, Rafzubin Rubinette®, Weirouge undElstar produziert. Die Äpfel stammen entwederaus dem eigenen Betrieb oder werden vonGenossenschaften zugekauft. Verarbeitet wirdsowohl Frischobst als auch gelagerte Ware.Verarbeitung und AbfüllungJe nach Größe des Betriebes können 10.000bis 300.000 Liter Saft pro Jahr erzeugt werden.Durchschnittlich sind das pro Tag 5000 Liter.Der Ablauf der Apfelsaftproduktion isteinheitlich: Die sauberen und einwandfreienÄpfel werden in einer Rätzmühle vermahlen.Die entstandene Maische wird dann entsaftet.Dabei werden hauptsächlich Einbandpresseneingesetzt, in einigen Fällen auch Zweibandpressen,pneumatische Weinpressen oderOb rot, sonnen- oder strohgelb: Südtirols Apfelsaft-Produzenten erzeugen gute Qualitäten.hydraulische Korbpressen. Der Saft wird für12 bis 24 Stunden „ruhen“ gelassen und danndekantiert, um den unerwünschten Bodensatzzu minimieren. Zentrifugen oder Filtersystemewerden aus ideologischen und aufgrunddes erhöhten finanziellen und arbeitstechnischenAufwandes selten eingesetzt.Um den Saft für ein bis zwei Jahre haltbarzu machen, wird er bei 80 bis 83 Grad Celsiusin Rohrwärmetauschern pasteurisiert. Abgefülltwerden die Säfte in grünen oder seltenerweißen Flaschen (0,25 bis 1 Liter) oder inBag-in-Box-Behältnissen zu drei, fünf oderzehn Litern Inhalt.Die Ausbeuten liegen je nach Sorte, Jahrund Verarbeitungszeitpunkt zwischen 55 und70 Prozent. Der Trester, das bei der Erzeugungvon Apfelsaft anfallende Nebenprodukt, wirdentweder als Futtermittel (Ausnahme Milchkühe)verwendet oder kompostiert und alsDünger verwertet oder zur energetischenNutzung an Biogasanlagen geliefert.Gute QualitätenIn der Regel werden die Säfte ab Hof verkauft,an die umliegende Gastronomie geliefertoder in regionalen Lebensmittelgeschäftenund Kellereien angeboten. <strong>Südtiroler</strong>Apfelsäfte sind nicht nur lokal beliebt, einigeProduzenten verkaufen ihre Säfte über dieGrenzen Südtirols hinaus, und erzielen damitbei internationalen Vergleichsverkostungenimmer wieder Prämierungen. Obwohl alsobereits gute Qualität produziert wird, wurdedie Initiative des Versuchszentrums Laimburg,sich mit der Verarbeitung von Äpfeln zu beschäftigen,positiv aufgenommen. Die Herstellerhaben zwar bereits ein umfangreichesWissen, aber es tauchen immer wieder Fragenauf, die im Detail bearbeitet werden sollten.Das Projekt PomosanoDas Versuchszentrum Laimburg hat sichbis dato wenig mit der Thematik der Verarbeitungvon Äpfeln beschäftigt. Hier sollPomosano eine Lücke füllen: Aus 50 ausgewähltenalten, gängigen, neuen, resistentenund rotfleischigen Sorten werden im Laufedes Projekts in drei Erntejahren nach standardisiertenMethoden Fruchtsäfte hergestellt,verkostet und nach ihren Inhaltsstoffen wieZucker und organische Säuren, Vitaminen,Polyphenolen, Ballaststoffen und Aromenuntersucht.Zudem liefert es erstmals die Möglichkeit,eine Großzahl an Apfelsorten gezielt zu durchleuchtenund eine Datenbank aufzubauen,welche es in Zukunft erleichtern soll, geeigneteSorten für die gewünschte Anwendungzu finden.karin brunner, walter guerra,versuchszentrum laimburg40
13. 9. 2013 NR.16 SÜDTIROLER LANDWIRT spezialAlles was <strong>Südtiroler</strong>n gut tut„Was tut Ihnen gut?“ - Diese Frage steht im Mittelpunkt einer Kampagne der Stiftung Vital. 120 Tipps sind bereitseingegangen. Die Top-Themen sind Familie, ein schönes Zuhause, die Arbeit, Entspannung, Freunde und Hobbies.„Egal ob Montag, Dienstag … Sonntag – wenn’szu viel wird … der Berg ruft und ist immerda; dafür reicht ein einziger Urlaubstag!“, isteiner der Tut-gut-Tipps, der bei der StiftungVital abgegeben wurde. Auch Lob und Anerkennungbei der Arbeit scheint vielen <strong>Südtiroler</strong>nwichtig zu sein: „Ab und zu ein Lobfür die Arbeit, die man macht, in Entscheidungenmiteinbezogen zu werden und sienicht von oben herab aufgebrummt zu bekommen,Mitarbeiter mit einem lachendenGesicht, die das alles nicht so ernst nehmen!“,das ist eine weitere Empfehlung. Wichtig istvielen <strong>Südtiroler</strong>n auch, in ein soziales Netzeingebunden zu sein. So schreibt Frau IdaThaler: „Mir tut ein kurzes Kaffeekränzchenmit meinen Nachbarinnen gut – nach Möglichkeitpflegen wir diese Tradition einmal inder Woche.“Franz Plörer, Direktor der Stiftung Vital,bestätigt: „Sich wohl und gesund zu fühlen,hat viel mit körperlicher Gesundheit zu tun,aber nicht nur! Sie schließt inneres Gleichge-wicht und das Wohlbefinden in den Beziehungenzu anderen Menschen mit ein.“ Daswar einer der Gründe, die die Stiftung Vitaldazu bewogen hat, die „Tut-gut-Kampagne“zu starten. Ziel der Kampagne ist es, die<strong>Südtiroler</strong> anzuregen, darüber nachzudenken,was ihnen gut tut. Denn gesund zu sein bedeutetsehr viel mehr als nicht krank sein:„Sich mit Freunden treffen, einen Job haben,der einen befriedigt, sich Ziele setzen, Anerkennungfür die geleistete Arbeit oder eingelegentliches Dankeschön – das alles sindAspekte, die dazu beitragen, dass wir uns wohlfühlen und mit denen die Gesundheit gestärktwird“, weiß Plörer. Laut der WeltgesundheitsorganisationWHO hängen 40 bis 50 Prozentder Gesundheit vom Lebensstil ab, maximal10 bis 20 Prozent vom Krankenversorgungsystemund der Rest von den Erbanlagen sowievon der sozialen und physischen Umwelt. „Esgibt Vieles, für das man selber verantwortlichist und das man selber verändern muss. Danngibt es aber auch Bereiche, die man nur ge-Tut gut-Stempel der Stiftung Vital.meinsam mit anderen verändern kann: imDorf, am Arbeitsplatz, in der Beziehung. Undda ist es wichtig, dass man sich aufmacht, nachPartnern und Gleichgesinnten sucht, um daszu tun, was einem gut tut“, so Plörer.Palabirne statt DoktorEinige Bauern im oberen Vinschgau setzen noch auf den Anbau einer alten Vinschgauer Kulturpflanze: derPalabirne. Sie verweisen dabei auch auf deren gesundheitliche Vorzüge.Seit Jahrhunderten prägen die Palabirnenbäumedas Landschaftsbild des Vinschgaus. Vorallem im oberen Teil des Tales stehen nocheinige dieser einzigartigen, über hundertJahre alten, brüchigen Bäume und trotzen derwirtschaftlichen Entwicklung. Mit neuemDie Palabirne eignet sich zum frischen Verzehr,zum Backen oder als Trockenobst.Bewusstsein setzen sich Liebhaber für denSchutz, den Erhalt, die Pflege und Neuaufwertungdieses Kulturgutes ein.Viele Ballaststoffe, tolles AromaSie setzen dabei auch auf den gesundheitlichenAspekt: Seit jeher gilt vor allem imVinschgau das Sprichwort: „Sein die Palabirnreif, hot dr Dokter koan Orbet“. Tatsächlichhaben Ärzte und Apotheker die Sommerapothekerbirnelange Zeit wegen ihrer Heilkraftverschrieben. Ihr hoher Gehalt an Ballaststoffenund Fruchtzucker wirkt positiv auf denVerdauungsvorgang. Die Palabirne zeichnetsich durch ein sehr aromatisches, sämigesFruchtfleisch aus. Sie eignet sich vor allemzum frischen Verzehr, aber auch hervorragendals Trockenobst. Dank ihres intensives Aromaswird sie gerne auch beim Backen verwendet,zum Beispiel als schmackhafte Zutat zum„Palabirnbrot“.41