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Emil Nolde & Werner Berg - Werner Berg Galerie

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<strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> an Eitel Klein,<br />

Berlin, den 22. 1. 1932<br />

<strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>s Kurznotizen<br />

zu seinem Aufenthalt in Berlin,<br />

Jänner 1932:<br />

Lieber Klein! Anfang nächster Woche bin ich wieder in München, um dann bald<br />

und endgültig auf den Hof zu verschwinden. Auf der Rückreise soll ich noch nach<br />

Dresden und Halle, <strong>Nolde</strong> will es. Also bitte reich die Bilder für mich ein und noch<br />

etwas: Hol doch die Bilder von der (Akademie-)Ausstellung ab, auf keinen Fall<br />

dulde ich, dass etwas davon nach Berlin geht. Die Ausstellung Münchner Kunst in<br />

Berlin ist ein einziger Scheißdreck.<br />

Die Reise war ein großer Segen für mich. Jetzt freue ich mich auf die Arbeit.<br />

1. Tag Samstag: Anruf, Spaziergang, und erster Besuch im Hause<br />

2. Tag Sonntag: morgens mit Frl. Petersen alt-amerikanische Ausstellung, zu Mittag<br />

bei <strong>Nolde</strong>, Unterredung mit ihr, abends Dr. Troch<br />

3. Tag Montag: Spaziergang mit beiden vor Tisch, Nachmittag zu Scholz<br />

4. Tag Dienstag: In der Früh mit Bildern: Nierendorf, Kronprinzenpalais. Hinaus<br />

recht verspätet bei <strong>Nolde</strong>, nachmittags gemeinsam<br />

5. Tag Mittwoch: Kronprinzenpalais, Kupferstichkabinett, Scholz, abends lange bei<br />

<strong>Nolde</strong> und Geschenke<br />

6. Tag Donnerstag: Blumenhalle, Zeichensaal, Aquarium, Abschied von ihm, Vortrag,<br />

Kaffee<br />

7. Tag Freitag: Halle<br />

»Wenn es an die Arbeit geht, dann stellt sich uns alles entgegen, es geht nie ohne<br />

den unerhörtesten Kampf.« Und ich dachte und sagte: So geht es auch dem Glücklichsten.<br />

In diesen Tagen will ich Dir einmal recht ausführlich berichten, was mir alles noch<br />

von den Berliner Tagen gegenwärtig ist. Einiges wenigstens, das andere muss ich<br />

doch später erzählen. Am vorletzten Abend zeigte mir <strong>Nolde</strong> noch einen Stoß<br />

wunderbarer und sehr seltener Radierungen. Und was sah ich alles für Bilder und<br />

Aquarelle etc. Dann musste ich die schönste Radierung heraussuchen … sie wurde<br />

mir gewidmet. … Mein Blatt ist prachtvoll und heißt »Wikinger«. Es soll im Atelier<br />

seinen Platz haben. Übrigens hatte ich <strong>Nolde</strong>s, um nicht so ganz mit leeren<br />

Händen dazustehen, eine kleine Schnitzerei mitgebracht, an der sie viel Freude<br />

hatten.<br />

Am letzten Abend war ich zum Abendbrot draußen bei <strong>Nolde</strong>s, er verabschiedete<br />

sich in rührend feiner Weise …<br />

<strong>Nolde</strong>s glauben, dass ich wieder gleich nach Kärnten gefahren sei, sie wissen gar<br />

nicht, in welchem Grade ich äußerlich noch an die Akademie gebunden bin,<br />

innerlich verdammt schon längst nicht mehr. Leider – mir tut es aufrichtig leid,<br />

aber es geht nicht anders – muss ich <strong>Nolde</strong>s unbedingt in dem Glauben lassen, ich<br />

wäre schon in Kärnten. Lass also den beiliegenden Brief gleich zur Post nach Gallizien<br />

bringen und legt Ihr, Du und Kurt, einige Zeilen des Dankes bei. … Und<br />

schreibt auch bitte etwas, wie ungeheuer diese Tage in Berlin auf mich Eindruck<br />

gemacht hätten, wie ich immer und immer wieder hätte erzählen müssen und wie<br />

bestimmend nun die Treue zu <strong>Nolde</strong> in unser aller Leben immer sein würde. …<br />

<strong>Werner</strong> an Mauki <strong>Berg</strong>,<br />

Nun sitze ich wieder in dem lieblichen München, das wieder durch und durch<br />

München, den 25. 1. 1932<br />

grau ist. Nie war das Gefühl in mir stärker, dass ich hier nichts mehr zu tun habe.<br />

Nun hatte ich ursprünglich die Absicht, hier sofort alles abzubrechen und zu Euch<br />

zu kommen. Ich hatte mich schon unendlich darauf gefreut. Ich wollte dann noch<br />

einmal nach hier zurückkehren, um meine Angelegenheiten auf der Akademie zu<br />

Die von <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> offensichtlich als harmlos eingestufte Unaufrichtigkeit gegen-<br />

regeln, die Bilder zu verfrachten etc. etc. Dann hätte ich Dir wenigstens unmittelüber<br />

dem verehrten Meister befremdet. Sie ist nur insofern nachvollziehbar, als Werbar<br />

und frisch von allem Überreichen erzählen können, was ich bei und mit Nolner<br />

<strong>Berg</strong> sich <strong>Nolde</strong> gegenüber besser und entschiedener darstellen wollte, als es den<br />

des erlebt habe. Solche Aufnahme hätte ich mir ja nie erträumt, ich weiß nicht im<br />

Geringsten, wie ich nur einen Bruchteil von alldem wiedergutmachen kann.<br />

tatsächlichen Lebensbedingungen des Kunststudenten entsprach.<br />

Aus verschiedenen Gründen muss ich nun doch zunächst noch hier bleiben.<br />

<strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> an <strong>Emil</strong> <strong>Nolde</strong><br />

Nun bin ich zurück von dieser gesegneten Reise, über und über beschenkt. Ein<br />

Zunächst kostet die Hin- und Herfahrt doch eine ganze Menge und ich möchte<br />

und Frau Ada, Jänner 1932<br />

unendlich großes Werk durfte ich sehen wie wohl nicht viele, und staunte und<br />

Mutter bei diesen beschissenen Zeiten nicht noch besonders belasten. Dann läuft<br />

staune noch, wie still-fein verschwenderisch gütige Menschen dahinter stehen. Sie<br />

jetzt gerade der Wettbewerb, zu dem ich heute die Bilder eingereicht habe. Viel<br />

wissen nur zu gut, wie ich unfähig bin zu danken, doch will ich mein Leben lang<br />

Hoffnung habe ich nicht, aber auch gar kein besonderes Interesse, ich habe ja so<br />

nach dem äußersten Maß der mir gegebenen Kräfte in Treue zu Ihnen arbeiten.<br />

unendlich wenig mit den Leuten gemein. Schließlich kommt hinzu, dass Rasse<br />

In Halle war ich nur kurz, ich merkte bald, wie ich schon zu voll der tiefsten Ein-<br />

nach Bauers Angaben sich riesig um die bewusste Kollektiv-Ausstellung (von<br />

drücke war, um noch recht etwas aufnehmend sehen zu können. In der Moritz-<br />

Arbeiten <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>s) bemüht und eingeschnappt sein würde, wenn ich plötzlich<br />

burg ist ein wahres Mustermuseum lebendiger Kunst, ich entsinne mich nicht, je<br />

verschwände. Nun, ich gewinne so wenigstens Zeit, um meine Arbeiten gehörig<br />

eine so persönlich entschiedene, reiche Sammlung gesehen zu haben. Ein Erlebnis<br />

ordnen zu können und werde einmal recht viel zeichnen, um dann daheim mit<br />

war es noch, kurz den Herrn Dr. Schardt kennen zu lernen, der sehr beschäftigt<br />

umso größerer Freiheit und Freude die Farbe aufleben zu lassen. Und unser Leben,<br />

war. Tags zuvor hatte er in Chemnitz einen Vortrag gehalten über <strong>Nolde</strong>, zu dem<br />

liebste Mauki Du, wird ganz neu, ganz stark erblühen, das kann ich Dir wohl ganz<br />

seine Frau aus Ihren Briefen vorgelesen hatte. Und schon war er an der Ausarbei-<br />

fest versprechen, ich fühle mich so ganz in Uns. Und Du weißt ja, was es auf sich<br />

tung eines Vortrags für den gleichen Abend. Ich hoffe nur, später noch einmal<br />

170 hat, wenn ich einmal um mich oder ausschlage. <strong>Nolde</strong> sagte einmal so ähnlich:<br />

nach Halle zu kommen.<br />

171

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