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offene kinder - Steirischer Dachverband der offenen Jugendarbeit

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3.2 Erwartungen <strong>der</strong> JugendlichenJugendzeit wurde bisher als Moratorium und Experimentierphaseverstanden. Doch in den vergangenenzwanzig Jahren haben sich die äußeren strukturellenRahmenbedingungen <strong>der</strong> Lebensphase Jugend verän<strong>der</strong>t.Es ist ungeklärt, welches Jugendmodell dieneue Arbeitsgesellschaft hervorbringen wird.Gegenwärtig ist es so, dass die Mehrheit <strong>der</strong> Jugendlichen– neben einer gut funktionierenden Familie– nach wie vor einen guten und auskommenssicherensowie interessanten Beruf in den Mittelpunkt ihrerLebensperspektive stellt.Aber es macht sich eine Entgrenzung breit: Die LebensphaseJugend verliert zusehens ihre Abgrenzungsowohl zum Beginn u.v.a. zum Ende hin. Die Übergängeins Erwachsenenalter werden für viele länger,unstrukturierter und unsicherer aber auch individuellfolgenschwerer. Der bisher zeitlich umgrenzte Freiraum,die Experimentierphase, in <strong>der</strong> man ausprobieren,sich eventuell auch austoben konnte, beginntsich aufzulösen. Darüber hinaus werden „Jugendlichefrüh und zu einer Zeit mit psychosozialen Problemenkonfrontiert, vor denen sie eigentlich – nach demJugendbild des Moratoriums – geschützt, und vondenen sie noch nicht behelligt sein sollten. So schiebtsich die Bewältigungsperspektive für die Jugend zunehmendvor die Bildungsperspektive“ (BÖHNISCH2007, S. 196).Jugend ist also nicht mehr nur Experimentier phase.Jugend ist in unserer komplexen Welt vielmehr zueiner biographisch vielfältig variierten Bewältigungskonstellationgeworden (vgl. BÖHNISCH 2005,S. 139ff).Zentrale Erwartungen bzw. Wünsche <strong>der</strong> Jugendlichenan die OJA in dieser unsicheren und ambivalentenSituation sind:• Unkontrollierte Räume, in denen gesetzliche Vorschriftennicht unbedingt gelten.• Durchsetzung <strong>der</strong> eigenen kulturellen Normen,insbeson<strong>der</strong>e was die Konfliktregelung betrifft.• Erwartungen an einen „Vollservice“ <strong>der</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>mit erlebnisintensiven Events.• Allgemein Fun.• Manches Mal auch die Delegation von Problembewältigungan die <strong>Jugendarbeit</strong>erInnen (Unterstützungbei Behördenwegen, Lehrstellensuche etc.).• Familienersatz (Das Jugendzentrum als zweiteFamilie) – als frei gewählte „Familie“ mit denBezugspersonen, die man sich aussucht (Abkoppelungvon <strong>der</strong> Herkunftsfamilie – daher: männlicheund weibliche <strong>Jugendarbeit</strong>erInnen).Die konstruktiven und positiven Ziele <strong>der</strong> Jugendlichen,die einen Raum für sich wollen, die gemeinsametwas erleben wollen etc., werden in <strong>der</strong> Regel nurdann von <strong>der</strong> Gesellschaft unterstützt, wenn dieJugendlichen selbst mitarbeiten. Das läuft unterden Titeln „Partizipation“, „Stärkung <strong>der</strong> Eigeninitiative“und <strong>der</strong> „Verantwortlichkeit“. Das finde ichzunächst durchaus in Ordnung. Problematisch imSinne einer OJA wird es dann, wenn diese Aktivitätengesellschaftskonform abgeliefert werden müssen;wenn kein Raum bleibt für eine Partizipation, welcheAuseinan<strong>der</strong>setzung produziert. Eine Auseinan<strong>der</strong>setzungproduzierende Partizipation ist aber häufigunerwünscht.Prinzipiell gilt hinsichtlich Partizipation, Eigeninitiativeund Verantwortlichkeit: „Offene <strong>Jugendarbeit</strong>kann gar nicht an<strong>der</strong>s, als die Subjektivität und dieAutonomie ihrer BesucherInnen zu respektieren un<strong>der</strong>nst zu nehmen. Sonst läuft sie (…) Gefahr, dass sieletztlich ohne Kin<strong>der</strong> und Jugendliche stattfindet.Tatsächlich würde sie damit ihre zentrale Chance vertun,gemeinsam mit den Kin<strong>der</strong>n und Jugendlicheneinen Freiraum für selbstbestimmte Entwicklung bereitzu stellen“ (SCHOIBL 2007, S. 7). Dies kann aberfür die <strong>Jugendarbeit</strong>erInnen nicht bedeuten, dasssie die Kids sich selbst überlassen: Partizipation vonKin<strong>der</strong>n/Jugendlichen schließt immer auch eine interpretierende,begleitende und wohl auch anleitendtransformatorischeMitsprache <strong>der</strong> MitarbeiterInnenein.Grundsätzlich sollte eine die Partizipation, Eigeninitiativeund Verantwortung för<strong>der</strong>nde <strong>Jugendarbeit</strong>DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in <strong>der</strong> Steiermark, Vers. 4 (2013) - 12 -

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