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Kapitalismus – Machtungleichheit – Nachhaltigkeit - VSA Verlag

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Chancengleichheit und Gerechtigkeit als Ethik der <strong>Nachhaltigkeit</strong> 177eine kleine privilegierte und machtpotente Minderheit sich das Recht nimmt,ihren Egoismus voll auszuleben, ihre individuellen Nutzenmaximierungsoptionenvollständig zu realisieren, die durch sie verursachten Kosten zuexternalisieren und dadurch die große Mehrheit der heutigen Menschen undder künftigen Generationen daran zu hindern, ihrerseits ihr Ego auslebenund ihren individuellen Nutzen maximieren zu können. Hinsichtlich künftigerGenerationen erübrigt Chancengleichheit das Problem einer Festlegung,was für künftige Menschen gut und gerecht ist. Vielmehr kommt esdarauf an zu bestimmen, was die heutigen Menschen unterlassen sollten,damit künftigen Generationen die Chance verbleibt, selbst zu definieren,wie sie ihr Leben gestalten wollen.Das vorgestellte Konzept Chancengleichheit und seine Grundprinzipiensind vorläufig. Es bleibt zu überprüfen, inwiefern sowohl die Definition derChancengleichheit wie deren Einzelprinzipien vollständig sind, ob jedesEinzelprinzip für sich konsistent ist und diese zusammen in ein Gesamtkonzeptintegrierbar sind, und schließlich, ob diese Einzelprinzipien auchevolutionsgeschichtlich untermauert werden können.Die Frage der Rangordnung der oben aufgelisteten sieben Prinzipien mussvorerst offen bleiben. 30 Ob eine wertende Rangordnung oder aber Gleichrangigkeitmoralisch zwingend ist, bedarf der eingehenden Untersuchung,obgleich schon vieles dafür spricht, dass diese Prinzipien auf jeden Fall ineiner unauflösbaren Beziehung zueinander stehen müssten. Hinreichendbegründet ist jedoch die Hypothese, dass Chancengleichheit den Anforderungeneiner mehrdimensionalen Ethik und der Politik der integralen <strong>Nachhaltigkeit</strong>deutlich stärker Rechnung trägt als die bisher bekannten Gerechtigkeitsethiken.Sie wird als eine integrative Weiterentwicklung jener gängigenGerechtigkeitsethiken begriffen, in denen entweder das Gleichheitsoderdas Freiheitsprinzip absolut dominiert. Autonomie, Selbstverwirklichung,Freiheit, Partizipation und Fürsorge, Zugangsfreiheitsprinzip, Leistungs-und Bedürfnisgerechtigkeit verleihen der Chancengleichheit eine inhöchstem Maße moralische Tauglichkeit und Politikfähigkeit.30In Rawls’ Theorie der liberalen Gleichheit sind alle Gerechtigkeitsprinzipien demersten Grundsatz des »umfangreichsten Gesamtsystems gleicher Grundfreiheiten füralle« in »lexikalischer Ordnung« nachgeordnet, Rawls 1975: 336.

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