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Emil Nolde & Werner Berg - Werner Berg Galerie

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»Von Ihnen nach Jahrzehnten intensivster und einsamer Arbeit vorgestellt zu werden,<br />

kann mir in der Tat nicht gleichgültig sein, geht es doch darum, aufzuzeigen,<br />

dass auch eine solche Arbeit als lebendige Gestaltung im Kraftfeld der Zeit steht<br />

und nicht mit epigonalen Verplatschern zu verwechseln ist. Vielleicht darf ich in<br />

diesem Zusammenhang zwei Bemerkungen machen, die mir zur Charakterisierung<br />

des Standortes dienlich erscheinen.<br />

Einmal muss auch die ›gegenständliche Malerei‹ – man hat sich wohl auf die nicht<br />

sonderlich glückliche Bezeichnung zu einigen – aus der gesamten Problematik<br />

zeitgenössischen Gestaltens hervorgehen, und das Bewusstsein ihres Urhebers darf<br />

keinerlei Spannungen und Entscheidungen ausweichen. Adorno: ›Jedesmal ist der<br />

Konflikt auszutragen und man braucht viel Kraft oder viel Dummheit, um darüber<br />

nicht den Mut zu verlieren.‹ Von besonderer Bedeutung aber erscheint mir<br />

der spezifische Wirklichkeitsbezug eines solchen Malers. Es ist mir nicht ganz<br />

leicht, dies unmissverständlich zu formulieren: Zum Vergleich kann ich mich nur<br />

etwa auf die Position Kierkegaards, auf die des Erkennenden innerhalb der Existenzphilosophie<br />

hinweisen, eben auf sein inwendiges Einbeschlossensein darin<br />

als Existierender, der sein ›Entweder – Oder‹ nicht nur gemeint und geschrieben,<br />

sondern auch durchgestanden hat. Ähnlich, denke ich, muss es bei einer Existenzmalerei<br />

bestellt sein, wenn sie die notwendige Kraft haben soll, den ›Abgrund der<br />

Wesenlosigkeit‹ zu überwinden.«<br />

»Sie wissen, dass ich nun seit 30 Jahren ein <strong>Berg</strong>bauern-Anwesen mit meiner<br />

Familie in der Einschicht bearbeite. Mit Romantizismus hat das nicht das geringste<br />

zu tun, und wer solche Lebensform diese Zeit hindurch erprobt und bestanden<br />

hat, weiß, dass es keine härtere, unsentimentalere Realität gibt als das Landleben<br />

ohne Schaustell-Farce. Diese Distanzierung vermag dennoch Empfinden und<br />

Bewusstsein für die geistigen Entscheidungen und Ereignisse der Zeit erst recht zu<br />

schärfen.<br />

Der Besitz eines Misthaufens ist nicht Voraussetzung für künstlerisches Schaffen.<br />

Dieses vollzieht sich immer und überall nur aus einer geistigen Situation, die zu<br />

erarbeiten ist. Nicht gleichgültig aber ist, welche Säfte und Kräfte den Schaffenden<br />

nähren.«<br />

(<strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> an Ludwig Zahn, 1958)

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