Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Herbert Burkarth entstammt einem alteingesessenen Gammertinger<br />
Geschlecht, dessen Spuren sich in der Stadtgeschichte bis<br />
zum 30jährigen Krieg zurückverfolgen lassen. Die Vorfahren sind<br />
über viele Generationen hinweg Zimmerleute, ehe mit dem Großvater<br />
des Jubilars, dem preußischen Medizinalrat Dr. Joseph Burkarth,<br />
der familiäre Berufswechsel zur Medizin erfolgt. Der Arztberuf<br />
vererbt sich auf dessen Sohn Dr. Erwin Burkarth und sodann<br />
auch auf den Enkel Herbert, der am 13. Februar 1924 als ältestes<br />
von schließlich vier Geschwistern in Veringenstadt geboren wurde.<br />
Die schulische Ausbildung absolvierte Herbert Burkarth an der<br />
Gammertinger Volksschule, am damals Staatlichen Gymnasium in<br />
Sigmaringen und zwischenzeitlich am Jesuiten-Kolleg St. Blasien.<br />
Sein von Kriegsdienst und Gefangenschaft unterbrochenes Medizinstudium<br />
schließt der Jubilar 1952 mit Staatsexamen und Promotion<br />
ab. Nach verschiedenen Assistenzarztstellen tritt der junge<br />
Mediziner 1955 in der <strong>Heimat</strong>stadt Gammertingen in die Praxis des<br />
Vaters ein.<br />
Als Arzt für Allgemeinmedizin und Hausarzt betreut Dr. Herbert<br />
Burkarth in den folgenden dreieinhalb Jahrzehnten den gesamten<br />
Gammertinger Raum die nächsten Kollegen sitzen damals in<br />
Trochtelfingen und Veringenstadt. Zur Haus- und Landarzt-Tätigkeit<br />
kommt 1963 die Betreuung des damaligen Kreisaltersheims<br />
und 1965 sodann noch des Heilerziehungsheims Mariaberg als<br />
weitere anspruchsvolle und zeitaufwendige Aufgabe hinzu. Hinter<br />
der beruflichen Inanspruchnahme muss auch die Familie - seine<br />
Frau Elfriede geb. Volm aus Owingen, mit der er 1954 die Ehe<br />
eingegangen war, und seine drei zwischen 1955 und 1963 geborenen<br />
Kinder - nicht selten zurücktreten.<br />
Erholung und Ausgleich findet der Landarzt in seinem Interesse<br />
und seiner Beschäftigung mit der Vergangenheit, vor allem mit der<br />
Geschichte seiner eigenen <strong>Heimat</strong>. In gewissem Sinne hat er seine<br />
historische Ader wohl vererbt bekommen, waren doch bereits<br />
Großvater und Vater an der regionalen und hohenzollerischen Geschichte<br />
interessiert und gehörten dem 1867 gegründeten »Verein<br />
für Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern« an. Es war<br />
deshalb wohl auch ein Stück weit zwangsläufig 1 wenn der Jubilar<br />
1955, mit seiner Rückkehr nach Gammertingen, dem damaligen<br />
»Verein für Geschichte, Kultur und Landeskunde Hohenzollerns«<br />
beitrat und 1968 in den Vorstand des jetzt so genannten <strong>Hohenzollerische</strong>n<br />
<strong>Geschichtsverein</strong>s aufgenommen wurde. Bereits 1970<br />
übernahm Burkarth die Schriftleitung der damals in einer Krise<br />
steckenden »<strong>Hohenzollerische</strong>n <strong>Heimat</strong>« und blieb sodann dieser<br />
arbeitsintensiven Aufgabe im Dienste der regionalen, populären<br />
Geschichts-Vermittlung über mehr als 30 Jahre hinweg treu - bis<br />
zu seiner erst kürzlich erfolgten Weitergabe der Schriitleitung im<br />
Alter von 78 Jahren.<br />
Seit 1964 meldet sich der geschichtsinteressierte Arzt dann mit<br />
eigenen Forschungsbeiträgen zu Wort - zumeist in der »<strong>Hohenzollerische</strong>n<br />
<strong>Heimat</strong>«, daneben in der »Zeitschrift für <strong>Hohenzollerische</strong><br />
Geschichte« und auch in der Lokalzeitung. Mehr als 60 Beiträge<br />
kann Herbert Burkarth mittlerweile vorweisen, von der<br />
kleinen <strong>Heimat</strong>blätter-Studie bis zur umfassenden Buchdarstellung.<br />
Im Mittelpunkt seiner Forschungen stehen seine <strong>Heimat</strong>stadt<br />
Gammertingen und das mittlere Laucherttal, zu deren wichtigstem<br />
Historiographen sich Burkarth über vier Jahrzehnte hinweg mittlerweile<br />
entwickelt hat. Die Bandbreite der untersuchten Themen<br />
reicht von den keltischen Viereckschanzen über die alten Volkstrachten<br />
auf der Alb bis zur Burgengeschichte des Raums, bio-<br />
31<br />
grafischen, kirchen-, orts- und kunstgeschichtlichen Studien. Mit<br />
zwei wichtigen Werken hat Herbert Burkarth über den Bereich der<br />
<strong>Heimat</strong>geschichte hinaus auch in der wissenschaftlichen Historiographie<br />
Aufmerksamkeit und Anerkennung gefunden: Seiner 1983<br />
in erster Auflage erschienenen grundlegenden Studie zur »Geschichte<br />
der Herrschaft Gammertingen-Hettingen«, die die Entwicklung<br />
des mittleren Laucherttals von der Frühgeschichte bis in<br />
das 19. Jahrhundert umspannt; und sodann seiner Darstellung der<br />
bis dahin nur wenig erforschten Geschichte des Klosters Mariaberg<br />
in einer 1991 herausgegebenen Jubiläumsschrift der Mariaberger<br />
Heime.<br />
Nicht nur für den <strong>Hohenzollerische</strong>n <strong>Geschichtsverein</strong>, auch für den<br />
Sigmaringer Kreisarchivar war und ist Herbert Burkarth der selbstverständlicher<br />
Experte für den Gammertinger Kreisteil. Sei es im<br />
1995 zum Kriegsende vor 50 Jahren erschienenen Sammelband<br />
»Von der Diktatur zur Besatzung«, im 1998 zur Erinnerung an die<br />
Revolution von 1848/49 herausgegebenen Band »Für die Sache der<br />
Freiheit, des Volkes und der Republik« oder im derzeit für die Veröffentlichung<br />
vorbereiteten Klosterbuch zum nordwestlichen Oberschwaben<br />
- stets wurden von ihm zuverlässig und pünktlich die erbetenen<br />
Lokalstudien zu Gammertingen, dem Mittleren Laucherttal<br />
oder Mariaberg geliefert. Als 2001 bundesweit erstmals ein »Tag der<br />
Archive« veranstaltet wurde und sich Staatsarchiv, Kreisarchiv und<br />
verschiedene Kommunalarchive im Landkreis Sigmaringen zu<br />
einem Kooperationsprojekt zusammenfanden, stellte der auch jetzt<br />
wieder vom Kreisarchivar angegangene Herbert Burkarth eine informative<br />
kleine Archivalienausstellung mit Zimelien aus dem Gammertinger<br />
Stadtarchiv zusammen, die in der Folge auf Bitten des<br />
Bürgermeisters zur viel beachteten und ansprechend inszenierten<br />
Ausstellung »900 Jahre und mehr - Blick in die Historie Gammertingens«<br />
zur 900-Jahr-Feier der urkundlichen Ersterwähnung des<br />
Ortes 2001 erweitert und ausgebaut wurde.<br />
Herbert Burkarth ist ein Grenzgänger zwischen <strong>Heimat</strong>forschung<br />
und wissenschaftlicher Historiographie. Völlig fremd ist ihm das bei<br />
<strong>Heimat</strong>forschern nicht ganz selten begegnende Revierdenken, das<br />
den einmal besetzten lokalen Forschungs-Claim ganz für sich allein<br />
sichern und daraus alle konkurrierenden Forscher um jeden Preis<br />
fernhalten will. Unser Jubilar zeigt demgegenüber eine wache Aufgeschlossenheit<br />
für Anregungen und Impulse von anderen und von<br />
außen. Neben seinem profunden ortsgeschichtlichen Wissen leistet<br />
Herbert Burkarth vor allem durch seine Kenntnis des historischen<br />
Kontextes und des landesgeschichtlichen Forschungsstandes, seine<br />
Quellenstudien in den Archiven von Sigmaringen, Stuttgart, Karlsruhe<br />
und Regensburg und nicht zuletzt seine Beherrschung von<br />
fachlicher Methodik und Belegführung den Brückenschlag zur wissenschaftlichen<br />
Geschichtsschreibung.<br />
Die verschiedenen Auszeichnungen, die er in den letzten Jahren erfahren<br />
hat, offenbaren, dass die Menschen die Talente und Leistungen<br />
dieses Mannes zu schätzen wissen: Am Anfang stand 1992 die<br />
Ehrenmitgliedschaft im <strong>Hohenzollerische</strong>n <strong>Geschichtsverein</strong>, 1994<br />
folgte die Verleihung des Silbernen Ehrenschildes der Stadt Gammertingen<br />
und 2001 sodann noch die Auszeichnung mit der <strong>Heimat</strong>medaille<br />
des Landes Baden-Württemberg. Die Ernennung zum<br />
Ehrenbürger seiner <strong>Heimat</strong>stadt, der er als Arzt, Geschichtsforscher<br />
und Mensch in so reichem Maß und in selbstloser Weise gedient hat,<br />
ist der wohl schönste Dank für sein Wirken.