Umschreibungen wie „zur Strecke bringen“, „den Überschuss abschöpfen“, „die Tiere dem Besatz entnehmen“, „erlegen“ und vieles mehr. Durch Versachlichung und Dingmachung des Stücks wird die Tätigkeit erleichtert. Ein Tier wird beispielsweise nicht verletzt, sondern weidwund geschossen, und es blutet auch nicht, sondern schweißt. Tatsächlich haben auch viele Wortwendungen ihren Ursprung im Weidwerk. Wenn’s zum Beispiel eines hinter die Löffel gibt, ein Bock geschossen wird oder jemandem etwas durch die Lappen geht. Letzteres hat seine Herkunft interessanterweise bei den feudalen Treibjagden zu Hofe, bei denen Tausende von Tieren auf einem mit Lappen umzäunten Landstrich zusammengehetzt wurden, um sie dort zur Strecke zu bringen. Konnte ein Tier ausbrechen, ging es folglich durch die Lappen. In solch wildem Gemetzel und den unschicklichen Tagen zu jagen – kein Jäger würde am Karfreitag, Ostersonntag, Pfingstsonntag, zu Allerheiligen oder am Christtag seine Flinte in die Hand nehmen – fußt auch die Geschichte des Hl. Hubertus, dem verehrten Schutzpatron der Jägerschaft. Dieser soll nach dem Tod seiner Frau mit Gott und den Menschen gebrochen und unter Missachtung aller göttlichen Gebote nur mehr der Jagd gefrönt haben, bis ihm am Karfreitag ein kapitaler Hirsch zwischen Kimme und Korn geriet. In der Mitte des Geweihs trug dieser ein leuchtendes Kruzifix und er ermahnte ihn zur Umkehr. Hubertus habe daraufhin eine tiefgreifende Läuterung vollzogen. So kommt es, dass, obwohl Hubertus seit diesen Tagen der Jägerei entsagte, ihn die Zunft am 3. November, dem Tag, an dem seine Gebeine erhoben wurden, allerorts feiert. In seiner Geschichte sehen die Nachfahren die Mahnung zur Weidgerechtigkeit, der höchsten Pflicht und Tugend aller Jäger. Die Hubertusmessen seinen immer besonders schön und erhaben, hebt Edith hervor und gerät regelrecht ins Schwärmen. „Bei den Hubertusmessen wird unserem Schutzpatron gedankt, es ist quasi das Erntedankfest aller Jäger, bei dem in beeindruckender Weise ein wundervoll geschmückter Hubertushirsch entweder auf einem Wagen in die Kirche gefahren wird oder auf einem Bett aus Tannenreisig aufgebahrt ist.“ Auch seien die Hubertusmessen nach Bezirken aufgeteilt, sodass dies immer auch ein Treffpunkt und Austausch für alle Jäger eines Bezirks darstelle. Für Edith ist die Hubertusmesse und der anschließende Hock im Wirtshaus der Höhepunkt ihres Jägerjahres. Wochenlang im Hochsitz Für Edith sind Tod und Weidgerechtigkeit Bestandteil der Jagd, wenn sie es auch sehr pragmatisch sieht. „Es muss schon unterschieden werden. Für mich ist die Jagd etwas Sinnvolles. Zum einen müssen Abschussvorgaben erfüllt werden, die dem Schutz des Waldes, der Tiere, in seltenen Fällen auch der Menschen dienen. Man darf nicht vergessen, dass in unserer alpinen Region die Wälder eine wichtige Schutzzone darstellen. Wenn das Wild junge Baumsämlinge abäst, sich in Knospen und Triebspitzen verbeißt, an Bäumen fegt und schlägt und mit dem Äser Baumrinden abzieht, dann sind große ökologische Schäden die Folge. Oder bei Überpopulation sind Krankheiten ein großes Problem. Infektionen wie die Gamsblindheit sind etwas Schreckliches, krankheitsanfällig sind aber vor allem Fasane, Feldhasen und Wildkaninchen; der breiten Bevölkerung bekannt ist die Tollwut bei Füchsen. Da leistet die Jägerschaft dann wichtige Dienste. Ich selbst halte es so, dass das, was zur Strecke gebracht wird oder auch gebracht werden muss, gegessen und genützt wird. Wenn wir der Natur nur das entnehmen, was wir brauchen, sehe ich das als demütige Haltung an.“ Auch sei es keineswegs so, dass die Jäger jeden Tag durch den Wald pirschten, um wie wild herumzuballern. „Offensichtlich hinterlassen manche Volkslieder einen mächtigen Eindruck, wenn es da heißt: … er schießt das Wild daher, gleich wie es ihm gefällt! … Nein, zu jagen ist eine sehr stille Angelegenheit. Da kann es sein, dass man wochenlang im Hochsitz verharrt, jeden Tag wieder hinauf wandert, bei eiskalten Minusgraden, um das Wild zu bestätigen, die Fährten, Spuren und das Geläuf festzustellen. Da baut man dann schon eine Beziehung zu seiner Umwelt auf.“ Ihr Liebling im Revier sei der Fuchs, ihr großer Wunsch, dass sie einmal von einem Dachs überrumpelt werde. Beim Dachs stelle der Speck nämlich eine besondere Delikatesse dar. Überdies werde der Speiseplan ihrer Familie durch die Jagd fortlaufend erweitert: „Wer hat schon die Gelegenheit, ein Murmeltier oder einen Spielhahn zu verkochen?“ Ein bisschen Pirsch, ein bisschen Ansitz, die viele Natur und die Tiere, das seien ihre Vorlieben. Jäger ist man im Herzen Ihr Revier lag vormals am Fallenberg, knappe fünf Minuten vom Stadtzentrum, und man mag kaum glauben, dass sich sogar in unmittelbarer Stadtnähe Wildschweine aufhalten. „Doch um Jäger zu sein, muss man nicht zwangsläufig ein Revier pachten, das wissen die wenigsten Leute“, ergänzt Edith, „Jäger ist man zuerst einmal im Herzen. Ein wahrer Jäger streift auch gerne ohne Waffe durch den Wald, beobachtet und genießt.“ Und wie verhält es sich für einen Jäger ohne Revier? – „Der Revierinhaber beziehungsweise der Jagdausübungsberechtigte ist der Jagdherr. Dieser beschäftigt Jagdaufseher und kann auch Jagdgäste einladen. Somit kann ein Jäger ohne Revier entweder als Jagdaufseher beschäftigt sein, oder – was immer eine besondere Ehre ist – zur Jagd eingeladen werden.“ Du spürst den Puls in den Schläfen Als persönliches Ritual bezeichnet Edith das Einschießen im Schießstand, bevor die Jagdsaison beginnt. Denn, wenn man ins Revier gehe, dann müsse die Waffe passen. Es könne ja sein, dass die Waffe umfällt oder sonst was passiert, dann fehle die Zielsicherheit. Also wird die Waffe immer wieder überprüft, gereinigt und vor der Jagdsaison eingeschossen. „Die Anspannung ist nämlich schon gewaltig, wenn man einem Stück Schalenwild die Kugel anträgt. Da muss alles passen: die Waffe, die Konzentration, das Wild, das idealerweise breit steht. Da spürst du den Puls in den Schläfen schlagen. Fällt der Schuss, konzentrierst du dich als erstes darauf, wie das Wild zeichnet, und du weißt, ob du einen perfekten Blattschuss gelandet hast. Da gehen dir dann schon eine Menge Gedanken durch den Kopf, wenn du dich in gebotener Ruhe dem Stück näherst und ihm den letzten Bissen in den Äser schiebst. Da passierte es mir im Sturm der Emotionen auch schon, dass ich zu weinen begonnen habe.“ Erläuterungen zum Text: Äsung, Äser aufgenommene Nahrung, Mund des Haarwildes breit stehen das Wild steht seitlich zum Jäger Feuchtblatt weibliches Geschlechtsteil beim Schalenwild Rosen Schwellungen über dem Auge (auch Balzrosen genannt) Schalenwild wild lebende Huftiere (Schalen = Hufe) Stoß Schwanzfedern des Birkwilds zeichnen, Schusszeichen die Art, wie das Wild zusammenbricht Wenn Sie an manchen Stellen Schwierigkeiten mit dem Lesen des Textes hatten, ist dies kein Jägerlatein, sondern die spezifische Weidmannssprache. Jägerlatein sind die mehr oder weniger phantastischen Erzählungen von Jägern, ähnlich dem Seemannsgarn bei Seefahrern und dem Anglerlatein bei Fischern. 72
73
- Seite 1 und 2:
CITY GUIDE DORNBIRN Bühne Marktpla
- Seite 3 und 4:
Interview: Karin Guldenschuh, Fotog
- Seite 5 und 6:
Rituale sind Ausdruck des Persönli
- Seite 7 und 8:
foto: adolf bereuter irr Werbeagent
- Seite 9 und 10:
Bühne frei für Musik, Theater, Po
- Seite 11 und 12:
INHALT IMPRESSUM Für den Inhalt ve
- Seite 13 und 14:
DORNBIRN WÄCHST UND GEDEIHT Wir al
- Seite 15 und 16:
Text: Annette Raschner, Fotografie:
- Seite 17 und 18:
Text: Annette Raschner, Fotografie:
- Seite 19 und 20:
SCHANERLOCHBRÜCKE Beziehungen zwis
- Seite 21 und 22: GESUNDHEITSZENTRUM RICKATSCHWENDE D
- Seite 23 und 24: Seitenkappelle der Stadtpfarrkirche
- Seite 25 und 26: Bei der Standortfrage für Ihr Unte
- Seite 27 und 28: Text: Kurt Bracharz, Fotografie: Ma
- Seite 29 und 30: 21 SUSHI UND TEE SCHWENDE-STÜBLE s
- Seite 31 und 32: Legende ? Behindertenfreundlich ^ N
- Seite 33 und 34: Bistro-Bar M & M Kreuzgasse 1 T 055
- Seite 35 und 36: Text: Karin Guldenschuh, Fotografie
- Seite 37 und 38: HÖTTGES Inspiration für Individua
- Seite 39 und 40: MOSES Kostbares für Leib und Seele
- Seite 41 und 42: Friseurteam M12 cut’n style Markt
- Seite 43 und 44: Ein Wochenende für die Sinne - Bre
- Seite 45 und 46: Fahrrad-Pur Wohlgenannt Schlachthau
- Seite 47 und 48: MO Werner Montagsforum. Nicht nur f
- Seite 49 und 50: 49
- Seite 51 und 52: Nachtleben. Sich mit guten Freundin
- Seite 53 und 54: SA wieder Markt. Jeden Samstag in d
- Seite 55 und 56: 55
- Seite 57 und 58: RHOMBERG Küche Bad Innenarchitektu
- Seite 59 und 60: Text: Georg Friebe, Illustration: A
- Seite 61 und 62: Zeit wird sie mit Bissen traktiert,
- Seite 63 und 64: Dornbirns „inatura“ setzt seit
- Seite 65 und 66: Nehmen Sie sich somit diesen einfac
- Seite 67 und 68: DIE BAUERNSTADT DORNBIRN Rituale un
- Seite 69 und 70: Der beste Weg, die Zukunft vorauszu
- Seite 71: Text: Felix Weihmann, Fotografie: D
- Seite 75 und 76: Kleines Lexikon Schlaraffischer Aus
- Seite 77 und 78: Das „Mohren-Lädele“ im Haus zu
- Seite 79 und 80: Wo ist das coole Schuhgeschäft? We
- Seite 81 und 82: stachen aus den zahlreichen Ritzen
- Seite 83 und 84: Text: Johannes Inama, Fotografie: D
- Seite 85 und 86: Conrad Sohm Nachtclub, Kabarett, Ku
- Seite 87 und 88: Text: Eva Engel, Fotografie: Cornel
- Seite 89 und 90: Rätschkachl. Patrick Österle hat
- Seite 91 und 92: Fabrik. Meister Mirko hat russische
- Seite 93 und 94: Apotheke, Drogerie Apotheke, T 5588
- Seite 95 und 96: Florian Mairitsch, No-Nonsense-Koch
- Seite 97 und 98: Mit der Karrenseilbahn dem Alltag e
- Seite 99 und 100: Hotels Preise in Euro pro Person /
- Seite 101 und 102: a statement of quality and service
- Seite 103 und 104: Gesundheitsgäste werden die Kunden
- Seite 105 und 106: T 05572 394050-60 | F 05572 394050-
- Seite 107 und 108: www.dornbirner-sparkasse.at Nur die