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Kapitalismus – Machtungleichheit – Nachhaltigkeit - VSA Verlag

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De-Globalisierung in kapitalistischen Zentren 195Lohnausgleich durch Abschöpfung der KonzerngewinneGeld sei genug da, und zwar bei Konzernen, Banken und Reichen. Es leuchtedaher nicht ein, warum es nicht möglich ist, den vollen Lohnausgleich beider Arbeitszeitverkürzung aus diesen Mitteln zu finanzieren. Geld ist tatsächlichgenug vorhanden. Rein rechnerisch ließe sich selbstverständlichdiese Rechnung aufmachen. Die Sache hat allerdings einen Haken: Diejenigen,die über das Geld verfügen, geben es einfach nicht her, weil sie verteilungspolitischam längeren Hebel sitzen und sie ferner nichts unversuchtlassen, ihre Machtüberlegenheit in noch mehr Geld umzumünzen, währendandere auf das moralische Recht für den vollen Lohnausgleich pochen. DieVerteilungsfragen zwischen Kapital und Arbeit sind eben Machtfragen undkeine Fragen der Moral. Um sich Zugang zu einem höheren Anteil am produziertenMehrwert zu verschaffen, müssen die Gewerkschaften zunächstaus der Defensive herauskommen und zu diesem Zweck auch bereit sein,dafür den Preis zu zahlen.SystemimmanenzDieser Einwand trifft zunächst einmal zu. Verkürzung der Erwerbsarbeitmit oder ohne Lohnausgleich ist per se nicht antikapitalistisch. KostenneutraleArbeitszeitverkürzung steuert zwar konsequenter als bisher das Systemzur ökosozialen Marktwirtschaft, könnte jedoch den <strong>Kapitalismus</strong> inden Industrieländern durch steigende Akzeptanz sogar stabilisieren. Aucheine andere, gerechtere Weltwirtschaft läutet durchaus nicht das Ende desSystems ein, ganz im Gegenteil: Eine gerechtere Verteilung des Einkommensin der Welt würde zuallererst die globale Konsumnachfrage steigernund damit – wie in den Industrieländern nach dem Zweiten Weltrieg – dieVoraussetzungen für eine erneute Entfesselung der Kapitalakkumulation unddes globalen Wirtschaftswachstums in ungeahntem Ausmaß schaffen. Überdiese Perspektive sollte man sich keine Illusionen machen. Und dennochöffnet das Leitbild Weniger Erwerbsarbeit, mehr Lebensqualität und Beschäftigungfür alle ein Fenster für den Einstieg in ein Zeitalter, in dem derAnteil der Erwerbsarbeit, und damit der Anteil des kapitalistisch erzeugtenWohlstands schrittweise abnimmt und gleichzeitig der Anteil der selbstverwirklichtenArbeit zunimmt. Immerhin eine Perspektive, die revolutionärersein kann als scheinradikale Positionen, die Zugeständnisse auf der Lohnseitegegen Lebensqualität als Verrat an den Lohnabhängigen denunzieren, in Wirklichkeitaber sich selbst in die <strong>Kapitalismus</strong>falle 8 hineinmanövrieren.8Näheres siehe im Abschnitt »Wege aus der <strong>Kapitalismus</strong>falle« in Kapitel 2 diesesBuches.

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