Emil Nolde & Werner Berg - Werner Berg Galerie
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<strong>Emil</strong> <strong>Nolde</strong>, Legende: Die Heilige Maria von<br />
Ägypten, Der Tod in der Wüste, 1912<br />
Öl auf Leinwand, 86 x 100 cm<br />
Wvz. Urban 525<br />
Kunsthalle Hamburg<br />
Abhängigkeit durchaus bewußt und hat sie nie geleugnet. In einem Brief an Rosa<br />
Schapire schrieb er 1908: »Die großen, wirklich bedeutenden Kämpfe sind in<br />
Frankreich gefochten worden. Die großen Franzosen Manet, Cézanne, van Gogh,<br />
Gauguin, Signac waren die Eisbrecher.<br />
Die Franzosen haben alle alten Wirkungselemente<br />
ausgeschlossen, und es<br />
ist nur so möglich, eine Kunst zu schaffen,<br />
welche neben der alten großen<br />
Kunst hingestellt werden kann.«<br />
III.<br />
Der Briefwechsel zwischen <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong><br />
und <strong>Emil</strong> und Ada <strong>Nolde</strong> – wie die Korrespondenz,<br />
die sich um diesen herum<br />
entwickelt hat, etwa die mit <strong>Werner</strong> und<br />
Ursel Scholz – ist eine spannende Lektüre.<br />
Sie gewährt einen guten Einblick<br />
in die Lebensumstände <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>s in<br />
den Jahren 1931 bis 1934, in seine Nöte<br />
und seine Hoffnungen. Das Dasein des<br />
jungen Künstlers (und Vaters einer<br />
rasch wachsenden Familie) erweist sich<br />
als sehr viel schwieriger und gefährdeter,<br />
als wir auf Grund der Kenntnis seiner<br />
in dieser Zeitspanne gemalten Bilder<br />
annehmen möchten. Diese reden<br />
eine andere Sprache als die Briefe. Sie künden von einem offenbar unerschütterlichen<br />
Weltvertrauen und einer vitalen Frische. Der diese Bilder gemalt hat, weiß sich<br />
im Bunde mit der Natur. Sie hat ihn aufgenommen und gibt seiner Existenz den<br />
Halt, den sie braucht. Die Zeichen, die sie aussendet, erfüllen den jungen Künstler<br />
mit Zuversicht. Er hat den richtigen, für ihn bestimmten Ort gefunden. Er darf<br />
seine Lebensaufgabe anpacken. Er kann beginnen. Wir denken an den Satz von<br />
Hermann Hesse: »Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne«.<br />
1931. Der 27-jährige <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>, der noch an der Münchner Kunstakademie<br />
inskribiert ist, sich aber schon in diesem Frühjahr endgültig auf dem im Vorjahr<br />
erworbenen Rutarhof niedergelassen hat, nähert sich dem damals 64-jährigen<br />
<strong>Emil</strong> <strong>Nolde</strong> in Berlin ehrfürchtig, fast könnte man sagen: andachtsvoll. Er sieht in<br />
<strong>Emil</strong> <strong>Nolde</strong> nicht nur den großen Künstler, sondern er entwirft sich in ihm das<br />
Idealbild eines Menschen ohne Fehl und Tadel. Er projiziert auf ihn alle nur denkbaren<br />
bewundernswerten Eigenschaften. So scheint seine spätere Enttäuschung<br />
schon von Anfang an vorgezeichnet.<br />
Das Unerwartete geschieht. Der zurückhaltende, kontaktscheue, verschlossene <strong>Emil</strong><br />
<strong>Nolde</strong> reagiert auf den ersten Besuch <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>s überaus positiv. Vor allem seine 23