Das Magazin für Funk Elektronik · Computer
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HF-Technik<br />
MMIC-Verstärker richtig einsetzen<br />
Ing. FRANK SICHLA – DL7VFS<br />
Gleichförmige, schwingsichere und immer weitläufigere Breitbandverstärkung<br />
war und ist ein ständiges Bestreben in der HF-Technik. Gerade<br />
moderne Kommunikationskonzepte sind in dieser Hinsicht eine Herausforderung.<br />
Mit MMIC-Verstärkern ist man hier ein gutes Stück vorangekommen.<br />
In preiswerten Versionen und immer besser verfügbar,<br />
bieten sie sich auch dem Amateur an.<br />
MMIC steht <strong>für</strong> Monolithic Microwave<br />
Integrated Circuit. Dabei handelte es sich<br />
anfangs ausschließlich um kleine Breitbandverstärker<br />
mit 50 Ω oder 75 Ω Einbzw.<br />
Ausgangsimpedanz auf der Grundlage<br />
von Si-Halbleitern oder eingebondeten<br />
Transistorchips in Dick- oder Dünnfilmtechnik.<br />
Diese Bauelemente wurden<br />
<strong>für</strong> die Breitbandübertragung beim Kabelfernsehen<br />
und <strong>für</strong> Sat-Antennenanlagen bis<br />
etwa 1 GHz konzipiert. Neuerdings sind<br />
auch Halbleitermischer und Oszillatoren<br />
hinzugetreten.<br />
■ Gestatten, MMIC<br />
Bild 1 zeigt das Schaltsymbol eines solchen<br />
Breitbandverstärkers, Bild 2 einige Bauformen.<br />
Beim Blick auf die Bilder drängen<br />
sich Vergleiche mit dem Operationsverstärker<br />
bzw. mit HF-Breitbandtransistoren<br />
auf, aber diese sind abwegig. Ein<br />
MMIC-Verstärker besitzt in der Regel<br />
neben Ein- und Ausgangs-Pin noch zwei<br />
gleichwertige Masseanschlüsse, wodurch<br />
eine induktionsarme Erdung sichergestellt<br />
werden kann.<br />
In Amerika trifft man häufig auf die Produkte<br />
von Avantek (Tabelle 1), während<br />
sich hier in Europa die Erzeugnisse von<br />
Mini-Circuits (Tabelle 2) am besten etabliert<br />
haben; diese Firma hat ihren Sitz<br />
zwar in New York, aber zwei Vertretungen<br />
in Deutschland. Wie man anhand von Tabelle<br />
3 sehen kann, sind noch einige weitere<br />
Hersteller im MMIC-Geschäft.<br />
Bezüglich der oberen Einsatzfrequenz wird<br />
in [1] bemerkt, daß die Typen mit einer<br />
oberen Frequenzgrenze über 1 GHz ab<br />
dieser Marke sehr an Verstärkung verlieren,<br />
nur noch einen geringen Ausgangspegel<br />
liefern, drastisch ihr Rauschmaß<br />
1<br />
Uc<br />
4<br />
MMIC<br />
Masse<br />
2 Masse<br />
Bild 1:<br />
Schlicht und<br />
einfach:<br />
das Schaltbild<br />
eines MMICs<br />
1062 • FA 10/95<br />
3 Ua<br />
verschlechtern oder in der Eingangsimpedanz<br />
weit vom reellen Nominalwert<br />
abrücken können. Meist seien oberhalb<br />
1 GHz alle Nachteile zugleich in Kauf zu<br />
nehmen.<br />
Zwar gibt es auch wesentlich breitbandigere<br />
kommerzielle Produkte auf GaAs-<br />
FET-Basis, doch scheiden diese wegen des<br />
hohen Preises <strong>für</strong> Amateuranwendungen<br />
aus. Bild 3 zeigt die Innenschaltung, Bild 4<br />
die Gehäuseabmessungen der MAR-X-<br />
Typen von Mini-Circuits im Plastic-Flat-<br />
Pack-Gehäuse.<br />
■ Vom MMIC zum Verstärker<br />
<strong>Das</strong> Schaltsymbol der „Einlötverstärker“<br />
läßt einen Betriebsspannungsanschluß vermissen.<br />
Die Stromversorgung erfolgt hier<br />
über den open-collector-Ausgang. Dazu<br />
sind in der Praxis ein externer Widerstand<br />
und eine externe Induktivität erforderlich<br />
(Bild 5). Liegt die Betriebsspannung nicht<br />
höher als der Maximalwert <strong>für</strong> Pin 3, so<br />
sollte R im Bereich 47 Ω bis 100 Ω liegen.<br />
Der Wert bestimmt die Stromaufnahme. Es<br />
kommt hier nur ein Metallschichtwiderstand<br />
in Betracht. Überschreitet die Betriebsspannung<br />
den höchstzulässigen Wert<br />
an Pin 3, muß R entsprechend groß gewählt<br />
werden, nämlich mindestens so groß<br />
wie der Quotient aus Spannungsdifferenz<br />
und typischer Stromaufnahme (z. B. 15 mA<br />
<strong>für</strong> die MAR-X-Typen).<br />
L verrichtet zwei <strong>Funk</strong>tionen: Erstens verhindert<br />
sie den Einfluß von R auf den Gesamt-Ausgangswiderstand,<br />
und zweitens<br />
dient sie als zusätzliche HF-Entkopplung.<br />
Je nach Anwendungsfall kann ihr Wert sehr<br />
verschieden ausfallen, über einige 10 µH<br />
braucht man aber in der Praxis nicht zu<br />
gehen. Wo es möglich ist, sollte man sich<br />
Plast-SMD Plast-Flat-Pack Keramik-SMD SOIC-SMD<br />
}<br />
}<br />
}<br />
MAR-SM MAV-SM MAV MAR RAM VAM VNA<br />
Bild 2: MMIC-Breitbandverstärker gibt es in diversen Gehäuseausführungen<br />
(Zeichnung nicht maßstabsgerecht; Größenverhältnisse<br />
etwa korrekt)<br />
auf eine Ferritperle beschränken, die man<br />
über den Anschlußdraht des Widerstands<br />
(0,25 W) schiebt, denn in dem Fall kommt<br />
keine parasitäre Kapazität hinzu, so daß<br />
an diesem Punkt keine Schwingneigung<br />
begünstigt wird. Für C1 genügt normalerweise<br />
ein keramischer 10-nF-Kondensator.<br />
Diese Grundbeschaltung zur Spannungsversorgung<br />
kann gegebenenfalls erweitert<br />
werden. So läßt sich z. B. zwischen L und<br />
C ein weiterer Abblockkondensator einfügen.<br />
Ebenso ist es möglich, R aufzuteilen<br />
und hier nochmals abzublocken. Zu<br />
C1 kann noch ein Elektrolytkondenstor<br />
parallelgeschaltet werden, oder man sieht<br />
hier einen weiteren Chipkondensator vor.<br />
Bei relativ hoher Betriebsspannung ist<br />
es sinnvoll, per Z-Diode oder Stabi-IC<br />
<strong>für</strong> einen vernünftigen Zwischenwert zu<br />
sorgen. In [2] wird festgestellt, daß es<br />
bei Betriebsspannungsschwankungen um<br />
so kritischer wird, je kleiner R ausfällt.<br />
Ein MAR-6 arbeitete z. B. mit 470 Ω<br />
zwischen 9,5 V und 12,5 V, aber ein<br />
MAX-11 mit 120 Ω nur im Bereich 11,8 V<br />
bis 13,5 V korrekt. Im Interesse hoher<br />
Verstärkung sollte die Spannung an Pin 3<br />
nicht wesentlich unter dem Maximalwert<br />
liegen.<br />
C2 und C3 dienen der Gleichspannungstrennung.<br />
1-nF-Scheibenkondensatoren genügen<br />
hier <strong>für</strong> Frequenzen im KW- und<br />
UKW-Bereich. Ab etwa 100 MHz sollten<br />
1-nF-Chipkondensatoren eingesetzt werden.<br />
Beginnt der Übertragungsfrequenzbereich<br />
oberhalb von 100 MHz, sollte man 100-pF-<br />
Typen bevorzugen [3].<br />
MMIC-Verstärker können relativ problemlos<br />
in Kaskade-, aber auch parallel und in<br />
Gegentaktschaltung betrieben werden. In<br />
den letzten beiden Fällen kommt man jedoch<br />
<strong>für</strong> eine Impedanzanpassung um Übertrager<br />
nicht herum. <strong>Das</strong> schränkt natürlich die<br />
Bandbreite erheblich ein.<br />
Stabilitätsprobleme können aufkommen,<br />
wenn Quell- und/oder Lastimpedanz vom<br />
Nominalwert abweichen. Hier bieten sich<br />
praktisch Abschwächer an, wie sie Bild 6<br />
<strong>für</strong> 50-Ω-Systeme zeigt. Es werden ausschließlich<br />
Metallschichtwiderstände benutzt.<br />
So bieten sich dem MMIC stets recht<br />
stabile Impedanzen, und der Verstärkungsverlust<br />
ist vergleichsweise gering. Wird ein<br />
solcher Abschwächer dem MMIC-Verstärker<br />
vorgeschaltet, so muß man – besonders<br />
bei Antennenverstärkern – berücksichtigen,<br />
daß auch das Rauschmaß entsprechend zurückgeht.<br />
■ Aufbauhinweise<br />
Je nach Typ und Frequenzbereich fällt der<br />
Aufbau aus. Eine doppelt kaschierte Platine<br />
aus hochwertigem Material (Epoxy)<br />
kann nur empfohlen werden. Besonderes