CITY GUIDE DORNBIRN RITUALE
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HOTELBAR MARTINSPARK<br />
Sushi ist ursprünglich ein Fingerfood,<br />
wird aber in Europa meistens mit Stäbchen<br />
gegessen, obwohl das viel komplizierter<br />
ist, vor allem, wenn man sich an die japanischen<br />
Regeln halten will, dass nämlich nur<br />
der Fisch in die Sojasoße-Wasabi-Mischung<br />
getaucht wird, niemals aber der Reis.<br />
Da täte man sich mit den Fingern erheblich<br />
leichter und der Fisch fiele einem seltener<br />
vom Reisblock. Für California Rolls<br />
(mit dem Reis außen) gelten freilich eigene<br />
Regeln, aber bei denen sagt ja schon der<br />
Name, wo sie erfunden worden sind. Im<br />
Parterre des Messeparks findet man in der<br />
Nähe der „Nordsee“-Filiale (die deswegen<br />
im Unterschied zu den deutschen Niederlassungen<br />
dieser Systemgastronomie keine<br />
Sushi anbietet) die Sushi-Bar 21 Sushi<br />
und Tee. Das Angebot sind hauptsächlich<br />
Nigiri-Sushi von Lachs und Thunfisch sowie<br />
Maki. Der japanischen Trinksitten am ehesten<br />
entsprechende Tee ist hier Bancha.<br />
21 Sushi und Tee<br />
Messepark, T 05572 372247<br />
www.zeitgenuss.at<br />
Mo bis Do 9 – 19 .30 Uhr, Fr 9 – 21 Uhr<br />
Sa 8.30 – 18 Uhr<br />
Das Ritual des Barbesuchs: Luis<br />
Bunuel hat als Regisseur mehr als einen<br />
Film der ewigen Bestenliste gedreht. Trotzdem<br />
sieht es allmählich so aus, als mache<br />
ihn das Lob des Trinkens und der Bars in seinen<br />
Schriften noch berühmter als der andalusische<br />
Hund oder die Schöne des Tages:<br />
„Wie St. Symeon der Stylit sich oben auf seiner<br />
Säule mit seinem unsichtbaren Gott unterhielt,<br />
habe ich in Bars viele Stunden in<br />
Träumereien zugebracht, im Gespräch mehr<br />
mit mir selbst als mit dem Kellner, versunken<br />
in einer endlosen Flut von Bildern, die<br />
mich immer aufs neue überraschen.“ Freilich<br />
wird nicht jeder auf dem Barhocker zum<br />
Säulenheiligen, Raymond Chandler überkam<br />
dort ein eher heimeliges Gefühl: „Ich<br />
sehe dem Mann gerne zu, wie er den ersten<br />
Drink des Abends mixt und ihn auf einen frischen<br />
Untersatz stellt und die kleine gefaltete<br />
Serviette daneben legt. Ich liebe es, den<br />
dann ganz langsam zu kosten. Der erste stille<br />
Drink des Abends in einer stillen Bar – das ist<br />
was Wundervolles.“<br />
Klar, es ist schon einige Zeit her, dass<br />
die Barmusik noch leise war, heute ist manche<br />
Bar so laut wie früher eine Disco, und<br />
das einzige Ritual ist die Artistik der Barkeeper,<br />
die alle Tom Cruise in dem Hollywood-Film<br />
„Cocktail“ jonglieren gesehen<br />
haben. Davor wären Bunuel und Chandler<br />
geflüchtet, in eine Bar, in der das Lauteste<br />
ein wenig Barjazz im Hintergrund ist.<br />
Das gibt es durchaus noch, in Dornbirn<br />
beispielsweise im Hotel Martinspark. Man<br />
muss zwar durchs Foyer, die Stiege hinauf<br />
und am – übrigens vorzüglichen – Restaurant<br />
vorbei, um an diese Bartheke zu gelangen,<br />
was dazu führt, dass sie eher von Hotelgästen<br />
als von Passanten frequentiert wird,<br />
aber sie ist den Weg durchaus wert. Es<br />
gibt hier nämlich noch den zweiten wichtigen<br />
und in den vorigen Zitaten nicht erwähnten<br />
Faktor: Barpersonal, das nicht im<br />
Handbuch nachschauen muss, wie man einen<br />
klassischen Drink mixt, sondern das<br />
im Kopf hat. Und das Mixen ist ja oft nicht<br />
nur eine Rezeptur, sondern auch ein Ritual.<br />
Oder kennen Sie einen rationalen Grund,<br />
eine Olive in den Martini zu geben?<br />
Bar im Martinspark Hotel<br />
Mozartstraße 2, T 05572 3760<br />
www.martinspark.at<br />
Mo bis Sa 10 – 1 Uhr<br />
Sonn-/Feiertage 15 – 23.30 Uhr<br />
Happy hour von 18 – 20 Uhr<br />
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