Emil Nolde & Werner Berg - Werner Berg Galerie
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<strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>, Malven, 1964<br />
120 x 40 cm<br />
<strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> <strong>Galerie</strong> der Stadt Bleiburg<br />
berief sich dabei auf Gottfried Benn, von dem dieses Wort stammte. Es meinte<br />
einen sachlicher und ruhiger gewordenen Expressionismus.<br />
<strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> fehlte die Einbildungskraft <strong>Emil</strong> <strong>Nolde</strong>s. Er brauchte die ständige<br />
Anschauung der Wirklichkeit als Ausgangspunkt für jedes einzelne Bild. Bei ihm<br />
gibt es kein Wirken chthonischer Mächte oder geheimer Kräfte, nichts ist wie in<br />
Trance gesehen, und nie tauchen phantastische Figurationen auf. Wohl aber kann<br />
alltägliches Geschehen in einen mythischen Zusammenhang gestellt werden, können<br />
einfache Gestalten aus dem bäuerlichen Lebenskreis archetypische Züge<br />
annehmen (wie z.B. im Gemälde »Schlafender Landstreicher«, 1934).<br />
<strong>Nolde</strong>s Offenheit für die Ekstase – wie sie sich in dessen wiederkehrenden Tanzszenen<br />
ausspricht – war <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> ganz fremd. Immer wieder betont <strong>Berg</strong> seine<br />
Bodenhaftung. Fast genußvoll zeigt er in den Bildern geschlachteter Schweine die<br />
blutigen Seiten des Alltags, als wollte er sagen: Auch das gehört zu meinem Leben,<br />
ich will es nicht verschweigen. Es ging ihm nicht darum zu schockieren – aber<br />
wenn sich jemand abwenden wollte, sollte er es tun. Im gleichen Sinn (wenn auch<br />
sehr viel gemäßigter) kann <strong>Berg</strong> in eine harmonische Winterlandschaft eine Mistfuhre<br />
setzen (und im Bildtitel ausdrücklich darauf verweisen) – auch die Mistfuhre<br />
war Bestandteil seiner Existenz.<br />
Religiöse Themen – die für <strong>Emil</strong> <strong>Nolde</strong> eine wichtige Rolle spielten – sind bei <strong>Werner</strong><br />
<strong>Berg</strong> höchst selten zu finden. Da gibt es im Frühwerk das in Aquarellen von<br />
1932/33 vorbereitete große fünfteilige Altarbild (»Altar der Hl. Familie«), sonst<br />
tauchen christliche Motive in seiner Kunst nur indirekt auf, etwa wenn <strong>Berg</strong> betende<br />
Landfrauen in einer Kirche beobachtet. Ihn berühren die verschiedenen Zeugnisse<br />
naiver Gläubigkeit, Marterln, Votivbilder, geschnitzte Kruzifixe, Darstellungen<br />
des Schmerzensmannes am Kreuz. Die Manifestationen der Volksfrömmigkeit,<br />
auf die er im Kärntner Unterland allerorten stieß, bedeuteten ihm viel mehr<br />
als bloße Folklore. Wenn <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> solche Zeugnisse wiedergibt, hat das oft<br />
einen chronikhaften Zug, als ginge es ihm darum zu bekennen: Das habe ich gesehen.<br />
Das ist Wirklichkeit. Dann ist <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> vor allem der Künstler, der seine<br />
Welt bezeugt.<br />
Trotz des unstreitigen Einflusses durch <strong>Emil</strong> <strong>Nolde</strong> ist <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> alles andere als<br />
dessen Epigone. Gewiß steht er im Bann der Farbe <strong>Nolde</strong>s. In der eigenen Farbgebung<br />
meidet er (mit wenigen Ausnahmen) alle Übersteigerungen, die Farbgebung<br />
scheint (wenngleich immer noch leuchtend) gegenüber dem Vorbild eher verhalten<br />
und prinzipiell in den Gegenständen selbst verankert, der eigenen sinnlichen<br />
Erfahrung entnommen. Stärker als <strong>Nolde</strong> ist <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> in den Jahren bis<br />
1935/36 um Flächigkeit bemüht, auch wenn diese durch die Tiefenerstreckung<br />
einer Landschaft oder die Plastizität einzelner Figuren immer wieder gesprengt<br />
wird. Hier ringt <strong>Berg</strong> mit einem Problem, das sich so für <strong>Nolde</strong> gar nicht stellte.<br />
Ohne Zweifel am nächsten ist <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> dem Vorbild <strong>Nolde</strong> in seinen Blumenbildern,<br />
und das bis zuletzt. Harald Scheicher berichtet, daß Blumenbilder (die<br />
ohne Vorskizzen, draußen direkt vor dem Motiv entstanden) für <strong>Berg</strong> immer am<br />
Anfang einer neuen Malperiode standen, dem Künstler gleichsam zur Einstim-