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Kapitalismus – Machtungleichheit – Nachhaltigkeit - VSA Verlag

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138 Kapitel 4in vollem Gange, wenn auch auf beiden Seiten Positionen und Ansätze zufinden sind, die sich diesem absolut unverzichtbaren Erkenntnis- und Theoriebildungsprozessverweigern bzw. auf halbem Weg stehen bleiben. Dieim Folgenden gestrafft dargestellten <strong>Nachhaltigkeit</strong>skonzepte und -strategiensind auch Ausdruck des unterschiedlichen Grads der Bereitschaft –jenseits von ideologischen bzw. interessengelenkten Barrieren – zu einerneuen systemkritischen Synthese zu kommen, die alle fundamentalen Dimensionender gesellschaftlichen Realität, nämlich die soziale, die ökonomische,die ökologische, die politische und die kulturelle, einschließt undzusammenführt.1. Nachhaltiges Wachstum versus <strong>Nachhaltigkeit</strong>als neue HerrschaftsideologieWie alle historisch entstandenen politisch-ethischen Konzepte, wie Demokratie,Gerechtigkeit, aber auch Sozialismus, ist auch <strong>Nachhaltigkeit</strong> je nachInteresse bzw. Differenzierungsfähigkeit unterschiedlich interpretierbar. DieBandbreite reicht von semantischer Deutung der <strong>Nachhaltigkeit</strong> als Kontinuität,konsequente Bewahrung des Bestehenden, z.B. nachhaltiges Wachstum,bis zu radikaler Kritik der <strong>Nachhaltigkeit</strong> aus kapitalismuskritischerPerspektive. So wie die Demokratie von Diktaturen zur Herrschaftsverschleierungund der Sozialismus von Einheitsparteieliten zur Legitimationvon Herrschaft im Namen von Gerechtigkeit missbraucht werden kann, wirdauch <strong>Nachhaltigkeit</strong> von der Wirtschaft zur Rechtfertigung des Wachstumsmissbraucht. Mit Bezug auf weiche, in der <strong>Nachhaltigkeit</strong>sforschung zunehmendan Bedeutung gewinnende <strong>Nachhaltigkeit</strong>sindikatoren, etikettierenmanche Industriezweige, wie die chemische Industrie, ihre Produkte alsnachhaltig. Auch Regierungen folgen oft diesem Etikettenschwindel unddeklarieren alle ihre politischen Maßnahmen, die weder mehr Gerechtigkeitfür die heutigen, und erst recht nicht für künftige Generationen bewirken,als nachhaltig.Neben den bewusst semantischen Missinterpretationen plädiert der neoklassischeMainstream mit immerhin seriösen Argumenten für wachstumsorientierte<strong>Nachhaltigkeit</strong>, weil nur mit Wachstum die notwendigen Ressourcenfür Investitionen im Umweltbereich bereitgestellt werden können. 44Vgl. dazu z.B. das wichtigste neoklassische Lehrbuch der Umweltökonomie, Wikke1993. Abweichend von der Mainstream-Position unter den Neoklassikern vgl. Maier-Rigaud1999.

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