Sichere Spiele sicher erkennen und sicher gewinnen - Skat-Extra
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Besser <strong>Skat</strong> spielen <strong>Skat</strong>-Theorie für die Praxis<br />
Wartet ein <strong>Spiele</strong>r aber regungslos 30, 40 oder gar 120 Sek<strong>und</strong>en (das ist beim <strong>Skat</strong> eine<br />
Ewigkeit), macht dann Anstalten, er wolle eine Karte spielen, um aber erneut in Starre zu<br />
verfallen <strong>und</strong> weitere 30 Sek<strong>und</strong>en zu warten, dann wird so mancher Mitspieler durch den<br />
empf<strong>und</strong>enen Ärger aus dem Plan gebracht. Oder er wird so ungeduldig, dass er sich zu<br />
einer Äußerung hinreißen lässt, die als „Kartenverrat“ mit Spielgewinn für den Alleinspieler<br />
gewertet werden könnte.<br />
Vielleicht nicht so verbreitet, aber ungeheuer lästig, ist der notorische Schwätzer. Dieser<br />
<strong>Spiele</strong>rtyp nutzt jede Gelegenheit, hauptsächlich aber die Geberpause, zu einem<br />
Redeschwall mit nervigen Analysen über vorangegangene <strong>Spiele</strong>, zum Erzählen von Witzen<br />
<strong>und</strong> anderen Ablenkungsmanövern. Solches Plappern kann die Konzentration auf das<br />
aktuelle Spiel ungemein stören, <strong>und</strong> es ist nicht einfach, diese Quellen ganz auszuschalten.<br />
Höfliche Bitten, das Gerede einzustellen, werden völlig ignoriert. Es bedarf dazu bisweilen<br />
einer energischen Ermahnung, ggf. sogar durch die Spielleitung oder einen Schiedsrichter.<br />
Unterbinden Sie das – sofern es Sie stört – so früh wie möglich. Sonst plappern sich solche<br />
Schwätzer in Ekstase.<br />
Bei Preisskats, Turnieren <strong>und</strong> offiziellen Meisterschaften spielt auch der Zeitdruck eine nicht<br />
zu unterschätzende Rolle. Für eine 48er Serie werden häufig 120 Minuten (evtl. plus<br />
Raucherpause) als Zeitgrenze angegeben. Die Spielleitung kann nach dem Limit die<br />
Spiellisten einziehen, auch dann, wenn noch nicht alle <strong>Spiele</strong> gespielt worden sind. Beim<br />
üblichen Spielbetrieb ist dieses 2-St<strong>und</strong>en-Limit völlig ausreichend. Treten aber<br />
Verzögerungen ein, z.B. durch ständige „Leichenreden“, dann entsteht für die letzten<br />
R<strong>und</strong>en der Serie ein Zeitdruck, <strong>und</strong> der bedeutet Stress.<br />
Anders als beim Schach, wo die verbrauchte Bedenkzeit durch persönliche Zeitmesser<br />
registriert wird, gibt es beim <strong>Skat</strong> nur eine gemeinsame Bedenkzeit. Es gibt aber nun<br />
<strong>Skat</strong>spieler, die absichtlich <strong>und</strong> regelmäßig mehr Zeit verbrauchen als ihre Kollegen, ganz<br />
besonders am Anfang einer Serie. Ich kenne <strong>Spiele</strong>r, die diese Masche anwenden <strong>und</strong> auch<br />
zugeben, dass sie es tun. Nennen wir sie einfach „Bremser“: Sie legen vor jedem Reizgebot,<br />
vor jeder gespielten Karte, <strong>und</strong> nach jedem eingezogenen Stich „Denkpausen“ ein, <strong>und</strong> sie<br />
lassen sich dabei sehr viel Zeit. Jeden eingezogenen Stich klopfen sie noch dreimal<br />
genüsslich auf, bevor sie ihn ablegen <strong>und</strong> wieder eine „Denkpause“ einlegen. Damit machen<br />
sie ihre Mitspieler, die zügiges <strong>Spiele</strong>n gewohnt sind, nervös, bringen sie aus dem<br />
Rhythmus, <strong>und</strong> setzen sie bei fortschreitender Spieldauer unter Druck.<br />
Oftmals sind diese Bremser <strong>Spiele</strong>r, die selbst nicht stressanfällig sind <strong>und</strong> auch unter<br />
Zeitdruck kaum Fehler machen. Auch deshalb provozieren sie künstlich eine Zeitnot, um sich<br />
für die letzten R<strong>und</strong>en der Spielserie einen psychologischen Vorteil zu verschaffen. Ein<br />
solches Verhalten sollten Sie – gemeinsam mit ihren betroffenen Mitspielern – so früh wie<br />
möglich rügen, besonders dann, wenn Sie den Eindruck haben, dass der Spielbetrieb<br />
bewusst verzögert wird. Diese „Bremser“ entfalten nämlich regelrechte Denkpausenorgien,<br />
wenn sie gut stehen <strong>und</strong> ihre angestrebte Punktzahl bereits erreicht haben.<br />
Ich habe bei einem Großturnier eine Spielserie erlebt, bei der eine Mitspielerin gleich zu<br />
Anfang zwei <strong>Spiele</strong> verloren hatte <strong>und</strong> darüber – natürlich – unglücklich war. Ein<br />
Gegenspieler bemerkte dies <strong>und</strong> machte eine zynische Bemerkung. Als sie wenig später ihr<br />
drittes Spiel dann auch noch mit 60:60 abgeben musste, grinste derselbe Gegenspieler sie<br />
an <strong>und</strong> sagte „Na siehste, geht doch...“. Dass der Zyniker durch die anderen Mitspieler<br />
deutlich ermahnt wurde, änderte nichts an den Folgen seiner Aktion: Die betroffene <strong>Spiele</strong>rin<br />
war von dieser Bemerkung so stark aus der Bahn geraten, dass sie im weiteren Verlauf der<br />
Spielserie weitere grobe Fehler machte. Ich darf zur allseitigen Genugtuung anmerken, dass<br />
auch der Zyniker diese Serie äußerst schwach abschloss.<br />
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