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Emil Nolde & Werner Berg - Werner Berg Galerie

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22<br />

<strong>Emil</strong> <strong>Nolde</strong>, Kerzentänzerinnen, 1912<br />

Öl auf Leinwand, 100,5 x 86,5 cm<br />

Wvz. Urban 512<br />

<strong>Nolde</strong> Stiftung Seebüll<br />

fend. Was seine Farbigkeit auszeichnet, ist viel<br />

mehr ein intensives, andauerndes Glühen, das<br />

sich, wenn man vor seinen Bildern steht, unablässig<br />

zu steigern scheint, bis es schwer wird, dieser<br />

Glut standzuhalten.<br />

Ging es Kirchner und Heckel bei aller Bevorzugung<br />

des Ausdrucks um eine gewisse innere Ausgewogenheit,<br />

eine Balance von Bildaufbau und<br />

Farbgebung, so setzt <strong>Nolde</strong>, unbekümmert um<br />

Vorschriften der Harmonie, alles auf die Ausdruckskraft<br />

der Farbe. Schmidt-Rottluff ist ihm<br />

da in einigen seiner Landschaften noch am nächsten<br />

gekommen, Otto Mueller ist ihm am fernsten.<br />

Wo Mueller sich den Träumen von seinen<br />

unschuldig–sinnlichen Paradiesen hingibt und<br />

dabei mitunter sentimental-nostalgisch wird,<br />

bleibt <strong>Nolde</strong> vital zupackend. Nicht er ist es, der<br />

gedankenvoll der Natur nachsinnt (wie Böcklin),<br />

die Natur ist es, die zu ihm kommt, um genommen,<br />

um erkannt zu werden.<br />

<strong>Nolde</strong>s Farbe, und das ist eines ihrer Wunder,<br />

scheint ganz aus der Anschauung der Natur zu<br />

kommen – und übertrifft sie doch. Sind seine<br />

Farben, deshalb entgegen dem Augenschein,<br />

nichts anderes als eine psychische Projektion des<br />

Künstlers, als die Projektion einer ekstatischen<br />

Empfindsamkeit? Vielleicht kommen wir der Wahrheit am nächsten, wenn wir sie<br />

als das Ergebnis eines wechselseitigen Prozesses von Eindruck und Ausdruck,<br />

Impression und Expression, als Resultat dieser besonderen, <strong>Nolde</strong> eigenen Erlebnisweise<br />

nehmen, mit der er auf die Natur reagierte und schon im Augenblick<br />

ihrer Wahrnehmung, nicht etwa erst im – langsam nach manchen Umwegen<br />

errungenen – Malvorgang sie in Bilder orgiastischen Ausdrucks verwandelte. Da<br />

werden oft leise Anstöße oder nicht unbedingt spektakuläre Reize genügt haben,<br />

um ihn in heraufziehenden Wolken dräuende Gebirgsmassive, in der Verzückung<br />

der Kerzentänzerinnen dionysischen Taumel, im Sonnenuntergang über dem<br />

Meer den Weltenbrand, in seinem Widerschein auf dem Wasser flüssiges Feuer<br />

erleben zu lassen.<br />

Diese sich ins Legendäre steigernde, zum Naturmythos tendierende Ausdruckskraft<br />

der Farbe, die <strong>Nolde</strong> in den Jahren zwischen 1908 und 1910 erreichte und die<br />

manchem als das spezifisch Deutsche seiner Kunst erscheint, hätte er nicht ohne<br />

die Kenntnis der zeitgenössischen französischen Malerei entwickeln können. Diese<br />

konnte er zuerst bei einem Paris-Aufenthalt 1899-1900 studieren, tiefer wurde er<br />

mit ihr 1906 im Kreis um Karl Ernst Osthaus vertraut. <strong>Nolde</strong> war sich dieser

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