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Kapitalismus – Machtungleichheit – Nachhaltigkeit - VSA Verlag

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28 Kapitel 1Vorlieb nehmen müsste, solange keine Alternative zum <strong>Kapitalismus</strong> gefundenworden ist.Wenn auch nicht ganz so platt, kommt auch David Harvey in seinemBuch Der neue Imperialismus 29 zu einem ähnlichen Ergebnis. Der Kernvon Harveys »neuem Imperialismus«, den er seit zwei Jahrzehnten aus verschiedenenBlickwinkeln untersucht und weiterentwickelt hat, weist im Prinzipmethodisch wie inhaltlich eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem Ansatzvon Rosa Luxemburg in Akkumulation des Kapitals auf. Während Luxemburgallerdings von der Annahme einer strukturellen Konsumtionslücke(Unterkonsumtion) ausging, die den <strong>Kapitalismus</strong> zur Unterordnung vonnichtkapitalistischen Räumen und Konsumenten treibt, um selbst zu überleben,liegt die Ursache des Imperialismus für Harvey in der strukturellenProduktion von überschüssigem Kapital und überschüssiger Arbeit, die fürden Fortbestand des <strong>Kapitalismus</strong> nur imperialistisch zusammengeführtwerden kann: »Der zentrale Punkt dieser Argumentation«, schreibt Harvey,»betrifft eine chronische Tendenz des <strong>Kapitalismus</strong>, Krisen der Überakkumulationhervorzubringen, die ich theoretisch aus der Umformulierung derMarxschen Theorie der Tendenz zum Fall der Profitrate gewonnen habe.Solche Krisen äußern sich typischerweise in Kapitalüberschüssen (in Waren-,Geld- oder Produktivkapazitätsform) und überschüssiger Arbeitskraftnebeneinander, ohne dass es allem Anschein nach die Möglichkeit gäbe, sieauf profitable Weise zusammenzubringen oder gesellschaftlich nützlicheAufgaben zu verrichten.« 30 Im Unterschied zu Lenin und auch Luxemburg,die den Imperialismus – wenn auch mit verschiedenen Argumentationsketten– als »eine bestimmte Form der Produktion und der Verwendung desglobalen Raums für des Rätsels Lösung« des Überlebens des <strong>Kapitalismus</strong>hielten, sieht Harvey »des Rätsels Lösung« in der »raum-zeitliche Fixierung«.»Die kapitalistische (im Gegensatz zur territorialen) Logik des Imperialismusist, so meine ich, vor diesem Hintergrund des Ausfindigmachens›raum-zeitlicher Fixierung‹ für das Problem des Überschusskapitalszu verstehen.« 31Ich verzichte an dieser Stelle darauf, die langatmigen wie mit vielenAnnahmen, Unklarheiten, Unverbindlichkeiten und Selbstverständlichkeitenbehafteten Ausführungen Harveys wiederzugeben. Im Grunde genommenlässt sich Harveys Erklärung darauf zuspitzen, dass das Kapital beiÜberakkumulationskrisen und überschüssiger Arbeit sich vom kapitalisti-29Harvey 2005.30Ebenda: 89f.31Ebenda: 91.

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