The SAME procedure as every crisis: Die vier ... - Die Welt
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abgestimmte Finanz- und Wirtschaftspolitik. Eine Verschärfung des Stabilitätspaktes kann aber<br />
insbesondere im Hinblick auf eine Haushaltskonsolidierung äußerst sinnvoll sein. In der dritten Frage der<br />
Expertenumfrage erhielt ein verschärfter Stabilitätspakt auch f<strong>as</strong>t die Hälfte der Stimmen auf die Frage,<br />
w<strong>as</strong> die Euroraum-Mitglieder zur Haushaltskonsolidierung zwingen kann. Neben dem Aspekt der<br />
Haushaltskonsolidierung und des Stabilitätspaktes sticht in der theoretischen Darlegung eine höhere<br />
Flexibilität am Arbeitsmarkt auf gesamteuropäischer Ebene heraus. <strong>Die</strong> geringe Mobilität des<br />
Produktionsfaktors Arbeit trat bereits in der Expertenumfrage als einer der Hauptgründe für die<br />
Schwächen des Währungsraumes heraus. D<strong>as</strong>s es schwierig wird, die Arbeitsmobilität auf<br />
gesamteuropäischer Ebene zu erhöhen, zeigt sich aber bereits darin, d<strong>as</strong>s hohe soziogeographische<br />
Barrieren ein Zusammenwachsen Europ<strong>as</strong> verhindern, um eine benötigte gemeinsame Finanz- und<br />
Wirtschaftspolitik in diesem Punkt durchzusetzen. Insgesamt ist die vorliegende <strong>The</strong>se aber als verifiziert<br />
anzusehen, da sie sowohl mit wissenschaftlicher Literatur als auch durch die Expertenumfrage<br />
untermauert wurde.<br />
7.1.2. <strong>The</strong>se VI<br />
<strong>Die</strong> Bedeutung und den Einfluss die Ratings auf die Unternehmen und auch auf ganze Volkswirtschaften<br />
haben wurde bereits in Unterabschnitt 5.2.2. dargelegt. Welchen Umfang d<strong>as</strong> Verschulden der<br />
Ratingagenturen an der derzeitigen Krise tatsächlich einnimmt, soll nun im Folgenden geklärt werden.<br />
Zunächst soll hier die Frage erörtert werden, ob die nicht adäquaten Ratings von MBS zur Subprime-Krise<br />
geführt haben, oder ob hier lediglich eine „Teilschuld“ vorliegt. 242 Fest steht bereits, d<strong>as</strong>s die Agenturen<br />
beim Einschätzen der verbrieften Immobilienkredite keine adäquate Bonitätseinschätzung abgegeben<br />
haben. 243 In diesem Zusammenhang wird den Agenturen vorgeworfen, d<strong>as</strong>s diese Fehler im Wesentlichen<br />
auf inadäquate Ratingverfahren und auf die komplexe Struktur der Subprime-Verbriefungen<br />
zurückzuführen sind. Hierbei lag zum einen eine <strong>as</strong>ymmetrische Informationsverteilung bei den Analysten<br />
vor, welche sie durch die unp<strong>as</strong>senden Ratings in Form von „hidden Information“ an die Investoren<br />
weitergegeben haben. 244 <strong>Die</strong>s hatte letztlich auch eine Fehlbewertung der Investoren zur Folge, w<strong>as</strong><br />
wiederum in Folge die Krise ins Rollen brachte bzw. beschleunigte. Es kann also festgehalten werden,<br />
d<strong>as</strong>s die falsche Einschätzung der Ausfallwahrscheinlichkeit der toxischen Papiere den Ratingagenturen<br />
zu L<strong>as</strong>ten gelegt werden muss. D<strong>as</strong> jedoch solche Papiere erst entstehen konnten, ist den Praktiken der<br />
Institutionen, welche die Subprime-Kredite erst abgeschlossen haben, anzurechnen. 245<br />
Ein weiterer häufiger Kritikpunkt ist der Interessenkonflikt, welcher sich aus der finanziellen<br />
Abhängigkeit der Agenturen von den Ratingnehmern ergibt, wobei hier die Beratungsfunktion der<br />
Ratingagenturen noch erschwerend hinzukommt. 246; 247 D<strong>as</strong>s dieser Interessenkonflikt als problematisch<br />
anzusehen ist, wird zwar von den Agenturen geleugnet, jedoch ist diese Wertung aufgrund von<br />
Befangenheit, als inadäquat zu bewerten. 248 Eine bessere Indikation für d<strong>as</strong> Vorhandensein dieser<br />
242 Vgl. Sommer, R. (2009), S. 6 ff.<br />
243 Vgl. Sharma, D. (2010), S. 1 f.<br />
244 Vgl. Akerlof, G. A. (1970), S. 490 f.<br />
245 Vgl. Sommer, R. (2009), S. 14 ff.<br />
246 Vgl. Bloss, M./Ernst, D./Häcker, J./Eil, N. (2009a), S. 88.<br />
247 Vgl. zur visuellen Untermauerung des Interessenkonflikts Anhang 1, S. A2.<br />
248 Vgl. Sharma, D. (2010), S. 1 f.<br />
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Beitrag zum Postbank Finance Award 2011