Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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Der aufkommende Nationalsozialismus wurde vom »Zoller« scharf<br />
bekämpft und die Zeitung daher nach der Machtergreifung abgelehnt.<br />
Der Verlag (Pressverein) arbeitete schon vor 1933 mit Verlust.<br />
Für das Ende des »Zoller« war aber schüeßlich die »Amman'sehe<br />
Verordnung« ausschlaggebend, die anonymen Gesellschaften die<br />
Herausgabe politischer Presseerzeugnisse verbot, um damit konfessionelle<br />
und berufsständige Einflüsse zu verhindern. Dies betraf den<br />
Verlag, weil er seit Oktober 1900 in der Gesellschaftsform einer A.G.<br />
eingetragen war, die hauptsächlich aus Geistlichen bestand. Da auch<br />
Pretzl als Verleger abgelehnt wurde, hörte »Der Zoller« auf zu existieren.<br />
Die letzte Ausgabe datiert auf den 29- Februar 1936. Die Leser<br />
gingen auf die »<strong>Hohenzollerische</strong>n Blätter« über.<br />
Die Aktiengesellschaft wurde schüeßlich mit Beschluss der Generalversammlung<br />
vom 21. Juni 1937 aufgelöst. August Pretzl führte die<br />
Buchdruckerei zwar zunächst weiter, aber der Betrieb wurde boykottiert.<br />
Schließlich wurde die Firma geschlossen und die Einrichtung<br />
beschlagnahmt. Nach dem Zweiten Weltkrieg baute Pretzl 1945<br />
die Druckerei neu auf. Als sich 1949 zwölf Altverleger mit den Lizensverlegern<br />
zur Herausgabe der »Südwestpresse« zusammenschlossen,<br />
erschien bei Pretzl in Hechingen die »<strong>Hohenzollerische</strong><br />
Zeitung«. Diese, heute weit verbreitete Tageszeitung im Mittelbereich<br />
Hechingen ist also indirekt aus dem »Zoller« hervorgegangen.<br />
Abschließend noch eine heitere Anekdote aus der Zeit des Kulturkampfs<br />
als Michael Lehmann sozusagen einen hohen Bekanntheitsgrad<br />
im Hechinger Gefängnis besaß. Sie ist in Hechingen folgendermaßen<br />
überliefert worden: »Nachdem Lehmann wieder einmal aus<br />
dem Gefängnis entlassen worden war, saß er abends am Stammtisch<br />
in der Reichskneipe (der heutigen Ratsstube an der Ecke Turm- und<br />
Kaufhausstraße). Als der Jude Rubin hereintrat, begrüßte ihn Leh-<br />
Michael Lehmann (1827-1903) -<br />
Werksverzeichnis Musik<br />
Titel Besetzung Begleitung<br />
Adeste Fidelis SATB+S-Solo + Org/Harm<br />
Alleluja v. z.T. S(ATB-?) -<br />
Ave Maria SA +Org/Harm<br />
Du in dem Himmel v. SATB -<br />
Grablied TTBB. ?<br />
Les Antienne de la<br />
sainte Vierge SA(TB) + Org/Harm<br />
Missa Brevis v. SA(TB) + Org/Harm<br />
Regina coeli laetare v. SATB + Orchester<br />
Regina coeli laetare 2-stimmig. + Org/Harm<br />
Salve Regina v. SATB + Orchester<br />
Vingt-quatre cantiques<br />
allemands 4-stimmig ?<br />
Weit ist Himmel TTBB ?<br />
1er Cahier (Präludien) v. Orgel -<br />
2e Cahier (Präludien) v, Orgel<br />
SATB - Die Frauen-/Männerstimmen Sopran, Alt/Tenor, Bass<br />
v. - Noten vorhanden oder teilweise (z.T.)<br />
Stand: Dezember 2004<br />
60<br />
mann mit den Worten: ,Da ist ja unser lieber Edelstein', worauf Rubin<br />
antwortete Jedenfalls bin ich aber noch nicht gefasst'.«<br />
Michael Lehmann war zweifellos ein Multitalent. Einer, der alle seine<br />
Begabungen für seine religiöse Überzeugung genutzt hat. Aber<br />
warum ist er, der Kämpfer für die katholische Erneuerung, der wesentlich<br />
zum Zentrumssieg in Hohenzollern beigetragen hat, Mitbegründer<br />
und längster Chefredakteur des »Zoller« war, knapp ein halbes<br />
Jahrhundert lang als Musiker an der Stiftskirche und als Komponist<br />
die Hechinger Musikgeschichte geprägt hat, und ganz nebenbei<br />
so viele Bücher wie sein Zeitgenosse Karl May herausgab, ganz und<br />
gar in Vergessenheit geraten? Dieser Frage wollen wir in einer separaten<br />
Fortsetzung nachspüren.<br />
Quellennachweise für Teil V:<br />
- Sauter, Roman: Michael Lehmann / Der erste »Zoller«-Redakteur,<br />
Hechingen, »Zoller« vom 5. Feb. 1927<br />
- Schmid, Ernst Fritz: Hohenzollern (Kapitel) V. Grafen bzw. Fürsten<br />
von Hohenzollern-Hechingen und Hohenzollern-Sigmaringen,<br />
in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Band 6,<br />
Kassel-München 1989, S. 602 - 607<br />
- Steven De'ak: David Popper. Chapter IV. Löwenberg, (etc.),<br />
Neptune City - New Jersey 1980<br />
- Richard Pohl: Ein Konzert des Löwenberger Orchesters, in:<br />
Neue Zeitschrift für Musik, Leipzig Mai 1863<br />
- Gregor Richter: »Europäischer Ruf in der Musikwelt«. Der Hechinger<br />
Hofkapellmeister und Komponist Thomas Täglichsbeck,<br />
in: Beiträge zur Landeskunde von Baden-Württemberg,<br />
Ausgabe 5-2000<br />
- Wolfgang Dömling: Franz Liszt und seine Zeit, Regensburg<br />
1998<br />
- Namhafte Söhne von Langenenslingen. Serie im »Zoller«, 1913<br />
- Sauter, Walter: Musikpflege in Hechinger Vereinen, in: Hundert<br />
Jahre Musik und Gesang in Hechingen. Hundertjahrfeier zur<br />
Erinnerung an die Gründung des Musikvereins Hechingen am<br />
5. und 6. Dezember 1936, Druckerei der <strong>Hohenzollerische</strong>n<br />
Blätter Holzinger u Co, Hechingen 1936<br />
- Archiv der Stiftskirche im Pfarrbüro von St. Jakobus, Hechingen<br />
- Bibliothèque Musicale de l'Union Sainte Cécile, F-Strasbourg:<br />
Recueil de musique d'orgue d'une exécution facile par des auteurs<br />
distingués de l'Allemagne et de l'Alsace. Edition Ch. Fassoli<br />
et Ohlmann<br />
- Nekrolog in: Magazin für Pädagogik, Nr. 15 (1903)<br />
- Stadtarchiv und Archiv der Friedhofsverwaltung in Hechingen<br />
- Persönliche Mitteilungen der Urenkel<br />
- Zekorn, Andreas: Kultur in Hohenzollern, in: Kallenberg, Fritz,<br />
Hrsg., Hohenzollern, Stuttgart 1996, S. 360 - 409<br />
- <strong>Hohenzollerische</strong> <strong>Heimat</strong>bücherei Hechingen: Bestände Ub<br />
571, Ubl71<br />
- <strong>Hohenzollerische</strong> Volkszeitung, Nr. 55 (1936)<br />
- Der Zoller, Nr. 20 (1903), Nr. 53 (1913), Nr. 118 (1920), Nr.<br />
50 (1936)<br />
- Hohenzollernsche Blätter, Nr. 155 (1903), Nr. 75 (1906), Nr.<br />
75,276 (1908), Nr. 281,285 (1918), Nr. 1,2 (1919), Nr. 118<br />
(1920), Nr. 51 (1936), Nr. 205 (1937)