11.07.2015 Aufrufe

Kapitalismus – Machtungleichheit – Nachhaltigkeit - VSA Verlag

Kapitalismus – Machtungleichheit – Nachhaltigkeit - VSA Verlag

Kapitalismus – Machtungleichheit – Nachhaltigkeit - VSA Verlag

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

86 Kapitel 3die neoliberale Globalisierung und die ihr innewohnende Ellenbogenmentalität;15■ drittens der gelungene Versuch, den Islam als Ersatz für das verlorengegangeneFeindbild nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion aufzubauen;■ viertens und nicht zuletzt der 11. September 2001.In diesem Kontext finden christliche Fundamentalisten der USA einen fruchtbarenBoden, um die eigene Basis mit Bezug auf die – im kollektiven Bewusstseinjederzeit abrufbare – alte, christlich-islamische Feindschaft ausder Ära der Kreuzzüge zu mobilisieren und zu vertiefen. Dass der religiösePatriotismus und der Fundamentalismus inzwischen auch wahlentscheidendgeworden sind, stellte 2004 George W. Bush unter Beweis, der trotz wirtschafts-und sozialpolitischer Misserfolge und trotz des Irak-Desasters beiseiner Wiederwahl eine satte Mehrheit erlangte.Barbara Victor belegt in ihrer bereits erwähnten Studie, dass die evangelikalenFundamentalisten zahlenmäßig in zwei Perioden starken Zulauf erhielten:zuerst nach der islamischen Revolution, und vor allem der Geiselnahmeder US-Botschaftsangestellten in Teheran. Und dann nach dem 11.September. Demnach scheinen sich der islamische und der christliche Fundamentalismuswechselseitig in gefährlicher Weise hochzuschaukeln undzu bedingen. Eine ähnliche Wechselwirkung kann auch im Israel-Palästina-Konflikt beobachtet werden. Auf beiden Seiten haben fundamentalistischeStrömungen – der islamische Fundamentalismus in Palästina und der jüdischein Israel – ihre soziale Basis deutlich ausgeweitet. Huntingtons clashof civilizations, obgleich weit davon entfernt, eine wissenschaftlich fundierteAnalyse für die gegenwärtigen Konflikte zu liefern, erhält eine Scheinplausibilität.Huntingtons zentrale Botschaft, dass die Wurzeln der gegenwärtigenKonflikte in den kulturellen Gegensätzen, vor allem der islamischenBedrohung der christlichen Welt zu suchen sind, 16 resultiert aus derAbtrennung der Erscheinungen von den sozioökonomischen Grundlagen.Sie dient in erster Linie dazu, einem Vorurteil die wissenschaftliche Begründungzu verleihen, das in der christlichen Welt in den USA dank deseigenen religiösen Sendungsbewusstseins sehr weit verbreitet ist.Unter Berücksichtigung der ökonomischen, sozialen und politischenFaktoren lässt sich jedoch unschwer belegen, dass der islamische Fundamentalismusselbst durch die Hegemonialbeziehungen der USA zur islamischenWelt, insbesondere zu Iran, neue Nahrung erhalten hat. Ohne den15Vgl. dazu Nielebock 1991; Krell 2003.16Huntington 1997

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!