Emil Nolde & Werner Berg - Werner Berg Galerie
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Aus diesem Brief ergibt sich ein Bild von <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>s Produktion des ersten Jahres<br />
auf dem Rutarhof. Die Bilder sind in der Malweise noch durchwegs der Münchner<br />
Zeit verhaftet. Die radikal die Fläche betonenden Bilder sind alle erst 1932 entstanden.<br />
In diesem Sinne ist der Werkkatalog der Ölbilder zu korrigieren. <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong><br />
nahm mit Bildern aus 1931 an Ausstellungen des Deutschen Künstlerbundes in Essen<br />
und der Ausstellung im Glaspalast in München teil. Später sollte er diese Bilder nie<br />
mehr öffentlich präsentieren und datierte viele in den Jahren 1932 und 1933 entstandene<br />
Bilder auf 1931 vor, wohl um seinen Beginn auf dem Rutarhof gleich einem Elementarereignis,<br />
das ohne Vorankündigung plötzlich auftritt, erscheinen zu lassen.<br />
Jetzt sieht es schon ganz gut im Atelier aus, aber trotzdem: ich darf nicht an unser<br />
schönes Atelier (auf dem Rutarhof) denken. Herrgott, nächstes Jahr soll ein Schaffensjahr<br />
werden!! Aufgehängt habe ich nur einige der besten Sachen, da hat man<br />
auch selbst mehr Freude dran: Dein Bildnis, die Großmütter, die Notburga, die<br />
lichte Abendlandschaft, Unterkrain und die Blumenbilder. Diese finden bei jedem<br />
besonderes Gefallen, auch beim Alten. Das relativ beste Bild ist aber wohl die Notburga<br />
… Ich vergaß noch: als Thema für den Wettbewerb ist Mensch und Tier<br />
ganz schön, doch steht noch nicht fest, ob ich mitmache. Bisher habe ich noch keinen<br />
festen Bildgedanken, doch würde es mir nötigenfalls nicht daran fehlen. …<br />
<strong>Werner</strong> an Mauki <strong>Berg</strong>,<br />
München, 30. 11. 1931<br />
<strong>Werner</strong> an Mauki <strong>Berg</strong>,<br />
München, den 4. 12. 1931<br />
… Von <strong>Nolde</strong> die ersehnte Nachricht kam bisher nicht, wird wohl auch nimmer<br />
kommen. – Inzwischen habe ich mehrere Tage schon wieder in der Klasse mitgearbeitet,<br />
was mir trotz allem recht heilsam zu sein scheint, denn man kann nicht<br />
oft genug von vorne anfangen. Auch grundiert habe ich einiges, will aber in 10<br />
Tagen einen ganzen Schwung nochmals grundieren, um dann nach Weihnachten<br />
Vorrat zu haben. Einstweilen macht mich das Arbeiten auf der Akademie recht<br />
depsch, überhaupt komme ich mir recht sonderbar vor, ohne die rechte Luft zum<br />
Leben, aber es muss doch sein. … Wenn sich in den nächsten Tagen nichts entscheidet,<br />
will ich doch Schritte wegen einer Ausstellung unternehmen, denn wozu<br />
habe ich die Menge Zeugs hier. In meinem Atelier kann ich mich kaum noch<br />
umdrehen, gestern kam noch dazu die Kiste mit den Arbeiten aus Elberfeld (dort<br />
war im Städtischen Museum eine Ausstellung von Aquarellen, Zeichnungen und<br />
Radierungen <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>s gezeigt worden), doch ist mir lieb, dass die jetzt hier sind,<br />
ich könnte sie doch leicht einmal brauchen. …<br />
… Schnee! Das muss jetzt wunderschön sein auf dem Hof und hier ist es alle Tage<br />
grau zum Kotzen.<br />
… Die Bilder für den Wettbewerb möchte ich übrigens zu Hause malen, ein größeres<br />
schwebt mir unklar vor und ein kleineres fester: die Ursi mit den Karnikels,<br />
aber dazu muss ich daheim Zeichnungen machen. Es wird Dich vielleicht verwundern:<br />
aber arbeiten, das arbeiten, was meine persönlichste Aufgabe ist, werde ich<br />
von nun an nur noch daheim können. Draußen wird es für mich immer nur heißen<br />
können: offen sein und aufmerksam. Zum Wachstum in der Entwicklung ist<br />
dies ein notwendiger Schritt, als Zustand aber, wenn ich meinen gegenwärtigen<br />
betrachte, ein scheußlicher. Gerade dies, dass das Negative meiner jetzigen Lage<br />
von großem positivem Werte sein könne, hat der Alte heute Morgen sehr klar<br />
betont. Bei der Korrektur in der Klasse hat er sich eingehend und recht fein mit<br />
meiner Arbeit beschäftigt, er begrüßte es freudig, dass ich noch in der Klasse mitarbeite.<br />
Ich sehne die Zeit herbei, wo ich einmal daheim bei meinen liebsten Menschen<br />
in meiner Arbeit untergehen kann. Etwas Ganzes werde ich draußen kaum<br />
mehr leisten können. …<br />
Seit zwei Tagen suche ich – Du kennst diese Sucherei – nach einer kleinen Skizze,<br />
die ich so dringend brauche, ich finde sie nicht. ... Skizzen werde ich in Zukunft<br />
noch viel mehr machen!<br />
<strong>Werner</strong> an Mauki <strong>Berg</strong>,<br />
… Ja, ich bin jetzt recht verwöhnt mit dem Atelierraum, das merke ich jeden Tag.<br />
München, 27. 11. 1931<br />
Gestern habe ich einige alte umgedrehte Leinwände grundiert, Montag will ich<br />
einmal wieder mit in der Klasse malen, obwohl ungeheuer viele, mir meist fremde<br />
Leute da sind. Es ist ein großer Unsinn, soviel unbegabte Leute arbeiten zu lassen.<br />
Nur meine ich, dass es kein Schaden für mich wäre, einige Studien in der Klasse<br />
mitzumalen. …<br />
Gestern Nachmittag kam übrigens der Alte, nachdem er Vormittag nur kurz und<br />
recht obenhin da war, noch einmal in mein Atelier und hielt mich vom Grundieren<br />
auf; wir hatten eine lange eindringliche Unterhaltung, es war schon längst<br />
stockfinster geworden. Dann kam der Heizer herauf, der eigens meinetwegen mit<br />
dem Zusperren der Akademie hatte warten müssen, und schrie hinein: »Was<br />
schwätzt’s denn da solang umanand«, er hatte Caspar gar nicht bemerkt. Wovon<br />
wir alles sprachen, das muss ich Dir besser noch erzählen. Caspar wollte unbedingt<br />
wissen, ob ich <strong>Nolde</strong> persönlich kenne, warum nur? Dann sprach er eingehend mit<br />
mir über die Möglichkeit einer Kollektivausstellung, und dass München denkbar<br />
schlechte Gelegenheit dazu böte. … Sein (des Alten) neuester Schlager heißt wie-<br />
<strong>Werner</strong> an Mauki <strong>Berg</strong>,<br />
… Auf jeden Fall werde ich bei der ersten Gelegenheit abdampfen, mich hält<br />
der Kreidegrund, obwohl er die längste Zeit dagegen war. Er empfahl ihn mir sehr<br />
München, den 12. 12. 1931<br />
nichts, aber schon gar nichts mehr hier.<br />
für meine Arbeit, aber ich glaube, Du wirst nicht recht damit einverstanden sein.<br />
Gestern war Caspar-Abend, wir haben einiges aufgeführt, es war aber doch trost-<br />
Jedenfalls ging aus des Alten Worten, der doch ein so gewiegter und erfahrener<br />
los. Der Kliquenbetrieb … ist nicht auszuhalten, und der Alte macht sich selbst<br />
Maler ist wie kaum ein zweiter, hervor, dass er dauernd sucht und nie zufrieden<br />
kaputt und weiß nicht wie. Diese Borniertheit muss reizen. Ich habe mich nicht<br />
ist. Der Kampf mit dem Material, meinte er, sei enorm, vor allem mit dem Grund,<br />
klug benommen, aber ich konnte nicht anders. Gestern habe ich aus der Klassen-<br />
dann erst mit den Farben.<br />
ausstellung alle meine Arbeiten (eine ganze Wand) in der letzten Minute zurück-<br />
166 … Ob ich wohl noch auf Antwort aus Berlin warten darf? …<br />
gezogen, der Alte weiß es noch gar nicht. Wie ich meine Bilder da hängen sah, so 167