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Kapitalismus – Machtungleichheit – Nachhaltigkeit - VSA Verlag

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Kritik der herrschenden <strong>Kapitalismus</strong>- und Imperialismuskritik 35beiden Logiken (Logik des Territoriums und Logik des Kapitals) findet maneine unpräzise und – wie auch im obigen Zitat – mit vielen Sprachfloskelnversehene Abhandlung imperialistischer Politik der Vergangenheit und Gegenwart,um daran anschließend zu resümieren, dass »jetzt offensichtlich(ist), dass die territoriale und die kapitalistische Logik in einem Zustandhoher Spannung existieren.« 43 Die begriffliche und analytische Unsicherheit,die vagen und ungenauen Aussagen und die Verwendung von Sprachfloskeln,die im Grunde im gesamten Text von Der neue Imperialismus zufinden sind, rühren m.E. von der das Werk wie ein roter Faden durchdringendenDogmatik, die Dominanz der kapitalistischen Logik zum einzigenDeutungsmaßstab aller Ereignisse zu erheben, bei der Untersuchung derkonkreten Sachverhalte jedoch permanent auf Widersprüche und Abweichungenvon den eigenen normativen Erwartungen zu stoßen, die sich ausder dogmatisch festgelegten Annahme ergeben. Die methodische Unsicherheitzeigt sich bei Harvey auch, wenn er unreflektiert seine begrifflichenInstrumentarien ändert bzw. erweitert, wenn er nicht weiterkommt. Da sichdie Logik des Territoriums beispielsweise für die Analyse regionaler Besonderheitenim Globalisierungsprozess als unbrauchbar erweist, erweitertHarvey kurzerhand seine Lieblingskategorie in »die politisch-territorialeLogik«. 44 Bei näherem Hinsehen wird aber klar, dass Harvey mit dieserUmschreibung eigentlich die Logik der Macht meint.Wenn auch unbemerkt, liefert Harvey selbst in den weiteren Kapitelnseines Werkes einige Belege für die Machtautonomie im <strong>Kapitalismus</strong>, vorallem wenn er entlang seines Raum-Zeit-Konzepts nach den Ursachen derRegionalität (der regionalen Besonderheiten) fragt: »Und in bestimmtenFällen, für die Singapur das beste Beispiel ist, kann ein politischer Staatsich tatsächlich daranmachen, eine effektive und dynamische Regionalökonomieinnerhalb seiner selbst aufzubauen, indem er die molekularen Prozesseder Kapitalakkumulation in Raum und Zeit innerhalb seiner Grenzensystematisch einbezieht. Wie inzwischen gut bekannt ist, ist ein attraktivesGeschäftsklima höchstwahrscheinlich ein Magnet für den Kapitalstrom, undso scheuen Staaten keine Mühe, ihre eigene Macht zu vergrößern, indemsie Zufluchtsstätten für Kapitalinvestitionen einrichten.« 45 Unter Berücksichtigungvon »Macht der vermittelnden Institutionen« liefert Harvey selbst,auch hier unbemerkt, einen weiteren anschaulichen Beleg für die Autonomieder Macht im <strong>Kapitalismus</strong>, indem er darlegt, wie unterschiedlich die43Ebenda: 88.44Ebenda: 103.45Ebenda: 108.

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