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Kapitalismus – Machtungleichheit – Nachhaltigkeit - VSA Verlag

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Amerikas Hegemonialsystem und seine Grenzen 95Dollar als internationale Leitwährung, wissenschaftlich-technologischer Vorsprungauf den meisten Gebieten, hohes Pro-Kopf-Einkommen, Englischals Weltsprache und vor allem militärische Überlegenheit sowohl im konventionellenwie im atomaren Bereich.Außer diesen materiellen Voraussetzungen war die Mehrheit der Amerikanerdavon überzeugt, »auserwählt« und – wie oben dargelegt – zum Messianismusberufen zu sein. Dieses Sendungsbewusstsein war aller Wahrscheinlichkeitnach ein wichtiger Grund für das Selbstverständnis einerNation, die sich anschickte, ihren Lebensstil (American way of life) als Normfür die übrige Welt zu deuten und die kulturelle Hegemonie für sich zubeanspruchen. »Ist der Messianismus auch nicht unbedingt in einem striktreligiösen oder theologischen Sinne aufzufassen«, schreibt Hartmut Heuermann,»so proklamiert er doch ein Weltbesserungsprogramm, das anderendie Werte, Tugenden, Verhaltensmaximen anempfiehlt (oder aufoktroyiert),die dem Gottes- und Menschenbild der Amerikaner entstammen. Diesewerden gewissermaßen als Geschenke des Himmels angesehen, deren Empfangmit Dankbarkeit zu quittieren ist, ihr Begriff von Freiheit, ihr Modellder Demokratie, ihr System des Rechts, ihre Vorstellungen von Markt, Konsumund Luxus, ihr Standard technologischer Errungenschaften, kurzum:ihre Auffassung von den Voraussetzungen eines höheren, gottgefälligenMenschentums.« 39 Es deckt sich durchaus mit dieser Tradition, dass Neokonservativewie George W. Bush, Dick Cheney und Ronald Rumsfeld dashegemonialpolitische Projekt der USA für den Großraum Mittlerer und NaherOsten unter dem Vorwand der Demokratisierung missionarisch begründen. 40Die Hegemonie der Vereinigten Staaten in der westlichen Welt nach 1945ist sehr viel ausgeprägter als die Hegemonie Großbritanniens ein halbesJahrhundert zuvor. Dem Sieger des Zweiten Weltkrieges mit beträchtlichenKapital- und Warenüberschüssen stehen Westeuropa und Japan gegenüber,die durch den Krieg ausgeblutet und in der Not darauf angewiesen sind,alles, was aus Amerika kommt, tatsächlich als Geschenk des Himmels anzusehenund sich zu tiefer Dankbarkeit verpflichtet zu fühlen. Die USAversorgen Westeuropa nicht nur mit Kapital und Waren, sie geben ihm obendreindie militärische Sicherheit gegen die neue kommunistische Bedrohung.Der kommunistische Feind sorgt dafür, dass die Hegemonialpositionder USA sich in der westlich-kapitalistischen Welt trotz beachtlicher Verschiebungender ökonomischen Kräfteverhältnisse zugunsten Westeuropasund Japans verfestigt. Die hegemoniale Unterordnung Westeuropas und39Heuermann 2005: 267.40Ausführlicher dazu Massarrat 2005a.

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