Emil Nolde & Werner Berg - Werner Berg Galerie
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Seit dem 15. Jahrhundert, den Meistern der altdeutschen Graphik und den überragenden<br />
Leistungen Albrecht Dürers, ist die Tradition des Holzschnittes in<br />
Deutschland bis in die jüngsten Tage auffallend lebendig geblieben; doch konnte<br />
erst wieder im Expressionismus, vornehmlich bei den Künstlern der »Brücke«, ein<br />
vergleichbares Niveau erreicht werden. Durch die jungen Maler wurde <strong>Nolde</strong> mit<br />
dem Holzschnitt vertraut, wie Kirchner 1913 in seiner Brücke Chronik festgehalten<br />
hat. Bei seinem Besuch auf Alsen im Sommer 1906 half ihm Schmidt-Rottluf<br />
beim Kauf einer Druckerpresse und vermittelte ihm und seiner Frau das Drucken<br />
der Holzschnitte.<br />
<strong>Nolde</strong>s Flensburger Lehrzeit in der Sauermannschen Möbelfabrik als Holzbildhauer<br />
hatte ihm eine gründliche Materialkenntnis nahe gebracht und seine spätere<br />
künstlerische Auffassung geprägt. Der Handwerker im Künstler mit seinem<br />
unmittelbaren Bezug zum Material war ihm zeitlebens eine wertvolle Erfahrung,<br />
ebenso die enge Beziehung zum Holz – »Holz ist ein wunderbares Material.«<br />
(I, 66). Entgegen seiner sonstigen Erfahrung, dass ihm »das leichte Arbeiten »aus<br />
den Ärmel schütteln«« nie gelegen habe (I, 241), vermochte er sich 1906 innerhalb<br />
kurzer Zeit in die Technik des neuen Mediums einzuarbeiten.<br />
Im Holzschnitt bot sich ihm die Möglichkeit, die erlernten handwerklichen Fähigkeiten<br />
einzusetzen und mit seinen künstlerischen Absichten zu verknüpfen. »In<br />
der Behandlung des Holzes und zum Bestimmen dessen Charakters hatte ich<br />
durch meine fünfjährige Beschäftigung im Schnitzen genügend Erfahrung. Ich ließ<br />
auch immer gern die verschiedenartige reizvolle Maserung und manchmal die<br />
Äste im Drucken mitsprechen, einige Eigenschaften, die beim Linoleumschnitt<br />
nicht vorhanden sind und auch diesem künstlichen Material – das ich nie benutzen<br />
mochte – gern etwas Totes anhaften lässt.« (II, 86) Dieses virtuose Spiel oder<br />
die, wie <strong>Nolde</strong> es bezeichnet, »Mitarbeit der Natur«, eine ausgesprochene Maxime<br />
in seinem künstlerischen Denken und Schaffen, ist durchaus bei einer Reihe von<br />
Holzschnitten nachzulesen. Beim »Knecht« oder bei »Jüngling und Mädchen«<br />
werden Maserung, Unebenheiten des Holzes, Sprünge, Risse oder unregelmäßige<br />
Ränder nicht als hinderliche Mängel des Materials empfunden, sondern diese<br />
zufälligen Vorgaben erscheinen als wesentliche Gestaltungselemente und erhalten<br />
bildnerische Funktionen zugesprochen.<br />
(Manfred Reuther)