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Emil Nolde & Werner Berg - Werner Berg Galerie

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<strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>, Rutarhof, 1931<br />

Holzschnitt, 40 x 57,5 cm, WK 17<br />

Künstlerischer Nachlass <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong><br />

Mondrian, eines Malewitsch, eines Lissitzky. Sie hatten unsere Sehweise, unser<br />

Wahrnehmungsvermögen, unser Weltverständnis verändert. Sie hatten die uneingeschränkte<br />

Herrschaft der sichtbaren Dingwelt beendet. Sie hatten Tabula rasa<br />

gemacht. Nach ihnen hatten die Künstler Entscheidungen zu treffen. Nach Kandinsky<br />

galt es sich zu entscheiden: für das große Reale oder für das große Abstrakte.<br />

Wer nach Kandinsky gegenständlich malte, tat dies aus bewußter Entscheidung,<br />

mochte sie ihm schwer oder leicht gefallen sein.<br />

Die Authentizität jedes Realismus war fragwürdig geworden. Der Gegenstand<br />

bedurfte einer neuen Legitimation. Er mußte neu begründet werden, um wieder<br />

zu erlangen, was ihm an Anschauung – und Spiritualität – verloren gegangen war.<br />

Viele Künstler wußten das und haben auf je eigene Weise auf diese Situation reagiert.<br />

Auch <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> wußte das. Und er begriff: Mit der einfachen Entscheidung<br />

für den Gegenstand in der Malerei war es nicht getan. Es bedurfte auch der<br />

besonderen Mittel, ihn wieder zu erschaffen. Es bedurfte eines legitimen Grundes,<br />

ihn aufs Neue erscheinen zu lassen.<br />

<strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> wollte, was in der Kunst ostentativ verloren, aufgegeben, verlassen<br />

worden war, im Leben wiederfinden und aus dem Leben zurückholen und wieder<br />

in die Kunst bringen. Diese Identität von geistiger Lebenskonzeption und künstlerischem<br />

Gegenstand war sein Glaubensbekenntnis, die Prämisse seiner Existenz<br />

als Künstler. Alles, was er tat, diente dieser einen großen Strategie, seiner Lebensstrategie:<br />

der Wiedereroberung der Realität durch Anschauung, durch ein nahe<br />

den Dingen, nahe der Natur geführtes Dasein. Er wollte finden, wiederfinden,<br />

nicht neu erfinden. Die Welt der »Windischen« (wie die Slowenen oft abschätzig<br />

genannt werden) sollte ihm beweisen, daß die fragwürdig gewordenen Dinge<br />

unzweifelhaft wirklich sind. Darum<br />

nahm er den Weg »über die Dörfer« (so<br />

ein Titel von Peter Handke). Darum<br />

ging er hinaus in die Landschaft, zu den<br />

abgelegensten Gehöften, in eine ursprüngliche<br />

und unverstellte Wirklichkeit,<br />

ließ sich dort nieder, versuchte<br />

dort seine Existenz zu gründen, teilte<br />

das Leben der Bauern.<br />

<strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>s tägliches Brot aber war<br />

die Kunst. Der Gedanke an sie nährte<br />

ihn, ließ ihn Anfechtungen durchstehen<br />

und überleben. <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong><br />

scheint am Inhalt seiner Bilder in ungewöhnlichem<br />

Maße beteiligt, er besitzt<br />

keine Distanz zu seinen Gegenständen,<br />

er dringt in sie ein, identifiziert sich mit<br />

ihnen. Seine Bilder sind wie Dinge aus<br />

der Wohnung, geprägt und abgenutzt

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