Emil Nolde & Werner Berg - Werner Berg Galerie
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Viktor Dirksen an <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>,<br />
Wuppertal-Elberfeld,<br />
den 16. 10. 1934<br />
Viktor Dirksen, Direktor des Städtischen Museums Wuppertal-Elberfeld, hatte wohl<br />
von dem Bruch <strong>Berg</strong>s mit <strong>Nolde</strong> vernommen und bezog sich in seinem Schreiben<br />
darauf.<br />
das Werken und Schuften von Frau, Freund und Mann um das Tägliche zu intensiv<br />
erlebt da oben!! Allerdings als freiwillige und notwendige Tribute für den Sinn<br />
des Ganzen, für das, was Euch bleibt. Was, sei es als Beglückung oder Belastung,<br />
allein entscheidend sein kann am Gedeih der Arbeit! – Und da denken wir halt,<br />
dass solches Leben selbst in seinen »mistigsten«, verschwitztesten Formen, mit<br />
Kopfzerbrechen über Behörden und Geldmisere und müden Knochen und den<br />
tausend kleinen Tücken, in seinem Rhythmus doch so beschaffen ist, dem Maler<br />
seine Bereitschaft zu erhalten, auch wenn er in Zeiten nicht rauf kann ins Atelier.<br />
Das war mit »Wachsen« gemeint, – Weil hier nichts ist, was die Bereitschaft nährt!!<br />
Dass dort unter Umständen ein paar gestohlene Minuten schon bedeutsam werden<br />
können aus der Konzentrierung. Wenn es so anders wäre – würde ja dieses<br />
selbst entschiedene Leben kritisch sein für ihn als Maler. … Was gibt es da misszudeuten?<br />
Misszudeuten war nur das Verhalten, von dem die Rede war. Gesinnung war ja<br />
wohl zwischen den Beiden Voraussetzung. –<br />
Um was es sich auch handeln mag, ich hoffe sehr, dass eine gute Stunde manches<br />
zurechtbiegt.<br />
Herzlichst grüßt Sie<br />
Ihre Ursel Scholz<br />
Vor einigen Tagen waren die Herren vom Kölnischen Kunstverein hier, um sich<br />
Ihre Arbeiten anzusehen. Sie waren davon sehr angetan und wollen sie im Anfang<br />
nächsten Jahres in Köln zeigen. Da der Kölner Verein aber im Januar eine große<br />
<strong>Nolde</strong>-Ausstellung machte, halten die Herren es für ratsam, Ihre Ausstellung nicht<br />
allzu sehr an diesen Termin heranzurücken. …<br />
<strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> an Eitel Klein,<br />
Rutarhof, den 21. Dezember 1934<br />
Heinrich Becker an <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>,<br />
Bielefeld, den 1. 2. 1935<br />
nicht leicht, mit ebensolcher Verehrung dieses Verhältnis von mir aus zu lösen. Ich<br />
bitte Sie mir zu glauben, dass das einzige Hindernis zur Fortführung oder Verstärkung<br />
dieser Freundschaft in der Aufrichtigkeit meiner Gesinnung lag. Das alles ist<br />
nicht leicht schreibend zu erörtern. Möglich auch, dass in der Abseitigkeit unseres<br />
bäuerlichen Lebens mein Verstand zu eng wurde, um die Lebensnotwendigkeiten<br />
Berlinischer Prominenz zu begreifen. Eng damit zusammen hängt auch mein Verhältnis<br />
zu Scholz, das gelegentlich gänzlich falsch gedeutet wurde. Es konnte auch<br />
kein Außenstehender wissen, was der Aufenthalt hier bei uns für Scholz bedeutete.<br />
Davon zu schreiben – ich tue es zum ersten Mal – wird mir nicht leicht. Von meinem<br />
Verhalten hatte ich nur Schaden, und den Schmerz und die Bitterkeit meiner<br />
Erlebnisse habe ich noch längst nicht überwunden. Wüsste ich, dass das alles in<br />
Köln von neuem aufbrechen sollte, dann würde ich lieber jetzt nicht ausstellen. …<br />
Verzeihen Sie, Herr Direktor, wenn ich Ihnen mit diesen allzu persönlichen Dingen<br />
auf den Leib rücke. Sie gehen mir durch den Kopf und ich kann mich zu niemandem<br />
darüber äußern. Ich lebe zu keinem anderen Zwecke als dem: das Leben<br />
für mich neu auf einen Sinn zu gründen und diesen Sinn malend zu erfüllen. …<br />
Mein lieber Klein!<br />
Dass Du auf Deinen lieben Brief gar nichts von mir gehört hast, wird Dich – zu<br />
Recht – sehr bitter gestimmt haben. Du konntest auch nicht wissen, was alles verflucht<br />
Schweres ich erleben musste, ich kann und mag auch jetzt es nicht zu erzählen.<br />
Die Lust zum Schreiben, zu allem Schreiben war mir vergangen. …<br />
Gottlob den Hof haben wir gehalten, das Leben und das Malen. Immer noch hoffe<br />
ich es zu erfüllen – trotz allem.<br />
… Was Sie mir von Ihrem Verhältnis zu <strong>Nolde</strong> schreiben, beunruhigt mich sehr,<br />
umso mehr, als ich den Grund Ihrer Trennung nicht kenne. Die wenigen Worte<br />
Ihres Briefes zeigen mir, wie schwer es Ihnen sein muss, damit fertig zu werden.<br />
…<br />
<strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> an Viktor Dirksen, ... Die Verhältnisse sind verwickelter, als Sie wissen können, und haben ihren<br />
<strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> an Viktor Dirksen, … So gern nur wollte ich, ich könnte die Kräfte, die ich versperrt fühle, befreien,<br />
Rutarhof, den 29. 11. 1934<br />
Grund nicht so sehr in meinem künstlerischen, als vielmehr persönlichen Verhält-<br />
Rutarhof, den 1. 4. 1935<br />
statt dass sie unter immer stärkerem Druck gelähmt würden. Auf ein bisschen<br />
nis zu <strong>Nolde</strong>, rechter gesagt »<strong>Nolde</strong>s«.<br />
Kunstmaler-Existenz mehr oder weniger kommt es freilich heute nicht an; aber<br />
Ich halte den Ansatz meines Malens für nicht eklektisch. Peinlich so etwas sagen<br />
zu müssen, aber ich will es malend, nicht redend erweisen. Ich hoffe und glaube<br />
arbeiten möchte ich jedenfalls, solange es geht. …<br />
auch, wenn mir der Atem bleibt, zu einer für mich und objektiv gültigen Gestal-<br />
Im April 1935 war eine Ausstellung von Werken <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>s im Kölner Kunstverein<br />
tung zu gelangen. Mein Weg muss – nach den Bedingungen unseres Lebens – ein<br />
auf Anordnung der Reichskunstkammer als »nicht dem gesunden Volksempfinden<br />
anderer sein als der eines Systembildners der Form, so sehr ich diesen, wenn seine<br />
entsprechend« polizeilich gesperrt worden. Die Bilder konnten Anfang Mai letztend-<br />
Arbeit voll Wahrheit und Anspannung ist, achte. Fraglich vielleicht, ob der Weg<br />
über die Weltergreifung der praktischere ist zur Formklärung, ein möglicher ist er<br />
lich doch für nur wenige Tage gezeigt werden.<br />
auf jeden Fall und wohl auch der für uns Deutsche bezeichnende und gefährliche.<br />
<strong>Werner</strong> an Mauki <strong>Berg</strong>,<br />
(Zu den Bildern im Kronprinzenpalais) … <strong>Nolde</strong> bleibt stark, tief und unheimlich<br />
Mein Verhältnis zu <strong>Nolde</strong>s war vor Jahr und Tag noch ein durchaus freundschaft-<br />
Berlin, den 11. März 1936<br />
schön.<br />
212 liches. Voll Verehrung für den Maler habe ich mich ihm genähert, es wurde mir<br />
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