11.07.2015 Aufrufe

Kapitalismus – Machtungleichheit – Nachhaltigkeit - VSA Verlag

Kapitalismus – Machtungleichheit – Nachhaltigkeit - VSA Verlag

Kapitalismus – Machtungleichheit – Nachhaltigkeit - VSA Verlag

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

196 Kapitel 65. Mehr Sicherheit und Autonomie durch GrundeinkommenGeneviève Hesse bezeichnet weniger Arbeit und mehr Lebensqualität zutreffendals emotionale Produktivität. 9 Sie fragt: »Was wäre es, wenn derMehrwert der Produktion nicht das Geld wäre? Eine Utopie – richtig«, sagtsie. »Die zu erzielenden neuen Werte könnten«, antwortet sie, »Ästhetik,emotionaler Ausgleich, Spiritualität, Glück, Freude sein – kurzum das Wohlbefindeneines größtmöglichen Teils der Menschen. Wie wäre es mit derSteigerung eines gesunden Selbst-Wert-Gefühls oder der Liebesfähigkeitals neues Ziel der Produktion? Zurzeit können sich Erwerbslose glücklichschätzen, wenn sie es schaffen, trotz der steigenden Verachtung gegenüberihrem Status sich Inseln der inneren Produktivität zu bewahren.« 10 DieMonetarisierung immer neuer Lebensbereiche, der alltägliche Druck aufalle Menschen, auch auf die, die eine bezahlte Beschäftigung haben, unddie um sich greifende Angst, schon morgen den Arbeitsplatz zu verlieren,lässt der Gesellschaft keine Gelegenheit, realistische Fantasien wie die obenzitierten ernsthaft zu diskutieren. Zu erkennen, welche Quellen des emotionalenReichtums den Menschen – also nicht nur den unter Arbeitszwangstehenden Lohn- und Gehaltsabhängigen, sondern auch den »freien« Unternehmern– verloren gehen.Die emotionale Produktivität stellt eine unverzichtbare Voraussetzungfür <strong>Nachhaltigkeit</strong>, d.h. für die dynamische Stabilität einer Gesellschaft dar.Ohne sie, und weil dadurch die sozialpsychologische Stabilität gefährdetwäre, sind individuelle und gesellschaftliche Sinnkrisen unvermeidbar. Konsumals Ersatz dafür löst jedoch die Sinn- und auch Identitätskrisen nicht.Hesse nennt weitere Quellen der emotionalen Produktivität, die nur demäußeren Anschein nach als banal erscheinen mögen: »Für Kinder fühlt essich anders an, wenn der Papa selber die Gute-Nacht-Geschichte erzählt,als wenn die bezahlte Erzieherin es tut, so liebevoll sie auch sein mag. Indiesem Sinne kann man auch überlegen, welchen Mehrwert Mönche durchihre Gebete produzieren. Oder Menschen, die sich regelmäßig in die Meditationversenken. Was sie bewirken, ist sicherlich ein spiritueller Mehrwert.Es bringt auch kein Geld, wenn jemand betreut und begleitet von liebevollenMenschen stirbt, statt einsam und verlassen. Was produzieren Kinder,die dies für ihre Eltern tun? Harte Arbeit ist es auch, wenn jemand sich von9Hesse 2004.10Hesse 2004: Glück statt Geld, in: Tageszeitung vom 24. November 2005.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!