Kin<strong>der</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> ihre Existenz einer Top-Down-Entscheidung z.B. einer Gemeinde, die für sichden Bedarf nach jugendspezifischer För<strong>der</strong>ung durchdie Bereitstellung von Ressourcen abzudecken suchtund diese an mehr / min<strong>der</strong> explizit formulierte Vorgabenund Funktionen knüpft.Die Realität <strong>der</strong> Offenen Kin<strong>der</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong>ist somit durch unterschiedlichste Anfor<strong>der</strong>ungenund Erwartungen / Aufträgen und Auflagen gekennzeichnet,die zum Teil nahezu unversöhnlich einan<strong>der</strong>gegenüber stehen. Das betrifft eben einerseits dieAnfor<strong>der</strong>ungen und Erwartungen aus <strong>der</strong> Welt und<strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Erwachsenen / <strong>der</strong> Elterngeneration,die nur indirekt den Erwartungen <strong>der</strong> Zielgruppeund <strong>der</strong>en Lebenswelt entsprechen. Dem stehen auf<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite die Erwartungen und Bedürfnisse<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen gegenüber, denen dieOffene Kin<strong>der</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong>, wie oben ausgeführt,in einer ganz beson<strong>der</strong>en Ausprägung verpflichtetist. Unterm Strich ergibt sich aus dieser tendenziellwi<strong>der</strong>sprüchlichen Anfor<strong>der</strong>ungssituation,dass die Offene Kin<strong>der</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> tendenziellin den Öffentlichkeitsstatus ihrer Zielgruppe rutscht;d.h. aus dem Spektrum <strong>der</strong> Beteiligung an Kin<strong>der</strong>undJugendpolitik ebenso ausgeschlossen wird, wiees für die Zielgruppe <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und Jugendlichenevident ist.Pragmatismus und Standardentwicklung – (k)einWi<strong>der</strong>spruchEs ist dieser beson<strong>der</strong>en Ausgangssituation zu danken,dass die Offene Kin<strong>der</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> letztlich aufkeinerlei gesetzliche Grundlagen zurückgreifen kann,die gleichermaßen in <strong>der</strong> Lage wären, Finanz- undAuftragssicherheit zu gewährleisten. Das Gegenteilist <strong>der</strong> Fall: Es ist den Gemeinden und <strong>der</strong> Landespolitikweitgehend freigestellt, ob und in welchem AusmaßFör<strong>der</strong>mittel bereitgestellt werden. Diese sind indiesem Sinne auch nicht an explizit formulierte Standardvorgaben(z.B. hinsichtlich <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>und Jugendlichen im engeren Einzugsbereich, <strong>der</strong>Raumgröße und <strong>der</strong> nötigen Ausstattung, <strong>der</strong> Qualifikationund <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> hauptamtlichen MitarbeiterInnenetc.) gebunden. Zumal in diesem Sinneauf die För<strong>der</strong>ung einer professionellen Infrastrukturfür Kin<strong>der</strong> und Jugend besteht kein Rechtsanspruchbesteht, muss für die Einrichtung von Kin<strong>der</strong>- undJugend zentren und entsprechen<strong>der</strong> <strong>offene</strong>r Angebotehäufig appellativ argumentiert werden. Zumeistkommen dabei Argumente zum Einsatz, die aus demKontext <strong>der</strong> objektiven Kin<strong>der</strong>- und Jugendpolitikstammen, d.h. also den Erwartungen und Bedürfnissen<strong>der</strong> Erwachsenen / <strong>der</strong> Generation <strong>der</strong> Eltern amehesten entsprechen und auf Funktionen aus an<strong>der</strong>enArbeitszusammenhängen (Prävention, Bildungetc.) abzielen. Wesentlich erscheint dabei, dass denKin<strong>der</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong>erInnen in diesem Zusammenhangwesentlich die Aufgabe <strong>der</strong> Übersetzungund die Funktion des Brückenschlags zukommt, inihrer Argumentation nicht nur in Stellvertretung <strong>der</strong>Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen zu sprechen son<strong>der</strong>n diesein die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Standards, mit Qualität,mit Auftrags- und Finanzsicherheit wesentlichmit einzubeziehen.Um so wichtiger ist es deshalb, dass auf Initiativedes steirischen <strong>Dachverband</strong>es nun ein fundierterStandardkatalog vorliegt, <strong>der</strong> dezidiert auf die Realisierungvon Standards, auf die Positionierung <strong>der</strong>Offenen Kin<strong>der</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> im Rahmen desregionalen / örtlichen Jugenddiskurses und auf diegezielte Pflege und Bearbeitung <strong>der</strong> Schnittstellenzu den angrenzenden <strong>kin<strong>der</strong></strong>- und jugendspezifischenBereichen <strong>der</strong> soziokulturellen Infrastruktur (Jugendwohlfahrt,Bildung, Arbeitsmarkt, Kultur etc.) abzielt.Damit die Offene Kin<strong>der</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> tatsächlicheine gewichtige AkteurIn <strong>der</strong> subjektiven Kin<strong>der</strong>-und Jugendpolitik (Partizipation im politischenGeschehen in <strong>der</strong> Gemeinde, in <strong>der</strong> Region und darüberhinaus) werden kann, bedarf es nun <strong>der</strong> weitergehendenBearbeitung und des gezielten Lobbyingsfür die Zielgruppe <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen undgemeinsam mit den Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen.Für diese hochgesteckte Aufgabe wünsche ich denAkteurInnen <strong>der</strong> steirischen Kin<strong>der</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong>Kraft, Freude und hartnäckige Zuversicht.(Der Artikel ist erschienen in: <strong>Steirischer</strong> <strong>Dachverband</strong><strong>der</strong> Offenen <strong>Jugendarbeit</strong> (Hrsg):Jugend inside Nr. 3 / September 2007, S. 6ff.)DVJ: Leitfaden für die OFFENE KINDER- UND JUGENDARBEIT in <strong>der</strong> Steiermark, Vers. 4 (2013) - 62 -
Offene <strong>Jugendarbeit</strong>versteht sich alslebensweltorientierte<strong>Jugendarbeit</strong>