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Jahresbericht 2015_final_2_web

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der Bevölkerung Schwierigkeiten, amtliche Schreiben zu<br />

verstehen. „70 Prozent gaben an, dass sich die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter von Ämtern, Behörden, Gerichten<br />

oder Anwaltskanzleien in ihren Schreiben möglichst einfach<br />

und klar ausdrücken sollten. Auf die Verwendung<br />

von Fachbegriffen sollte nach Möglichkeit verzichtet werden.<br />

Solche erklärungsbedürftigen Fachtermini (61 Prozent)<br />

sowie umständliche Formulierungen (71 Prozent) stören<br />

die Befragten nach eigener Aussage am meisten. Dabei<br />

handele es sich um vermeidbare Verständnisbarrieren.“<br />

Dieses Ergebnis aus einer Befragung im Jahr 2008 ist<br />

nach wie vor brennend aktuell.<br />

Der Thüringer Bürgerbeauftragte erlebt immer wieder<br />

Menschen, die behördliche Kommunikation nicht oder nur<br />

sehr eingeschränkt verstehen. Weil jeglicher<br />

Kommunikation immer auch ein Beziehungsaspekt<br />

innewohnt, erfahren die<br />

Adressaten das konkrete staatliche Handeln<br />

als „überheblich“ oder „abgehoben“.<br />

Sie fühlen sich selbst „ausgeliefert“ oder als<br />

„machtlos“. Bürger haben aber – selbst<br />

wenn sie die Verwaltungsentscheidung<br />

oder das Verwaltungshandeln als solches<br />

akzeptieren – den Anspruch, den Sinn, das<br />

Warum, die Hintergründe und die Zusammenhänge<br />

verstehen zu können. Gelingt<br />

dies nicht, entstehen Unsicherheit und<br />

Frustration. Beides mündet häufig in einer<br />

nahezu regelhaften Nutzung von Rechtsbehelfen<br />

und -mitteln. Im schlimmsten Fall wendet sich der<br />

Bürger von ‚seinem‘ Staat ab.<br />

Vor diesem Hintergrund veranstaltete der Bürgerbeauftragte<br />

gemeinsam mit dem Politischen Bildungsforum Thüringen<br />

der Konrad-Adenauer-Stiftung im Juni <strong>2015</strong> im Thüringer<br />

Landtag eine Fachtagung zum Thema: „Gute Verwaltung<br />

durch besseres Verstehen – Chancen und Grenzen<br />

einer bürgerfreundlichen Behördensprache“. Ca. 90<br />

Personen aus den Landesverwaltungen sowie der unterschiedlichen<br />

kommunalen Verwaltungsebenen waren gekommen.<br />

Dabei ging es nicht ausschließlich darum, wie Bandwurmwörter<br />

vermieden oder verschachtelte Sätze kürzer geschrieben<br />

werden können. Herzberg betonte, dass behördliche<br />

Entscheidungen oder andere Mitteilungen vor<br />

allem so gestaltet sein müssen, dass Bürger sie schnell und<br />

richtig verstehen können. Das richtige Verstehen hilft,<br />

Nachfragen und Missverständnisse zu vermindern, und ist<br />

zugleich die Grundlage für die Akzeptanz behördlichen<br />

Handelns.<br />

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