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Das Magazin für Funk Elektronik · Computer

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Amateurfunk<br />

Im Spannungsfeld<br />

von Hindus und Moslems<br />

WOLF HARRANTH – OE1WHC<br />

QSL-Karten spiegeln stets die politische Entwicklung eines Landes oder<br />

einer Region wider – das gilt insbesondere <strong>für</strong> Krisengebiete. Oft erzählen<br />

historische QSLs von Krisen und Kriegen, deren Ursachen weit in der Vergangenheit<br />

zu finden, ihre Folgen jedoch bis in die Gegenwart zu spüren<br />

sind. Der Indo-Pakistanische Raum ist da<strong>für</strong> ein außerordentlich typisches<br />

Beispiel.<br />

■ Blick in die Geschichte<br />

Jahrhundertelang errichteten europäische<br />

Großmächte auf dem Weg nach Süd- und<br />

Südostasien in der Indo-Pakistanischen Region<br />

Handelsstützpunkte, trafen mit lokalen<br />

Herrschern mehr oder weniger dubiose<br />

Vereinbarungen oder sicherten sich ihre<br />

Vormachtstellung bei Bedarf mit Gewalt.<br />

Den Anfang machten die Portugiesen, die<br />

sich schon ab 1505 in Goa, Diu, Bombay,<br />

Malakka, Ceylon, Java und den Molukken<br />

festsetzten. Später folgten Niederlassungen<br />

der Holländer und Franzosen.<br />

Der Großmogul Akbar vereint um 1600 die<br />

vielen feudalen Fürstentümer im nördlichen<br />

Mit Sonderpräfixen ging man in Indien stets<br />

sparsam um. Zum 25. Jahrestag der Unabhängigkeit<br />

wurde 1972 der Präfix VU25 aktiviert.<br />

Hindustan, Kaschmir und den Indusländern<br />

und überbrückt durch seine tolerante Herrschaft<br />

die Gegensätze zwischen Moslems<br />

und Hindus. Im Jahr 1600 stellt Queen<br />

Elizabeth von England der Ostindischen<br />

Kompanie einen Freibrief <strong>für</strong> das Monopol<br />

im Indienhandel aus. Die Holländer<br />

verdrängen bis 1658 die Portugiesen aus<br />

Ceylon. Die Ostindien-Kompanie breitet<br />

sich immer weiter aus, erwirbt 1639 Madras,<br />

1661 Bombay und gründet 1690 Kalkutta.<br />

Die Briten gewinnen 1763 nach fast zwanzig<br />

Jahren zähen Ringens den Englisch-<br />

Französischen Krieg in Südindien und<br />

dehnen ihr Einflußgebiet noch weiter aus.<br />

Im Jahre 1773 wird die Ostindien-Kompanie<br />

dem britischen Parlament unterstellt,<br />

1784 einer königlichen Aufsichtsbehörde.<br />

Die Briten nehmen 1796 den Holländern<br />

Ceylon ab. Um 1845 reicht das britische<br />

Einflußgebiet bis Kabul.<br />

1036 • FA 10/95<br />

1857/58 kommt es zu einem großen Volksaufstand,<br />

den die Briten brutal niederschlagen<br />

und in dessen Folge die Ostindische<br />

Kompanie aufgelöst und Teil der britischen<br />

Krone wird. Queen Viktoria nimmt 1877<br />

den Titel „Kaiserin von Indien“ an; die<br />

Kolonie wird von Vizekönigen regiert.<br />

Die rare QSL von AC3SQ zeigt Amateurfunkaktivitäten<br />

schon 1949, als Sikkim noch nicht<br />

indischer Schutzstaat war.<br />

In den Jahren 1824, 1852 und 1885 erobern<br />

die Briten in drei Kriegen schrittweise<br />

Burma, annektieren das Land und<br />

gliedern es 1886 in die Kolonie Britisch-<br />

Indien ein, der es bis 1937 angehört, ehe es<br />

zu einer eigenen Kolonie wird. Die Franzosen<br />

verlegen ihr Interessengebiet nach<br />

Hinterindien – also in das heutige Indochina.<br />

Afghanistan ist Schauplatz britisch-russischer<br />

Rivalität, die 1839 bis 1842 zum<br />

ersten und 1878 zum zweiten Afghanenkrieg<br />

führt, in dem die Briten Kandahar<br />

und Kabul einnehmen. Schließlich entsteht<br />

ein außenpolitisch völlig an Großbritannien<br />

angelehnter Pufferstaat, der 1925 durch ein<br />

selbständiges Königreich abgelöst wird.<br />

■ Indiens Kampf um Unabhängigkeit<br />

Indiens langer Kampf um die Unabhängigkeit<br />

begann 1885 mit der Gründung des<br />

Indischen Nationalkongresses. Mahatma<br />

Ghandis Feldzug der Verweigerung des<br />

bürgerlichen Gehorsams, aber auch die<br />

militanten Aktionen der Moslem-Liga<br />

führen letztlich zum Erfolg: Am 22.2.1947<br />

verkündet die britische Regierung ihren<br />

Entschluß, den indischen Völkern, getrennt<br />

in Hindus und Mohammedaner, Selbständigkeit<br />

und Unabhängigkeit zu gewähren.<br />

Indien wird am 15.8.1947 ein Dominion<br />

und am 26.1.1950 eine demokratische Republik<br />

im Rahmen der britischen Völkerfamilie.<br />

<strong>Das</strong> im Februar 1948 aus dem<br />

Dominon ausgegliederte Ceylon ist inzwischen<br />

britische Kronkolonie.<br />

Der Grenzstreit mit Pakistan (= „Land der<br />

Reinen“) bricht unmittelbar nach der Teilung<br />

aus und konzentriert sich schließlich<br />

auf Kaschmir. Die Frage der Konfliktlösung<br />

überträgt man 1948 den Vereinten<br />

Nationen; sie ist – nicht zuletzt einer zweifelhaften<br />

Teilannexion 1956 zufolge – bis<br />

heute offen.<br />

Im Juni 1952 (Chandernagor) und November<br />

1954 (Pondichéry, Mahé und Yanaon)<br />

werden die letzten französischen Besitzungen<br />

an Indien übergeben. Portugal hingegen<br />

verweigert unter Berufung auf seine<br />

älteren Rechte die Übergabe seiner indischen<br />

Besitzungen Goa, Damao und Diu.<br />

Daraufhin marschieren im August 1950<br />

Hunderte unbewaffneter Inder dort ein; im<br />

Dezember 1961 annektiert Indien schließlich<br />

das Gebiet gewaltsam.<br />

Im Jahre 1959 kommt es zwischen Indien<br />

und der Volksrepublik China zu Streitigkeiten<br />

über den Verlauf der Grenze – ein<br />

bis heute schwelender Konflikt.<br />

<strong>Das</strong> zweigeteilte Pakistan bleibt zunächst<br />

Dominion, bis im März 1956 die Islami-<br />

Die QSL-Karte des Königs von Sikkim, P.T.<br />

Namgyal, stammt aus dem Jahr der Entmachtung,<br />

1975.<br />

sche Republik Pakistan ausgerufen wird,<br />

die aber Vollmitglied im Commonwealht<br />

bleibt. Die Spannungen zwischen den beiden<br />

Landesteilen wachsen. Bereits 1965<br />

ruft man in Ost-Pakistan den Staatsnotstand<br />

aus. Sechs Jahre später ist der Bürgerkrieg<br />

ausgebrochen; unter Führung der Awami-<br />

League ruft sich Ostpakistan zur selbständigen<br />

Republik Bangla Desh (= Land der<br />

Bengalen) aus.<br />

■ QSL-Karten mit Vergangenheit<br />

Aus der Fülle der Bestände der QSL Collection<br />

können wir bei einem solchen Überblick<br />

nur einige besonders interessante<br />

QSLs herausgreifen:<br />

Nach der Einrichtung der „Intermediate<br />

Calls“ im Februar 1929 erhielt Indien den<br />

Präfix AI (A <strong>für</strong> „Asia“, I <strong>für</strong> „India“), ab<br />

Januar 1947 den Präfix VU. Bis zur Unabhängigkeit<br />

1947 waren ausschließlich

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