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Kapitalismus – Machtungleichheit – Nachhaltigkeit - VSA Verlag

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150 Kapitel 4eine fundamentale Säule der <strong>Nachhaltigkeit</strong> und damit unverzichtbar. 30 Sieerfordert jedoch eine neue Aufklärung und die Entstehung eines Bewusstseins,das die Menschen, trotz ihrer Unterschiede – ganz im Sinne des mittelalterlicheniranischen Dichters Sádi – als verschiedene Glieder ein unddesselben Körpers sieht:»Die Menschenkinder sind wie eines Leibes Gliederaus einem Stoff erschaffen und einander Brüder.Hat Leid nur ein einzig Glied erfasst,so bleibt den andern weder Ruh noch Rast.Wenn andrer Schmerz Dich nicht im Herzen brennt,verdienst Du nicht, dass man noch Mensch Dich nennt.«(Sádi, geb. 1219 in Schiraz).Die kulturelle <strong>Nachhaltigkeit</strong> erfordert das Bewusstsein, die Natur alsErbe der gesamten Menschheit, also auch aller Generationen zu begreifen.Dieses Bewusstsein stellt die Individualität der Einzelnen nicht in Frageund macht weder die Schaffung eines neuen Menschentyps noch die normativeAnforderung zur Voraussetzung, sich dem Abstraktum »KollektivesMenschheitsinteresse« zu unterwerfen, was auf eine Ökodiktatur hinaus liefe.Vielmehr geht es darum zu erkennen, dass Solidarität und Individualitätkeinen Gegensatz darstellen, sondern sich ergänzen. Mehr noch, dass Solidaritätganz neue Entfaltungsmöglichkeiten und Quellen der Individualitäterschließen kann. Insofern widersprechen soziologische Forschungen, dieEigennutz als genetische Konstante des Menschen sehen, 31 nicht der Bereitschaftund auch nicht dem Überlebensinstinkt der Menschen, sich auf Kooperationeinzulassen. 3230Der HGF-Ansatz des Karlsruher Forschungszentrums erwähnt zwar die Kultur inseinem Konzept integrativer <strong>Nachhaltigkeit</strong>, unterschätzt aber deren Bedeutung, in demKultur auf den Aspekt kulturelle Vielfalt reduziert wird. Vgl. Kopfmüller et al. 2001:257ff.31Die Grundthese der Soziobiologie ist, dass alle Organismen, also auch Menschen,»über Verhaltensprogramme verfügen, die dem Eigennutz dienlich sind. […] Der Grundfür die Annahme hat mit der natürlichen Auslese zu tun: Lebewesen, die um andererwillen auf Vorteile verzichten, hinterlassen weniger Nachkommen als Egoisten. Selbstlosigkeitkann sich deshalb nicht in einer Population ausbreiten.« Vgl. dazu Sommer2003: 1.32Der Mensch ist in der Lage, unabhängig von seiner biologischen Disposition sozialeWirklichkeit bewusst und verantwortungsvoll zu gestalten. »Dank seiner kognitivenund psychischen Plastizität ist er in der Lage, Natur und Kultur schöpferisch zugestalten. Anpassung bedeutet beim Menschen eben nicht starre Einpassung in vorgegebeneRealitäten, sondern deren aktive Mitgestaltung und Konstruktion. Dies gilt auchfür den sogenannten sozialen Mesokosmos.« Engels 2003: 100ff. Vgl. ferner auch Kropotkin1993.

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