The SAME procedure as every crisis: Die vier ... - Die Welt
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Bisher konnten die gegenwärtigen Krisenerscheinungen nicht vollständig abgewendet werden und stellen<br />
nach wie vor eine große Gefahr für den Fortbestand der Gemeinschaftswährung dar. Angemerkt sei zur<br />
jüngsten Krise, d<strong>as</strong>s deren Verlauf synonym zu beinahe jeder beliebigen Finanzkrise hätte sein können,<br />
weshalb im Folgenden eine Rahmenthese diesbezüglich aufgestellt wird, die den Kern der weiteren<br />
Ausführungen bildet.<br />
3. Rahmenthese (<strong>The</strong>se I): „Alle Krisen verlaufen nach dem gleichen Schema – D<strong>as</strong> „<strong>Die</strong>ses-<br />
Mal-ist-alles-anders-Syndrom“ der politischen Kl<strong>as</strong>se und zahlreicher Marktakteure ist<br />
falsch!“<br />
An dieser Stelle sollen, anknüpfend an die jüngste, im vorangegangenen Kapitel dargelegte Krise, einige<br />
vergangene historische Krisen abstrahiert werden, um daraus Schlüsse und Parallelen abzuleiten. Krisen<br />
an sich, seien es Währungskrisen, Finanzkrisen, Bankenkrisen oder Schuldenkrisen, sind<br />
selbstverständlich kein neues Phänomen. Vielmehr gibt es Krisen seit der Erfindung des Geldes und damit<br />
der Finanzmärkte. In diesem Zusammenhang soll es jedoch um die Fragestellung gehen, ob die immer<br />
wiederkehrenden Aussagen vieler Politiker sowie anderer Marktakteure, d<strong>as</strong>s dieses Mal alles anders sei,<br />
zutreffen. <strong>Die</strong>ses Syndrom beinhaltet die Überzeugung, d<strong>as</strong>s (Finanz-)krisen anderen Menschen zu<br />
unterschiedlichen Zeiten und in anderen Ländern geschehen. Häufig wird die Meinung vertreten, d<strong>as</strong>s es<br />
keine Krise zum jetzigen Zeitpunkt geben kann. Politiker geben vor, aus den Fehlern vergangener Krisen<br />
gelernt zu haben und es zukünftig besser zu machen. So sind sie häufig der Überzeugung, d<strong>as</strong>s der aktuelle<br />
Boom, obwohl allen früheren Boomph<strong>as</strong>en kat<strong>as</strong>trophale Zusammenbrüche gefolgt sind, auf einer soliden<br />
Politik sowie technischen Innovationen beruht. Auch wird häufig davon ausgegangen, d<strong>as</strong>s die Krisen<br />
selbst anders sind und nach anderen Mustern verlaufen. "Crises are old but this <strong>crisis</strong> is different (…). It's<br />
different in its enormous complexity; it's certainly different in the m<strong>as</strong>sive intervention of government. It's<br />
more global in scope than any previous crises." So urteilt Paul Volcker 2009 über die vergangene<br />
Finanzkrise. <strong>Die</strong>se häufig getätigten Aussagen bzw. Auff<strong>as</strong>sungen sollen im Folgenden genauer betrachtet<br />
werden.<br />
Finanzkrisen haben sich über die Jahrhunderte hinweg zahlreich wiederholt und sind stets heute immer<br />
noch ein immer wiederkehrendes Phänomen in allen Ländern der <strong>Welt</strong>. So ist beispielsweise eine in der<br />
Literatur häufig angeführte Krise die sogenannte „Tulpenkrise“ (1634-1939) in den Niederlanden. 17,18 <strong>Die</strong><br />
Tulpenzwiebel galt als Statussymbol und erlangte durch die enorme Nachfrage der Bürger an enormen<br />
Wert. Der Handel mit Tulpenzwiebeln erlangte immer größere Ausmaße, da er schnelle und sichere<br />
Gewinne versprach. So konnten 1630 sogar Optionsscheine auf Tulpenzwiebeln erworben werden.<br />
Hierdurch begann eine Preisexplosion, bei der sich die Tulpenpreise innerhalb von drei Jahren<br />
verfünfzigfachten. 19 Am Tulpenmarkt bildete sich eine Bl<strong>as</strong>e, die bei eintretender Zahlungsunfähigkeit der<br />
Händler platzte. Als 1637 der Handel stoppte, fielen die Preise um 95%, wodurch tausende Menschen ihre<br />
Ersparnisse verloren. Es begann ein langjähriger Streit, um die zugrunde liegenden Bedingungen der<br />
zahlreich geschlossenen Kaufverträge der Tulpenzwiebeln.<br />
17 Vgl. Reinhart, C. M./Rogoff, K. S. (2010), S. 63.<br />
18 Vgl. Bontrup, H.-J. (2004), S. 587.<br />
19 Vgl. Harrison, F. (2010), S. 158.<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011<br />
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