Emil Nolde & Werner Berg - Werner Berg Galerie
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Landwirtschaft, und darin Maler sein, ganz von innen Maler, das ist nicht immer<br />
einfach. Wie komisch möchte es Ihnen vorkommen, wenn ich Ihnen von so manchen<br />
Sorgen des Bauern erzählen würde, und doch gehört oft das Äußerste dazu,<br />
sich nicht von ihnen zerfressen zu lassen. Das Schöne nur ist: die Kraft unserer<br />
Einsamkeit und die Herrlichkeit des Landes bringen uns immer wieder darüber<br />
hinweg.<br />
Lieber <strong>Werner</strong> Scholz, vielleicht sehen wir uns hier, bevor ich zu Ihnen komme. …<br />
Sehen Sie <strong>Nolde</strong>s? Bitte grüßen Sie beide von mir, wie man nur <strong>Nolde</strong>s grüßen<br />
kann und immer grüßen möchte. Selten nur bringe ich es über mich, ihnen zu<br />
schreiben, vorm geschriebenen Wort habe ich Furcht, dass es eher das Innere verals<br />
aufschließt. …<br />
Entgegen der manchmal die ersten Jahre auf dem Rutarhof beschönenden, späteren<br />
Darstellung <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>s war dieses selbst gewählte Leben, in dem <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> die<br />
unabdingbare Voraussetzung für sein weiteres künstlerisches Schaffen sehen wollte,<br />
schon zu Beginn mit Widrigkeiten und Schwierigkeiten aller Art konfrontiert. <strong>Werner</strong><br />
<strong>Berg</strong> erkannte, dass ein gültiges Schaffen für ihn nur unter diesen erschwerenden Voraussetzungen<br />
möglich sei, litt aber andererseits unter dem Konflikt zwischen den vielfältigen,<br />
die Zeit raubenden Anforderungen der Landwirtschaft und seinem Wunsch,<br />
»Maler, und nur Maler« zu sein.<br />
Mit mir senden alle auf dem Hofe ihre ergebenen Grüße und herzlichsten Wünsche.<br />
Könnten nur unsere kleinen wilden Mädchen statt meiner schreiben, es wäre<br />
viel schöner!<br />
<strong>Werner</strong> Scholz an <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>, … Man schrieb mir aus Bielefeld, dass Ihre Arbeiten herrlich seien. …<br />
Berlin im November 1932<br />
<strong>Emil</strong> und Ada <strong>Nolde</strong> an <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>, Unser lieber <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> und das ganze Haus<br />
Berlin, den 2. 1. 1933<br />
Als wir am Weihnachtsabend von der Kirche um sieben nach Hause kamen, war<br />
<strong>Werner</strong> Scholz an <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>, … Bald bekommen Sie nun Urlaub für Berlin, und wir, <strong>Nolde</strong>s und ich, freuen uns<br />
Frühling bei uns eingezogen. Ein blühender, wunderschöner Strauß stand auf dem<br />
Berlin, den 29. 11. 1932<br />
schon so auf Sie. Frau <strong>Nolde</strong> sagt mir das immer. … Man ist Euch ja näher, als<br />
Tisch, und als wir näher hinblickten, stand darauf ein Gruß aus Kärnten. Wie<br />
anderen hier, mit denen man öfter reden und gehen muss. Ich freue mich nun<br />
unendlich lieb und gut war das von Ihnen und wie hat nachher der Strauß mei-<br />
schon so auf unser Wiedersehen. Bringen Sie eine Handvoll Heu oder was mit,<br />
nen Mann gefreut während der Tage seiner Krankheit. Denn in derselben Nacht<br />
damit wieder was aus meinen <strong>Berg</strong>en hier oben ist. Und bringen Sie auch Arbei-<br />
wurde er leider krank, und ich machte sein Lager im großen Zimmer, damit er<br />
ten mit. Auch einige Leinwände, die wir versuchen wollen, hier gut auszustellen.<br />
unter Blumen und Bildern liegen konnte. Nun ist er so weit, dass er aufstehen<br />
…<br />
kann, zwei Stunden am Tage, seine Leber und Galle sind nicht richtig in Ordnung.<br />
Es war keine »fröhliche Weihnacht«, wir waren aber froh, dass wir die Schmerzen<br />
<strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> an <strong>Emil</strong> und Ada <strong>Nolde</strong>, Eisbepelzt ist wieder unsere ganze Welt rundum. Es hätte nicht bis zu den letzten<br />
recht bald stillen konnten.<br />
Rutarhof, den 18. 12. 1932<br />
Adventtagen dauern sollen, dass ich Ihnen schrieb. Aber alles in mir sperrt sich oft<br />
Deshalb hören Sie so spät von uns, die Gedanken aber haben Sie gewiss gespürt,<br />
gegen das Schreiben. Einmal schaudert es mich vorm abgelösten Gedanken und<br />
denn die schönen Blumen lösten sie immer und sie flogen nach dem fernen Hof<br />
dann: dieses mein Leben muss ich malend rechtfertigen, und ich habe noch<br />
auf dem <strong>Berg</strong>e, wo die beiden ganz entzückenden Kinder im Zimmer spielen.<br />
unendlich viel zu tun.<br />
Ja, lieber <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>, wir freuen uns auf Ihre Berliner Reise, und das müssen Sie<br />
Das Ende dieses harten, sehr harten Jahres lässt mich oft an die bitteren jungen<br />
uns erlauben, dass wir zu ihrer Ausführung etwas beitragen dürfen. Als Probesen-<br />
Jahre <strong>Emil</strong> <strong>Nolde</strong>s denken. Wie wenige wohl kennen des Malers, des Bauers Leben,<br />
dung Einliegendes, das Sie jetzt öffnen dürfen.<br />
seines Lebens wahre Härte?<br />
Wir wussten nicht, ob Sie Ihre Einsamkeit dort verlassen wollen, denn sie hat trotz<br />
Im Jänner möchte ich wieder auf einige Tage nach Deutschland. Darf ich Sie wie-<br />
aller Härte viel für sich. Sie kennen meines Mannes fürsorgliche Angst, dass er die<br />
der aufsuchen und kann ich Sie wohl um diese Zeit treffen? Es brennt mich schon<br />
jüngeren Maler nicht direkt beeinflussen möchte. Ganz im Gegensatz zu den<br />
ungeheuer, unsere starke neue Kunst wieder ganz aus der Nähe zu spüren und,<br />
meisten Malern, die dort nur Freude haben, wo sie sich selbst widergespiegelt<br />
wenn es sein darf, <strong>Nolde</strong>s wieder zu sehen.<br />
finden.<br />
Zum Weihnachtsfest nur möchte ich Ihnen ein Zeichen meiner Verehrung geben.<br />
Im Kronprinzenpalais ist jetzt ein sehr schöner <strong>Nolde</strong>saal gehängt, wir haben viel<br />
Verehrung, die aus dem Herzen warm und aus dem Bewusstsein klar immerzu<br />
Freude daran und auch manche andere.<br />
wächst, macht die Erde dessen umso vieles kostbarer, der sie sagen darf.<br />
Die Leidenszeit der Menschheit ist groß und in Russland wird dieser Winter so<br />
Schönreden kann ich nicht und will nicht jammern. Unsere Tage hier sind<br />
entsetzlich, dass wir hier, in unserer Not, uns keine Vorstellung davon machen<br />
gespannt zwischen Quelle und Stall, zwischen dem Acker und den Sternen. Nicht<br />
können.<br />
immer leider sind es die Sterne, welche stärker ziehen.<br />
Sind die Chinesen und Inder durch solche Zeiten zu ihren erhabenen Weisheiten<br />
Nehmen Sie Einzigen für Geschrieben das Ungeschriebene und für gerade<br />
gekommen?<br />
182 Ihren <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong><br />
Die <strong>Berg</strong>leute seien gegrüßt, Friede und Glück wohne bei Ihnen im Neuen Jahr. 183