The SAME procedure as every crisis: Die vier ... - Die Welt

ein. 325 Im Zuge der Rettungsmaßnahmen ist es zwingend notwendig, einem Aufkommen von Moral-
Hazard in diesem Kontext entgegenzuwirken. Dies kann geschehen durch eine stärkere Einbindung des
IWF und eine stringentere Überprüfung der Einhaltung vorgegebener Maßnahmen, um zum einem eine
Fehlsteuerung der Mittel zu verhindern und zum anderen einem Vortäuschen von falschen Zahlen
entgegenzuwirken. Außerdem ist es langfristig aber unbedingt notwendig, eine Verbesserung des
Insolvenzrechtes zu installieren. 326 Dabei sollten Beteiligungen der Gläubiger durch sogenannte Hair-Cuts
vorgesehen werden. In diesem Zusammenhang schlägt beispielsweise das ifo-Institut vor, durch die
zusätzliche Einführung von Collective Action Clauses (CAC) einer Zahlungskrise von Staaten
entgegenzuwirken. 327 Diese müssen dabei jedoch nur auf neu zu emittierende Papiere Anwendung finden
und nicht auf die aktuell im Umlauf befindlichen. Insgesamt muss die Bedienung der einzelnen Gläubiger
mit diesen abgesprochen werden. Weiterhin sollte eine zeitpunktgemäße Betrachtung der Fälligkeiten
erfolgen, um einem gleichzeitigen aufkommen aller Forderungstilgungen entgegenzuwirken, denn diese
haben unter anderen unterschiedlichen Fälligkeitsdaten. Zum anderen sollte in diesem Zusammenhang
den Märkten ihre natürliche Selbstregulierung zugetraut werden, denn CDS haben nach These VIII
gezeigt, dass sie einen guten Gradmesser für das Ausfallrisiko eines Staates darstellen. 328 Im
Zusammenhang mit den Anleihezinsen haben sie als Spekulationsobjekte die Krise nicht verschärft,
sondern als funktionierender Marktmechanismus die Staaten zur Haushaltskonsolidierung gezwungen.
8.4. Anlageverhalten im Retail-Segment
Im Folgenden sollen nun auf Basis der analysierten Thesen Handlungsempfehlungen zu dem Bereich
Anlegerverhalten im Retailsegment abgegeben werden. Der in den Thesen XI und XIII aufgezeigte
Zyklus im Anlegerverhalten lässt sich aus zwei Sichten betrachten. 329 Einerseits ist der Anleger selbst
gefordert zu seiner ökonomischen Aufgeklärtheit beizutragen, indem er sich informiert und sich sein
eigenes Anlegerverhalten sowie aktuell gegebene markttypische Gegebenheiten vergegenwärtigt. Dies hat
zum Ziel durch gezieltere Investitionen ein ausgewogeneres Portfolio zu schaffen. Dazu ist die
Bereitschaft des Anlegers, sich mit dieser Thematik auseinanderzusetzen, unerlässlich. Andererseits
sollten Banken und Kreditinstitute ausreichend und allgemein verständliche Informationen zu
Bankprodukten zur Verfügung stellen, um so eine ausreichende Transparenz auf dem Finanzmarkt zu
schaffen und dem Anleger eine einfache Informationsbeschaffung zu ermöglichen. Darüber hinaus sollten
Banken durch Awareness-Kampagnen aktiv auf die Anleger zugehen und diese informieren, sodass von
beiden Seiten dazu beigetragen wird, diesen Zyklus zu durchbrechen. Um diesen Prozess zu unterstützen,
sollte es die Aufgabe der Politik sein, angemessene Rahmenbedingungen durch Regelungen, Vorschriften
und Gesetze für den Finanzmarkt zu schaffen. 330
Der zweite Aspekt aus dem Bereich Anlegerverhalten im Retailsegment ist die menschliche Gier, welche
in These XI thematisiert wurde, zu der aufgrund ihrer unbewussten Verankerung im Wesen des Menschen
keine konkrete Handlungsempfehlung abgegeben werden kann, da dies eher in einem „Appell an die
325
Vgl. Abschnitt 8.1.
326
Vgl. zu These X die Unterabschnitte 5.3.3 und 7.1.4.
327
Vgl. Sinn, H.-W. (2010b), o. S.
328
Vgl. zu These VIII die Unterabschnitt 5.3.1 und 7.1.4.
329
Vgl. Unterabschnitte 5.4.1, 5.4.3, 7.1.5 und 7.1.6.
330
Eine Awareness-Kampagne ist eine organisierte, systematische Maßnahme, durch die ein wichtiges Thema über verschiedene Medien
in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerufen wird.
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Beitrag zum Postbank Finance Award 2011