The SAME procedure as every crisis: Die vier ... - Die Welt

5.3. Staatsverschuldung
5.3.1. These VIII: Die Haushaltsverschuldung der Staaten und nicht die
Spekulation ist Schuld an der Krise - Die Spekulation ist vielmehr gut für
die Haushaltskonsolidierung
Durch die Schuldenkrise der sogenannten PIIGS-Staaten oder Peripherieländer haben auch die Investoren
von europäischen Staatsanleihen erfahren müssen, dass auch bei diesen Kreditnehmern ein Ausfallrisiko
besteht. 147 Dies führt dazu, dass auch die Staaten der Europäischen Währungsunion vermehrt einer
genaueren Kreditprüfung unterzogen werden. Das Ergebnis dieser Prüfung beeinflusst die
Kreditkonditionen und vor allem die Risikoprämie, welche bei einem Staat mit schlechter Bonität viel
höher liege als bei Staaten mit guter Bonität. Die wichtigste Kennzahl für eine angenommene gute oder
schlechte Bonität ist die Verschuldung. Somit können Staaten mit einer relativ hohen
Haushaltsverschuldung durch höhere Kreditkosten bestraft werden, was auch in einem Teufelskreis
münden kann. 148 Neben den Risikoprämien in Form einer hohen Rendite auf der Seite der Investoren sind
Credit Default Swaps (CDS) ein für die Bonität und Solvenz von Staaten bedeutsamer Gradmesser. Mit
CDS können sich Gläubiger als Risikoverkäufer gegen einen Ausfall von einzelnen oder mehreren
Krediten absichern lassen. 149 Konkret zahlt der Risikoverkäufer eine Prämie an den Risikokäufer. 150 Beim
Default des Kreditnehmers erhält der Risikoverkäufer eine vorher besonders vereinbarte
Ausgleichszahlung. Je teurer Kreditausfallversicherungen auf dem Kapitalmarkt gehandelt werden, desto
schlechter schätzen die Risikokäufer, die das Ausfallrisiko übernehmen, die Bonität des ursprünglichen
Kreditnehmers ein.
Nach Thomas Mayer, Chefvolkswirt der Deutsche Bank AG, kann nur der Kapitalmarkt glaubhafte
Sanktionen gegen eine schlechte Haushaltspolitik und damit gegen eine hohe Verschuldung verhängen. 151
Auch Hubertus Pellengahr, Geschäftsführer der Initiative „Neue Soziale Marktwirtschaft“ sieht in der
Haushaltsverschuldung die zentrale Ursache der Krise und die Spekulation als Gradmesser der
Finanzstärke eines Staates. 152 Direkt sind unter den Sanktionen die erwähnten höheren Kreditkosten zu
verstehen, welche für Griechenland im November 2010 für zehnjährige Anleihen fast zwölf Prozent
betragen haben. 153 Indirekt aber auch die CDS, deren Preisanstieg auf dem Kapitalmarkt ein klares Signal
für eine gestiegene Ausfallwahrscheinlichkeit darstellt. Im zweiten Quartal 2010 gingen die Märkte zum
Beispiel davon aus, dass Griechenland in den kommenden fünf Jahren mit einer 56-prozentigen
Wahrscheinlichkeit seine Schulden nicht bedienen kann. 154 Die Kosten für die griechischen CDS lagen
damals bei über zehn Prozent. Somit werden diese Staaten vom Kapitalmarkt gezwungen, weniger
Schulden zu machen und darüber hinaus den Schuldenstand zu verringern. Insgesamt sind die
Kapitalmärkte äußerst deutlich, wenn sie an der Stabilität und Liquidität einer Volkswirtschaft zweifeln. 155
Um wieder auf Griechenland zurückzukommen, wurde hier aufgrund einer vom Markt erzwungenen
147
Vgl. Heinemann, F. (2010), S. 24.
148
Vgl. Unterabschnitt 5.3.3.
149
Vgl. Hajek, S. (2010), S. 96.
150
Vgl. Hartmann-Wendels, T./Pfingsten, A./Weber, M. (2007), S. 298 f.
151
Vgl. Pickartz, E./Wettach, S. (2010), o. S.
152
Vgl. Pellengahr, H. (2010), S. 870.
153
Vgl. o. V. (2010k), S. 98.
154
Vgl. o. V. (2010l), S. 876.
155
Vgl. Pellengahr, H. (2010), S. 869.
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Beitrag zum Postbank Finance Award 2011