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Emil Nolde & Werner Berg - Werner Berg Galerie

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vierten« bezeichnete, bzw. Otto v. d. Heyde als »den Fall N.« und <strong>Werner</strong> Scholz als<br />

Ursel Scholz an <strong>Werner</strong><br />

Meine lieben <strong>Berg</strong>s.<br />

»die hässlichen Erlebnisse hier«). Ein uns unbekannt bleibender Vorfall muss den<br />

und Mauki <strong>Berg</strong>,<br />

Seid Ihr glücklich zu Hause? Oder tobt es auch in Eurer Gegend. Das sind ja<br />

Bruch ausgelöst haben.<br />

Berlin, den 14. 2. 1934<br />

schreckliche Zustände! (Bürgerkrieg in Österreich) Wir sind in großer Sorge um<br />

Der Bruch <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>s mit <strong>Emil</strong> <strong>Nolde</strong> fiel tragischerweise in die kurze Zeitspanne<br />

das liebe Land und die lieben Leute drin. Es wird alles immer noch verrückter auf<br />

der Anbiederung gewisser Repräsentanten des Nationalsozialismus an »gemäßigte«<br />

dieser Welt. … Ihr werdet Euch ja inzwischen von den Berliner Tagen erholt<br />

Expressionisten, die als »nordische« Künstler gesehen wurden und mit deren Hilfe<br />

haben. Dass Ihr Euch auch zuletzt noch in den falschen Hals kriegen musstet, ihr<br />

man das liberale Bürgertum an den neuen Staat zu binden hoffte. So wurde <strong>Nolde</strong><br />

Lausejungen, das war höchst überflüssig. <strong>Werner</strong> wartet nun schon immer heim-<br />

1933 als Präsident der neu gegründeten Reichskammer der bildenden Künste vorgelich<br />

mal auf Nachricht von Euch. –<br />

schlagen, was aber durch Intervention Hitlers verhindert wurde, und um die gleiche<br />

Von <strong>Nolde</strong>s seitdem nichts gehört.<br />

Zeit war er auch als Präsident der staatlichen Kunstschulen im Gespräch. Bereits<br />

Es waren bei den Bildern noch verschiedene Menschen, von denen ich sehr schö-<br />

kurze Zeit später nahmen jedoch Schmähungen und Schikanen gegen expressionistine<br />

Sachen darüber sagen hörte!! Auch geschrieben wurde nachdem noch sehr<br />

sche Künstler zu, und <strong>Emil</strong> <strong>Nolde</strong> wurde schließlich zu einem der während der natio-<br />

positiv. Sollte das alles so viel weniger ins Gewicht fallen als das entmutigende<br />

nalsozialistischen Herrschaft am meisten verfemten Künstler. Insgesamt 48 Bilder<br />

Verhalten von Stratosphären-Arrivierten??? Bleibt da mal ruhig auf Eurer schönen<br />

<strong>Emil</strong> <strong>Nolde</strong>s wurden in der berüchtigten Ausstellung »Entartete Kunst« in nieder-<br />

Erde, mal sehen, wer schließlich mehr davon hat. Ich hätte gewünscht, wir wären<br />

trächtigster Art und Weise angeprangert, 1052 Werke <strong>Nolde</strong>s in deutschen Museen<br />

ein wenig länger zusammengeblieben, um das Verdrießliche dieser Reise ruhig<br />

beschlagnahmt. Auch <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> galt den Nationalsozialisten bald als »entarteter«<br />

ausklingen zu lassen. –<br />

Künstler.<br />

Sind die Kinder wieder daheim (sie waren während der Berlin-Reise bei <strong>Werner</strong><br />

Bezeichnend für <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> ist es jedenfalls, sich über Beweggründe des Bruches nie<br />

<strong>Berg</strong>s Mutter in Elberfeld) und wie waren die Tage mit Eurer Mutter. Jetzt geht wohl<br />

vollkommen klar und eindeutig geäußert zu haben und sich auch in seinem Ab-<br />

bald die Frühjahrsbestellung los. … Aber vielleicht kommt bald eine Nachricht.<br />

schiedsbrief an <strong>Nolde</strong> in kryptischen, verurteilenden Andeutungen zu erschöpfen. So<br />

Wir müssen sonst denken, Ihr habt Eure Nasen voll, auch von uns. Es war so<br />

emphatisch die Annäherung an <strong>Emil</strong> <strong>Nolde</strong> gewesen war, so sehr schwieg er sich über<br />

schön, als die liebe, liebe Mauki plötzlich vor mir stand. Es gibt so wenig, worüber<br />

die konkreten Gründe für den Bruch aus. Was bleibt, sind Mutmaßungen über<br />

man sich so richtig freuen kann. Wir wollen das doch gegenseitig festhalten.<br />

Beweggründe, die zuallererst im krisenhaften Erleben der ganzen Situation in Berlin,<br />

Herzliche Grüße ans ganze Haus und Euch. In treuer Freundschaft – wenn’s<br />

wohin <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> zusammen mit seiner Frau Mauki gekommen war, begründet sein<br />

erlaubt ist – Eure Ursel Scholz.<br />

mögen.<br />

Keineswegs irrelevant als Auslöser für den so abrupten Bruch mit <strong>Nolde</strong> scheint dabei,<br />

PS … <strong>Werner</strong> war ganz traurig, nachdem der Zug aus der Halle war. …<br />

dass <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> einzelnen unter den zahlreichen sonst überaus positiven Zeitungs-<br />

Bei der Rückreise war es direkt am Bahnsteig des abfahrenden Zuges zu einer heftigen<br />

kritiken zu seiner Ausstellung, die ihn in die Nähe <strong>Nolde</strong>s stellten, zu große Bedeu-<br />

Auseinandersetzung <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>s mit <strong>Werner</strong> Scholz gekommen. <strong>Werner</strong> Scholz hatte<br />

tung beimaß: »einzelnes erinnert stark an <strong>Nolde</strong>«, »die eigenartig starke Kunst, die<br />

das Zustandekommen der Ausstellung <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>s in Berlin in bester Absicht<br />

sich formal und inhaltlich an Scholz und <strong>Nolde</strong> bildet« »die Auseinandersetzung mit<br />

ermöglicht und seine Kontakte dafür verwendet. Er konnte den, auch nicht direkt und<br />

verschiedenen Vorbildern, wie <strong>Nolde</strong>, ist noch stärker als der eigene Ansatzpunkt«,<br />

»bei den Gemälden wird man zunächst an <strong>Nolde</strong> erinnert«. Dabei übersah er, dass<br />

nur orakelnd geäußerten, Plagiatsvorwurf <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>s daher nicht verstehen.<br />

ihm fast durchwegs große Eigenheit und Selbstständigkeit zugestanden wurde. Wer-<br />

Otto v. d. Heyde an <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>, … Leider ist nichts mehr verkauft worden; aber dafür kann man heutzutage wirkner<br />

<strong>Berg</strong> erkannte die für ihn verhängnisvolle Missdeutung als Epigone <strong>Nolde</strong>s, und<br />

Berlin, den 20. 2. 1934<br />

lich niemanden verantwortlich machen …Also hoffen wir auf bessere Zeiten für<br />

verspürte daher die schmerzliche Notwendigkeit, sich von <strong>Nolde</strong> zu lösen. Er war<br />

die nächste Ausstellung! Der Auftakt war zweifelsohne sehr gut. – Es wird allge-<br />

überzeugt, eine eigenständige Kunst entwickelt zu haben und vermisste dazu ein klämein<br />

mit großer Anerkennung von Ihren Werken gesprochen. … Der Käufer Ihres<br />

rendes Wort <strong>Nolde</strong>s, wie überhaupt dessen Auseinandersetzung mit seinen ausgestell-<br />

Bildes ist Herr Felix Herrmann. …<br />

ten Werken. <strong>Emil</strong> <strong>Nolde</strong> selbst wiederum war zu dieser Zeit bereits von seiner schwe-<br />

Hoffentlich haben Sie beide Berlin in guter Erinnerung behalten. Vergessen Sie nur<br />

ren Krankheit gezeichnet und vielleicht auch aus diesem Grunde zurückhaltender.<br />

den Fall N. ganz. Er ist viel unwichtiger (»der Fall«) als Sie denken, das mag frivol<br />

Tatsache ist, dass Ada <strong>Nolde</strong> später gegenüber Dritten erklärte, sie habe ihren Mann<br />

bei ihrem letzten Zusammentreffen mit <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> aus gesundheitlichen Gründen<br />

klingen, aber …<br />

ins Bett genötigt, und es sei dadurch ein von <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> gewünschtes Treffen nicht<br />

<strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> an Walther Delius, … Ich spüre es immer, warum ich hier lebe und arbeite und diesem Leben mich aus-<br />

206 zustande gekommen.<br />

Rutarhof im März 1934<br />

geliefert habe. So wenige nur können begreifen, dass ich leben und alle Spannungen 207

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