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Kapitalismus – Machtungleichheit – Nachhaltigkeit - VSA Verlag

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Kritik der herrschenden <strong>Kapitalismus</strong>- und Imperialismuskritik 19spielte bei den theoretischen und analytischen Interpretationen aktueller<strong>Kapitalismus</strong>- und Weltwirtschaftskrisen – z.B. der Ölkrise in den 1970erJahren, der Finanzkrisen in den 1980er und 1990er Jahren, des rasantenWachstums in asiatischen Schwellenländern, der wachsenden Verschuldungskrise,des Finanzkollapses einiger Schwellenländer wie Mexiko, Argentinien,Thailand und Indonesien Ende der 1990er Jahre, des Phänomens neoliberalerGlobalisierung und erst recht bei der Diskussion um die Grenzendes Wachstums und der globalen ökologischen Krisen – so gut wie keineRolle. 7Christian Zeller bedauert Mandels Bedeutungslosigkeit und führt denSachverhalt tautologisch darauf zurück, dass »Mandels wertvolle Anregungenin den 1980er Jahren nicht produktiv für neue Überlegungen aufgegriffenwurden.« 8 Warum dies aber der Fall ist, ist m.E. nicht einem Zufall oderder Nachlässigkeit zeitgenössischer AutorInnen zuzuschreiben. Diese Fragebedarf einer eingehenden Antwort, da sie weit über Mandels Werk hinausfür den Stellenwert marxistischer Analyse auch der Welt von heute, fürStrategiedebatten, den Diskurs über die Alternativen zur neoliberalen Globalisierungund zum amerikanischen Hegemonialsystem von grundsätzlicherBedeutung ist. Ich führe die Bedeutungslosigkeit von Mandels Spätkapitalismusfür die Gegenwarts- und Zukunftsfragen auf folgende drei methodischenUnzulänglichkeiten zurück, die nicht nur für die analytischenund politischen Selbstblockaden von Mandels wissenschaftlichem und politischemLebenswerk, sondern auch für viele andere Marx-Schüler symptomatischsind:■ Erstens führt Mandel alle gesellschaftlichen Prozesse (Erscheinungenund strukturelle Veränderungen) im <strong>Kapitalismus</strong> in letzter Instanz aufdie Gesetzmäßigkeiten der Kapitalakkumulation zurück und verabsolutiertdamit die Kapitalverwertungsmechanismen.■ Zweitens vernachlässigt Mandel Macht und <strong>Machtungleichheit</strong> als einevom kapitalistischen Akkumulationskreislauf und vom Wertgesetz unabhängigegesellschaftliche Kategorie.■ Drittens und folglich vermengt Mandel methodisch die Logik der Wertproduktionund der Kapitalakkumulation mit der Logik der Verteilungbzw. Umverteilung der produzierten Werte.7Im Schlussbericht der Enquête-Kommission »Globalisierung der Weltwirtschaft«des Deutschen Bundestages, immerhin ein dicht geschriebenes, 600 Seiten umfassendesKonvolut, in das zu Theorien und Strukturen der weltwirtschaftlichen Entwicklungbeachtliche Expertisen eingeflossen sind, wird z.B. Mandels Werk an keiner Stelle alsQuelle herangezogen. Vgl. Deutscher Bundestag (Hrsg.) 2002.8Zeller 2004: 74.

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