Emil Nolde & Werner Berg - Werner Berg Galerie
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<strong>Emil</strong> <strong>Nolde</strong> beginnt sein bildnerisches Schaffen mit der Zeichnung, dem Aquarell,<br />
mit dem es auch abschließt. Seine Malerei mit Wasserfarben steht gleichrangig und<br />
gleichwertig neben dem übrigen Werk und war zeitweise sein einziges Ausdrucksmittel.<br />
»Von der intimen, aber etwas kleinlich tiftelnden Art« der frühen St. Gallener<br />
Jahre, so berichtet er, »arbeitete ich in unendlichem Mühen mich durch zu der<br />
freieren, breiteren und flüssigen Darstellung, die ein besonderes, gründliches Verstehen<br />
und Eingehen auf Struktur und Art der Papiere und die Möglichkeiten der<br />
Farben erfordert, aber vor allem wohl doch die Fähigkeit der sinnlichen Einstellung<br />
des Auges.«<br />
Neben Aquarellfarben verwandte er bisweilen auch schwarze Tusche, farbige Tinte<br />
und Kreide, Tempera und Deckweiß und seit 1910 neben anderen saugkräftige<br />
Japanpapiere, die von der Farbe ganz und gar durchdrungen wurden.<br />
<strong>Nolde</strong> zählt zu den führenden Aquarellisten in der Kunst des 20. Jahrhunderts. Auf<br />
diesem Felde erlangte er eine traumwandlerische Sicherheit in der formalen<br />
Gestaltung und im Umgang mit den Farben eine nahezu unerreichbare Virtuosität,<br />
es findet sich kaum Vergleichbares. »Die Form war immer in wenigen Strukturlinien<br />
festgelegt, bevor die Farbe weiterbildend in sicherer Empfindung gestaltend<br />
sich auswirkte«, schreibt er. »Farben, das Material des Malers: Farben in<br />
ihrem Eigenleben. Ich mied alles Sinnen vorher, eine vage Vorstellung in Glut und<br />
Farbe genügt mir.«<br />
Es ist die Unmittelbarkeit handwerklichen Schaffens, mit der <strong>Nolde</strong> dem Bildmaterial<br />
zu begegnen und eine Einheit mit dem Werkstoff zu erreichen sucht. »Der<br />
Maler braucht nicht viel zu wissen«, bekennt er; »schön ist es, wenn er unter<br />
instinktiver Führung so zielsicher malen kann, wie er atmet, wie er geht.« Die<br />
Farbe wird sein eigentliches Medium, das er sinnlich emotional erlebt und mit<br />
dem er Erfahrenes und Geschautes, Vergangenes und Gegenwärtiges, seine inneren<br />
Bilder und Visionen unmittelbar wie unter Zwang umsetzen vermochte. »Ich<br />
wollte auch nicht malen, was ich wollte, nur was ich malen musste.« Aus Unregelmäßigkeiten,<br />
Flecken und Verläufen, dem kontrollierten Zufall und mit eruptiver<br />
Kraft wachsen die Bilder hervor. Die Eigenart der Wasserfarben, das bildnerische<br />
Verfahren des Naß-in-Naß-Malens kam <strong>Nolde</strong>s Bestreben nach Spontaneität – das<br />
den Verstand im Schaffensvorgang auszuschalten und wesentlich dem Instinkt zu<br />
folgen trachtete – und unmittelbarer Ausdrucksweise sehr entgegen. »Regellos<br />
zeichnend malend, oder malend zeichnen, ist sehr schwer, ich tue es gern so gut<br />
ich kann« hält er am 25. Mai 1945 in seinen Worten am Rande fest. »Es ist wohl<br />
dies die höchste Art des künstlerischen Schaffens, soweit es das Technische<br />
betrifft.«<br />
(Manfred Reuther)