Emil Nolde & Werner Berg - Werner Berg Galerie
Emil Nolde & Werner Berg - Werner Berg Galerie
Emil Nolde & Werner Berg - Werner Berg Galerie
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Unentwegt setzte sich <strong>Werner</strong> Scholz für eine Ausstellung <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>s in Berlin ein.<br />
Er war durchaus bereit, diesem in seiner Stammgalerie Hartberg, nun v. d. Heyde,<br />
den Vortritt zu lassen. <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> wiederum konnte sich nicht rechtzeitig entschließen,<br />
seine Bilder aufs Geradewohl nach Berlin zu senden. So eröffnete v. d. Heyde<br />
seine Ausstellungssaison (in der es noch zu einer großen Alfred-Macke-Gedenkausstellung<br />
kam) mit <strong>Werner</strong> Scholz.<br />
<strong>Werner</strong> an Mauki <strong>Berg</strong>,<br />
Rutarhof, den 17. 9. 1933<br />
<strong>Werner</strong> an Mauki <strong>Berg</strong>,<br />
Rutarhof, den 19. 9. 1933<br />
Unterm Malen ein paar kurze Zeilen, …<br />
… In der Kirche habe ich meinen Alten zwar nicht, dafür aber anderes Schönes<br />
gesehen und gezeichnet. Der Tag war zwar etwas zerrissen und brachte auch späterhin<br />
noch einige Störung, aber so ganz glatt geht das Malen ja nie (auch von<br />
äußerer Störung abgesehen), wie man es zuweilen glaubt, wenn man gar nicht<br />
zum Malen kommt. Hauptsache aber, dass man Tag für Tag wieder die Pinsel in<br />
der Hand hat. Heute male ich schon den dritten Tag an einem Bild mit sieben<br />
Fronleichnamskindern, die weiter nichts tun, als sich auf einer Wiese aufpflanzen.<br />
Farbig und im Aufbau ist an dem Bild so ziemlich alles ungewöhnlich für mich.<br />
Aber wie immer eine höchst simple Geschichte! Ach wäre ich froh, wenn es mir<br />
einmal vergönnt wäre auf noch so einfache Weise ein starkes Fühlen ohne Redensarten<br />
zu malen. Gern möchte ich das Bild heute zum guten Ende bringen, was aber<br />
noch nicht feststeht. Morgen ist in Maria Rain Kirchtag, und wenn es ausgeht,<br />
möchte ich gern hin, denn sicher wird dort viel zu sehen sein. …<br />
Verzeih all das Malgeschwafel! Aber mich beschäftigt jetzt nichts als das eine: zu<br />
malen, und gebe Gott, dass Du bei Deiner Rückkehr ein paar gute Bilder vorfindest.<br />
Bis dahin will ich gar nicht leben, nur malen, aber dann wollen wir dafür<br />
zusammen leben und Wir können das!! …<br />
Schon wieder ist es Abend, alle Tage wird es früher dunkel, als ich die Pinsel hinlegen<br />
möchte. …<br />
Heute war ein schöner, ruhiger Tag, selten ruhig innen und draußen. Ich male eine<br />
kleine Erinnerung an den gestrigen Tag in Maria Rain. …<br />
<strong>Werner</strong> Scholz an <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>,<br />
Berlin, den 14. 11. 1933<br />
Am 19. November war die Eröffnung der Ausstellung <strong>Werner</strong> Scholz in der <strong>Galerie</strong><br />
von der Heyde. Die Titel der Bilder im Katalog – »Kirchgang«, »Das tote Kind«,<br />
»Kind zwischen Gräbern«, » Slovenin«, »Bauernhaus«, »Der Rotbärtige«, »Marktfrau«,<br />
»Firmlinge«, »Bettlerin«, »Im Gebet«, »Sitzende Alte«, »Sloveninnen«, »Landstreicher«<br />
– könnten durchwegs auch Titel zu Bildern <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>s sein. Die Bilder<br />
waren alle nach Scholzens Pfingstbesuch auf dem Rutarhof entstanden, ein Großteil<br />
ihrer Motive ging auf Skizzen aus Unterkärnten zurück. Als <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> dann im<br />
Jänner in derselben <strong>Galerie</strong> ausstellte und in einem missgünstigen Zeitungsbericht,<br />
eben jenes Verfassers, der zuvor die Ausstellung von <strong>Werner</strong> Scholz in den höchsten<br />
Tönen gelobt hatte, stand, <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> orientiere sich noch zu sehr an Vorbildern wie<br />
<strong>Werner</strong> Scholz und müsse seinen eigenen Weg erst finden, musste sich <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong><br />
um seinen Erfolg und seine Vorrangstellung im Erarbeiten dieser bäuerlichen Themen<br />
und ihrer eigentümlich naiven, teils von der slowenischen Volkskunst inspirierten<br />
Farbigkeit betrogen fühlen. Daher sein Drängen an Scholz auf eine Klärung des<br />
gegenseitigen künstlerischen Verhältnisses. Dies mag mit ein Grund für den folgenden<br />
Bruch mit Scholz gewesen sein und <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>s krisenhafte Stimmung zur Zeit seines<br />
dritten, gemeinsam mit Frau Mauki unternommenen Berlin-Besuches Ende Jänner<br />
1934 erklären. <strong>Werner</strong> Scholz verhehlte andererseits <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> gegenüber nie,<br />
wieviel ihm der Aufenthalt auf dem Rutarhof bedeutete. Er konnte daher <strong>Werner</strong><br />
<strong>Berg</strong>s versteckte Plagiatsvorwürfe, die jener als notwendige Klärung des gegenseitigen<br />
künstlerischen Verhältnisses darstellte, nicht verstehen.<br />
schon besser. Wir würden so gern eine Nachricht von Euch bekommen. Wir sind<br />
mit unserer lieben Frau Osthaus vom Folkwang hier. Gruß, Gruß<br />
Von <strong>Emil</strong> und Ada <strong>Nolde</strong><br />
… Sie fragten neulich nach der Ausstellung, aber <strong>Berg</strong>, ich denke, das ist längst<br />
abgemacht mit Euch, dass das neue Jahr mit Ihnen anfängt? – Ich dachte, Ihre<br />
Kisten kommen schon bald und bin schon lange voller Gespanntheit. Von <strong>Nolde</strong>s<br />
höre ich nicht das Geringste. … Schön, dass Sie in Kassel (Ausstellung des deutschen<br />
Künstlerbundes) was verkauften. Heckel (damals Präsident des deutschen<br />
Künstlerbundes) erzählte mir schon. … Liebe Bande, drückt mir die Daumen für<br />
die Ausstellung am 19. (November).<br />
<strong>Werner</strong> Scholz an <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>, Lieber <strong>Berg</strong>,<br />
Berlin, den 25. 9. 1933<br />
Sie schweigen sich aber aus. Der von der Heyde möchte Bescheid haben. Könnten<br />
Sie übrigens, falls Sie überhaupt Lust zur Ausstellung haben, Ihr Material schon<br />
zum 17. – 20. X. in Berlin haben? …<br />
Ursel Scholz an <strong>Werner</strong><br />
… Dem Powidl (<strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>) seine Ausstellung hier auf die Beine zu bringen,<br />
und Mauki <strong>Berg</strong>,<br />
wird uns große Freude machen. Wir reden schon immer drüber zu Leuten. Wann<br />
<strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> ließ sich zu lange Zeit, auf Scholzens Drängen zu einer Ausstellung zu<br />
Berlin im November 1933<br />
kommen die Sachen? – Seit Sonntag hängen <strong>Werner</strong>s. Anders und neu seit der letz-<br />
reagieren. So eröffnete die <strong>Galerie</strong> von der Heyde im November 1933 ihre Ausstelten<br />
Ausstellung. Und in der künstlerischen Rechenschaft eines Jahres auch die<br />
lungssaison mit <strong>Werner</strong> Scholz.<br />
menschliche, über deren Zartheit ich, wenn es so nackt vor aller Augen hängt, gern<br />
die Hände breiten möchte. – Aber schließlich ist es ja da, um gesehen zu werden.<br />
<strong>Emil</strong> und Ada <strong>Nolde</strong> an <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>, Ihr Lieben, wir haben Euch mitnichten vergessen, und Eure schönen Blumen<br />
Viele Menschen und dann Bäume, seltsame Kühle, und ein Bild mit einem Stern.<br />
Bad Mergentheim, den 14. 10. 1933 waren so lebendig und wurden zwischen uns geteilt, wo wir am 7. getrennt waren,<br />
Ein weißes Haus, ein geducktes windisches (St. Veit) mit viel hellem, flammenden<br />
200 ich in Berlin, er in Seebüll. Wir sind zur Leber- und Gallenheilung hier und es geht<br />
Grün drum herum. Ihr könnt es doch leider nicht sehen, darum schreib ich davon. 201