11.07.2015 Aufrufe

Kapitalismus – Machtungleichheit – Nachhaltigkeit - VSA Verlag

Kapitalismus – Machtungleichheit – Nachhaltigkeit - VSA Verlag

Kapitalismus – Machtungleichheit – Nachhaltigkeit - VSA Verlag

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

68 Kapitel 2Die Theorie des ungleichen Tausches geht auf Emmanuel Arghiri 31 zurückund wurde von Ernest Mandel weiterentwickelt. In Anlehnung an dieMarxschen Reproduktionsschemata im zweiten Band des Kapital formuliertensie ein statisch mathematisches Modell, das Umverteilungsvorgängesowohl national wie global erklären soll. Unter der auch von Marx selbstzugrunde gelegten Annahme unterschiedlicher organischer Zusammensetzungdes Kapitals (OZK) und der Annahme einer gleichen Mehrwertrate inallen Sektoren ist Werttransfer von den Sektoren mit niedriger OZK in Richtungder Sektoren mit hoher OZK ein strukturell dauerhafter und zwangsläufigerZustand. Denn nur dieser Werttransfer beschert den Kapitalisten ingänzlich unterschiedlichen Produktionssektoren einen durchschnittlichenProfit. Der so begründete intersektorale Werttransfer sei demnach auch dieUrsache dafür, dass alle Warenpreise in der gesamten Volkswirtschaftzwangsläufig entweder unter- oder überwertet seien. Zudem würden dieWaren nicht zu ihren Werten, sondern zu Produktionspreisen verkauft, diedauerhaft von ersteren abwichen.Der »Widerspruch« zwischen »Produktionspreisen« und »Werten« führteseit längerem tatsächlich zu einer internationalen, oft mathematisch abstraktenDebatte über Preisbildungsmechanismen auf den Märkten, die stetsrätselhafte Werttransfervorgänge voraussetzen. Doch Dreh- und Angelpunktdieses mit unlösbaren Problemen behafteten Interpretationsmusters sind zweiirrige Annahmen, mit denen Marx in seinen als statischem Gleichgewichtsmodellzu begreifenden Reproduktionsschemata operierte. Es blieb ihmselbst jedoch nicht mehr die Zeit, das statische Modell unter Berücksichtigungdynamischer und Sektor überschreitender Marktprozesse zu modifizieren.Erstens sind gesamtgesellschaftlicher Durchschnittsprofit und die entsprechendedurchschnittliche Profitrate fiktive und keine realen Größen.Bestenfalls gleichen sich Profitraten diverser Kapitale durch KonkurrenzundKostenmechanismen innerhalb von einzelnen Sektoren tendenziell anund nicht – wie fälschlicherweise angenommen wird – durch Werttransfer.Auch eine Sektor überschreitende Angleichung von Profitraten findet nichtzwingend durch Werttransfer von einem in den anderen Sektor statt, sonderndurch Umstrukturierung, d.h. durch Bewegung von Kapital und Arbeit.Die Annahme der Profitangleichung durch einen strukturell bedingtendauerhaften Werttransfer stünde übrigens in krassem Widerspruch zumWesen des Wertgesetzes und der Werttheorie, da sie Profitmaximierung nichtmehr aus dem Konkurrenzzwang durch Produktivitätssteigerung, sondern31Arghiri 1969.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!