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Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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nalistin in Gerlingen, sind den Lebensstationen des Dichters Eduard<br />

Mörike in Baden-Württemberg nachgegangen und stellen sie nun in<br />

dem Buch »Mit Mörike von Ort zu Ort« vor. Es kann am Stück gelesen<br />

werden, und der Leser wird die »irrwitzigen Mäander« (Peter<br />

Härtling). die der Lebensweg des Dichters von der Kindheit in Ludwigsburg<br />

bis zum Tod in Stuttgart zeigt, entdecken. Es ist aber auch<br />

möglich, sich nur einzelne Abschnitte zu Gemüte zu führen, in denen<br />

die Lebensstationen und -Situationen Mörikes vorgestellt werden. So<br />

sind etwa fünf Seiten dem Aufenthalt des Lyrikers bei seinem ältesten<br />

Bruder Karl in Scheer (1828) gewidmet Den Reiz dieser »geographischen<br />

Biographie« machen vor allem zwei Fakten aus: die reiche<br />

Bebilderung mit alten Fotos, Scherenschnitten und Zeichnungen<br />

(Viele Haus-, Landschafts- und Personenskizzen sind von Mörike selber)<br />

sowie eine Fülle von Zitaten, denn die Autoren lassen den Dichter<br />

immer wieder mit eindrucksvollen und aufschlussreichen Briefpassagen<br />

und Gedichten zu Wort kommen. Der Leser wird zudem ermutigt,<br />

sich selbst auf Spurensuche zu begeben. Im Anhang des Buches<br />

gibt es folgerichtig nicht nur eine Zeittafel, sondern auch Hinweise<br />

auf weiterführende Literatur, auf Museen und Ausstellungen<br />

und schließlich Vorschläge für Spaziergänge und Wanderungen auf<br />

der Fährte Mörikes.<br />

Das Buch hat 320 Seiten, ist im Silberburg-Verlag, Tübingen, erschienen<br />

(ISBN 3-87407-577-X) und kostet 22,90 Euro, (ba)<br />

Ellen Herl<br />

Diaspora. Geschichte der Evangelischen Kirchengemeinde<br />

Haigerloch.<br />

Die Autorin, selbst eine sehr engagierte Christin in der Evangelischen<br />

Kirchengemeinde von Haigerloch, hat eine sehr informative und gut<br />

lesbare Zusammenfassung der über 150-jährigen Geschichte der<br />

Evangelischen Gemeinde vorgelegt, reichlich ausgestattet mit vielen<br />

historischen und zum Teil auch farbigen Bildern. »Nur wenige Protestanten<br />

verirrten sich in das Hohenzollernland und in das Städtlein Haigerloch«.<br />

Dies sollte sich rasch ändern nach dem Anschluß der hohenzollerischen<br />

Fürstentümer an Preußen im Jahre 1850 und mit der<br />

kurz darauf begonnenen Erschließung der Salzlagerstätten bei Stetten:<br />

Preußische Beamte und Fachleute zogen her, und als um 1860 39<br />

WILLY BEYER<br />

Michael Lehmann - ein katholischer Rebell<br />

Zum 100. Todestag des Publizisten, Schriftstellers<br />

und Komponisten<br />

IV. Das schriftstellerische Werk<br />

Der geläuterte Revolutionär<br />

Wenn seine kritische Haltung, insbesondere im Revolutionsjahr<br />

1848, den überzeugten Demokraten vermuten lässt, so distanzierte<br />

sich Lehmann in späteren Jahren eindeutig von dem Gedanken an<br />

eine revolutionäre Änderung der Gesellschaft. Bereits Weihnachten<br />

1863, als er schon mehr als zwei Jahre vom Schuldienst beurlaubt<br />

war, schrieb der 35-Jährige im Prolog zu seinem Buch »Der letzte<br />

Reichenstein«: »Wolle nun das Volk daraus lernen, daß sein Heü<br />

nicht in einem gewaltsamen Umsturz des Bestehenden begründet sei,<br />

und daß seine Wohlfahrt am allerwenigsten aus religiösen und politischen<br />

Schwindeleien hervorgehe! Der Bauernkrieg ist [...] vor Allem<br />

geeignet, die Segnungen des Friedens zur Begründung wahren<br />

Volkswohles darzuthun und zu beweisen, dass rohe Gewalt und wü-<br />

45<br />

Katholiken aus Bietenhausen zur Evangelischen Kirche übertraten, war<br />

die Errichtung einer Kirche notwendig und diese konnte schon am<br />

8.Sept. 1863 eingeweiht werden Zur gleichen Zeit wurde Haigerloch<br />

nun eine selbständige Kirchengemeinde, denn anfänglich erfolgte die<br />

Pastoration von Sigmaringen und ab 1857 von Hechingen aus.<br />

Die Diaspora reichte anfänglich bis Dettingen bei Horb; dieser Teil<br />

wurde 1890 ausgetrennt und selbständig. In 1905 umfasste die Ev.<br />

Kirchengemeinde 260 Seelen, und nach Ende des 2. Weltkrieges erhöhte<br />

sich die Seelenzahl 1947 auf 589, darunter 202 Flüchtlinge und<br />

<strong>Heimat</strong>vertriebene. In 2002 betrug die Christenzahl 2 000.<br />

Die Geschichte der Evangelischen Gemeinde ist auch eine Geschichte<br />

der Ökumene: Von anfänglicher Feindschaft von Seiten der Katholiken<br />

(Beispiel auf S. 22), über Nickligkeiten wie der, dass der katholische<br />

Pfarrer, um dem Gruß mit dem evangelischen aus dem Weg gehen zu<br />

können, intensive Schaufensterbesichtigung betrieb (S. 100), bis zur<br />

heutigen selbstverständlichen Respektierung.<br />

Am längsten war Martin Schüz Pfarrer in Haigerloch, von Okt. 1912 bis<br />

Aug. 1945. Nach der »Machtergreifung« 1933 bekannte er sich zu den<br />

»Deutschen Christen«, die eine Nationalsozialistische Reichskirche<br />

anstrebten. Auf einem Bild auf S. 69 hält Pfarrer Schüz eine Trauung<br />

mit Hakenkreuzbeflaggung. »Allerdings schien sich Pfr. Schüz in seiner<br />

Gutgläubigkeit an dem nationalen Aufbruch aktiv betätigt zu haben«<br />

(S. 69), so als Redner an einer Feier anläßlich Hitlers Geburtstag<br />

am 20.4.1933. Pfarrer Schüz hatte wie sein Vater Theodor und sein<br />

Bruder Friedrich eine künstlerische Ader, und allen dreien ist seit<br />

kurzem eine Dauerausstellung im ehemaligen katholischen Pfarrhaus<br />

unterhalb der Schlosskirche gewidmet (auch Ökumene!). Bruder<br />

Friedrich fertigte an der Altarwand der Kirche ab 1952 eine sehr gelungene<br />

Kopie des Abendmahlgemäldes von Leonardo da Vinci in Mailand<br />

in Originalgröße. Am Gründonnerstag, 10. April 1954, wurde das<br />

Abendmahlbild der Kirchengemeinde übergeben. 1994 schien die Zeit<br />

»reif für Neuerungen«: Erstmals wurde eine Pfarrerin gewählt, Eis<br />

Dietrich, »in weißem Talar, voller Energie und voller neuer Ideen«,<br />

und das bis auf den heutigen Tag.<br />

Ellen Herl: Diaspora. Geschichte der Evangelischen Kirchengemeinde<br />

Haigerloch. Selbstverlag, Haigerloch 2003 (dort im Buchhandel erhältlich),<br />

144 Seiten, 15 Euro (rfr)<br />

stes Treiben von Parteihäuptern das eigentlich Gute nicht zur Entwicklung<br />

und Gestaltung kommen läßt.«<br />

Wie in vielen Jugendbüchern Michael Lehmanns steht zu Anfang des<br />

Werks »Der letzte Reichenstein« neben einem kolorierten Kupferstich<br />

die Widmung: »Der reiferen Jugend und dem Volke zur Belehrung<br />

und Unterhaltung dargeboten.« Die Erzählung spielt bei den<br />

Burgen Hohengundelfingen, Reichenstein und Wartstein und hat den<br />

Untertitel »Der Bauernkrieg im Lauterthaie«. Lehmann fügt an, dass<br />

die handelnden Personen der Wirklichkeit entnommen sind und<br />

seine Schrift kein bloßes Phantasiegemälde ist. Seine katholische<br />

Überzeugung prägte sein ganzes Leben und Schaffenswerk. Eine Aufgabe<br />

sah er darin, der seiner Meinung nach »vergiftend« wirkenden<br />

Schundliteratur entgegen zu treten.<br />

Mehrfachauflagen und Fremdsprachenübersetzungen<br />

Das schriftstellerische Werk Lehmanns ist immens. Es umfasst Romane,<br />

Erzählungen, Novellen, pädagogische Abhandlungen und religiösen<br />

Schriften. Veröffentlicht hat Lehmann auch unter Pseudonymen.<br />

Anzunehmen ist daher, dass Lehmann noch mehr publiziert hat<br />

und das Gesamtwerk die Zahl 100 übersteigt. Hinzu kommen Essays<br />

und Berichte in verschiedenen Zeitschriften und Zeitungen, die Re-

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