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Kapitalismus – Machtungleichheit – Nachhaltigkeit - VSA Verlag

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Amerikas Hegemonialsystem und seine Grenzen 91Auch ein rhetorisch gewandter und eloquenter Verfasser wie Münkler istnicht davor gefeit, wenn auch ungewollt, manche Inkonsistenzen der eigenenAnalyse ans Tageslicht zu fördern. An ganz wenigen Stellen fühlt ersich in seinem Werk genötigt, handfeste Fakten, die die Kritiker der US-Außenpolitik anführen, zur Kenntnis zu nehmen. Hier nur einige wichtigeBeispiele: »Ob eine ... optimale Gewichtung möglich ist«, dass »die militärischenAufgaben (des US-Imperiums) in Grenzen gehalten werden«, hängtauch davon ab, »ob strategische Ressourcen, auf denen die Wirtschaft desimperialen Raumes basiert, innerhalb dieses Raumes verfügbar sind oderimportiert werden müssen. Letzteres kann einen permanenten Zwang zurdirekten Beherrschung von Teilen der Peripherie nach sich ziehen. In dieserHinsicht bildet die Kontrolle der Erdölversorgung und des Ölpreises dieAchillesferse des amerikanischen Imperiums.« 30 Der Zwang zur direktenBeherrschung und Kontrolle der Erdölversorgung und des Ölpreises widersprichtalso durchaus nicht der Logik der imperialen Ordnung – wie Münkleran einer anderen Stelle (s.o.) behauptet, sondern ist offensichtlich Bestandteildieser Ordnung. Insofern hätte Münkler selbst einräumen müssen,dass die Vereinigten Staaten sich in Bezug auf die strategisch existentiellenRäume jenseits des transatlantischen Kernbereichs des Imperiums imperialistischverhalten.Dieses Eingeständnis stünde allerdings im Widerspruch zu seiner Konstruktionder imperialen Ordnung. Die von Kritikern herausgestellte Neigungder USA, sich immer häufiger auf Abenteuerkriege einzulassen, führtMünkler, um ein zweites Beispiel anzuführen, auf »die Zeitknappheit durchdie demokratischen Mechanismen« zurück. »Militärische Lösungen sind«,so Münkler, »mit der Suggestion der Schnelligkeit und Endgültigkeit versehen,und insofern liegt es nahe, dass ein ›Imperium in Eile‹ häufiger zuihnen Zuflucht nimmt als angezeigt und sinnvoll wäre.« 31 Die Kriege derUSA resultierten demnach nicht daraus, dass die amerikanische Demokratievor den Beziehungen zu Amerikas erklärten Feinden Halt macht, sondernumgekehrt daraus, dass die Schwerfälligkeit der Demokratie den US-Regierungen wegen »Zeitknappheit« keine andere Wahl lässt.Münkler hat auch kein Problem damit, Kritikern zuzustimmen, dass dieUSA viele Kriege verdeckt geführt bzw. unter Vorspiegelung falscher Tatsachenbegonnen haben. »Vom so genannten Tonking-Zwischenfall, mit demder Beginn der Luftbombardements gegen Nordvietnam begründet wurde«,schreibt Münkler, »über die angebliche Tötung kuwaitischer Brutka-30Münkler 2005: 233f.31Ebenda: 237.

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