zueinander in diesen Tagen sehr in die Tiefe gewachsen, drum war wohl nichts Ada <strong>Nolde</strong> an Mauki <strong>Berg</strong>, Liebe Frau <strong>Berg</strong> schlecht auch in meiner Haltung. Für Sonntag nun ahne ich ein Ereignis: mit Berlin, den 23. 1. 1933 Nachdem wir mit Ihrem Mann hier Freundschaft geschlossen haben, darf ich Scholz muss ich ganz früh hin, er will sich, glaube ich, etwas von der Seele reden. gewiss so zu Ihnen schreiben. Hört sich etwas komisch an, Scholz sagt so. Ihn sehe ich täglich, … Von den Jun- Er sagt, Sie sind der bessere Teil, ja dann müssen Sie ein ganz besonderer und ein gen ist er hier heute ganz anerkannt der Maler, der Erfolg seiner Ausstellung war, ganz lieber Mensch sein, von dem es uns freut, dass Sie an seiner Seite stehen. wie ich höre, lese, sehe, ein ungeheurer. Und wirklich schön, wie nicht die Spur Darf ich Ihnen und Ihrem großen Mädchen einen Kragen senden als ein kleines von Getu über ihn kommt. Ihm bin ich, das freut mich besonders, immer der Zeichen unserer Freude. Sie sind von fleißigen deutschen Händen geklöppelt. – Maler, vieles an den Photos gefällt ihm, und wenn er kommt im Sommer (übri- Und das andere (zwei Lithographien <strong>Emil</strong> <strong>Nolde</strong>s »Ältere Herren« und »Fabelgens höchstens 1 Woche), will er eine Ausstellung von mir in Berlin machen. Soll wesen«) stellen Sie vielleicht für Ihren <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> hin und sehen es mit ihm das werden und wird es gut sein? zusammen an. Das wohl: der Weg, wenn ich an klaren Tagen sehe, wird schwerer und weiter, aber Wir haben den lieben Menschen mit etwas schwerem Herzen auf die Reise gehen stark ist auch mein Vertrauen. Mein Malen wird ganz anders sein: diesen Bildern lassen, aber wenn er erst wieder in seinen <strong>Berg</strong>en und bei Ihnen sein wird, dann wird einmal niemand anmerken, dass die Spannungen und Dunkelheiten des wird wieder Friede über ihn kommen. Und dann hören wir gewiss von ihm. Lebens ihren Maler fast zerrissen hätten. … Gestern war ich zuerst wieder im Kronprinzen-Palais … Es ist jetzt sehr schön dort. Herzlichst Ihre Ada <strong>Nolde</strong> Auch auf dem Sekretariat hatte ich – durch Frau <strong>Nolde</strong> – zu tun, Montag soll ich in <strong>Nolde</strong>s war <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>s seltsame Stimmung, seine Selbstzweifel und innere die schwer zugängliche Sammlung Köhler, … Dann war ich bei Cassirer, wo eben die dritte Folge einer groß angelegten Ausstellung »Lebendige deutsche Kunst« zu Bedrängnis nicht verborgen geblieben. sehen ist; vorhergingen die »Transzendenten« (horribile dictu) und Abstrakten, <strong>Werner</strong> an Mauki <strong>Berg</strong>, Morgens nach denen nun die anderen: Schmidt-Rottluff, Heckel, Hofer, Kokoschka etc., sie Berlin, den 24. 1. 1933 Das war ein großer voller Sonntag. Der Mensch aber, der frei und erhoben sein alle fast gehen einen schlimmen Weg und waren zum Teil doch starke Kräfte. Kirch- sollte, ist im dunklen Widerstreit mit sich selbst. Dank Gott, dass ich zu Dir immer ner, der Beste sonst, hat diesmal, höre ich, bei den Abstrakten mitgemacht! Dass kommen kann, meine Mauki. <strong>Nolde</strong> nun trotz allen Drängens nicht mittut, verstehe ich sehr gut. Bei Flechtheim Frau <strong>Nolde</strong> las mit ihm aus dem niedergeschriebenen zweiten Teil des Eigenen war ich dann noch, bei Möller, und war auf 8 Uhr am Abend zum Sammler Kruss Lebens, von dem viel später erst die Öffentlichkeit erfahren darf. Er lässt es auch bestellt, ein feiner kluger Mensch und wahrer Kunst-Liebender. Diesmal hatte ich uns nur wissen, uns junge Maler, das kann und muss uns das Rückgrat stark ganz besonders starken Eindruck von seiner Sammlung, die im Großen ganz auf machen. Er erzählt darin von den Malern der Brücke wie er sie einst als Kamera- <strong>Nolde</strong>, Kirchner und Schmidt-Rottluff (den starken S.-R.) steht. Seltene schwere den kennen lernte und liebte, wie sie später erwachten, sich selbst verrieten und <strong>Nolde</strong>s hat er beisammen, dieser Sammler will nur Bilder voll Kraft und Schwere, den großen Geist des Malens. Von den Krämereien und Gemeinheiten der Berli- die ihm, dem Kaufmann, in seinem Heim am meisten geben und ihn aufrichten. ner Sezession erzählt er, von Liebermann, auch Beckmann, auch Corinth. Wie war Auch Kirchner hat er von großer Schönheit, auch seine S.-R. packen. Dann musste dieser <strong>Nolde</strong> immer unerschütterlich und sich selbst gleich. Dann auch lasen sie ich im Berliner Tempo am späten Abend in Scholz’ Atelier, der noch einen feinen einen Teil aus der schwersten Zeit ihres Lebens. In ihrem kleinen Haus hinterm stillen Freund da hatte, und da gab es einen langen, schönen Malerabend (bis 4 Uhr Wald im Norden malte er unaufhörlich, mit immerzu fortströmender Kraft. Sie früh), der auf mein Denken und Fühlen heute noch wirkt. In der Früh immer end- waren verspottet ringsum, und die Not kam groß über sie. Damals fuhr sie von loses Telefonieren mit Frau <strong>Nolde</strong>. Auf ihren Wunsch war ich mit Scholz bei einem den letzten Mark nach Berlin, lief Wochen herum, um an einem Varieté unterzu- Maler Frisdun, doch hatte ich keinen großen Eindruck davon. Ist mein Malen auch kommen und durch Singen ihnen das äußere Leben zu retten. Wie unendlich klein dagegen, ich lieb es doch umso mehr. … schwer müssen es diese Menschen gehabt haben, dürfen da wir verzagen? Verzagen müsste nur ich, der Maler. Und aufgeben kann ich es nicht. <strong>Werner</strong> an Mauki <strong>Berg</strong>, Sonntag früh Dann zeigte er Bilder, seltene, erschütternd schöne. Sauerlandt kam mit seiner Berlin, den 22. 1. 1933 … Gehe gleich Scholz abholen und dann mit ihm gleich zu <strong>Nolde</strong>s, … War gestern Tochter, und es wurde sonntäglich feierlich gegessen, mit Wildente und avec Rot- mit Frau <strong>Nolde</strong> in der Stadt herum, Museum, Essen, etc. Im Völkerkundemuseum wein. Als alle gingen, musste ich bleiben, vielleicht habe ich mich da etwas klarer lernte ich Sauerlandt kennen, der einen ungeheuer geprägten Schädel und eine zu erkennen geben können als sonst, sicher weiß ich es aber nicht. Er sah meine sehr natürliche Tochter hat. Später kam ich noch mit Scholz zusammen, in dem Photographien durch, wovon einige ihm gefielen: voran das aufrechte lange Bild 188 ich immer mehr einen ganz enormen Kerl sehe. … der Mutter mit den zwei Kindern, dann die Großmutter mit dem kl. Kinde auf 189
<strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>, Die Großmutter, 1932 Öl auf Leinwand, 95 x 115 cm, WK 74 190 Privatbesitz Privatbesitz 191 Linke Seite <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>, Frühling/Halt (Der Rutarhof), 1932 95 x 75 cm, WK 55
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