The SAME procedure as every crisis: Die vier ... - Die Welt
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Alle Krisen verlaufen nach dem gleichen Schema – D<strong>as</strong> „<strong>Die</strong>ses-Mal-ist-alles-anders-Syndrom“ der<br />
politischen Kl<strong>as</strong>se und zahlreicher Marktakteure ist falsch! Nach den vorangegangenen Erläuterungen ist<br />
diese <strong>The</strong>se verifizierbar. Auf dem Höhepunkt eines Booms übertönen die Propheten, welche eine neue<br />
Wohlstandsepoche verkünden, die Mahner. „<strong>Die</strong> Einzelheiten unterscheiden sich je nach Epoche, doch die<br />
Sprache bleibt dieselbe.“ 38 Auch wenn die hoheitlichen Instanzen sowie politische Entscheidungsträger<br />
bessere Politik betreiben, bessere Regulierungen getroffen wurden, so kann ein Finanzsystem immer<br />
zusammenbrechen. Trotz, d<strong>as</strong>s sich die Technologie verändert hat, die Menschheit, die Politik und andere<br />
Dinge, so scheint sich die Fähigkeit von zahlreichen Marktakteuern, welche sich einer Täuschung<br />
hingeben, sich nicht im Geringsten verändert zu haben. Auch wenn im ersten Moment alles anders zu<br />
scheinen mag, so ist dies bei genauerer Betrachtung meist nicht der Fall. So sollten politische<br />
Entscheidungsträger zur Einschätzung des Risikos auf historische Warnsignale achten, um nicht selbst<br />
wieder die Situation zu beschönigen, indem sie behaupten, d<strong>as</strong>s dieses Mal alles anders sei. So wusste<br />
bereits Andre Kostolany, d<strong>as</strong>s "<strong>Die</strong>smal wird alles anders sein“ die fünf teuersten Worte an der Börse<br />
sind. 39 <strong>Die</strong>s sollte in Zukunft allerdings nicht mehr so sein. Doch „(…) wer glaubt, d<strong>as</strong>s Krisen jetzt der<br />
Vergangenheit angehören, der ist noch nicht in der Realität angekommen!“ 40<br />
4. <strong>Die</strong> Entwicklung des „<strong>SAME</strong>-Modells“ als Ansatz zur weiteren <strong>The</strong>sendiskussion<br />
Entsprechend der Kernaussage aus dem vorherigen Kapitel laufen alle Krisen nach dem gleichen Muster<br />
ab. 41 Obwohl diese <strong>The</strong>se ausreichend belegt ist und sie für die Wirtschaft, die Politik und die ganze<br />
Gesellschaft äußerst wichtig ist, wird dieser Aussage wahrscheinlich auch zukünftig zu wenig Beachtung<br />
geschenkt werden. Eine identische Systematik aller Krisen besagt außerdem, d<strong>as</strong>s es mit hoher<br />
Wahrscheinlichkeit weiterhin Wirtschafts-, Finanz- oder Währungskrisen geben wird. Und dann heißt es<br />
wie schon dargelegt: „<strong>The</strong> <strong>SAME</strong> <strong>procedure</strong> <strong>as</strong> <strong>every</strong> <strong>crisis</strong>.“ Aber nicht nur jede Krise wird an sich gleich<br />
sein. Auch d<strong>as</strong> Handeln der Beteiligten in dieser Krise wird wieder weitestgehend vorhersehbar und<br />
kongruent zu vorherigen Krisenerscheinungen sein. Oftmals wird eine überbordende Staatsverschuldung<br />
meist dadurch ausgelöst, d<strong>as</strong>s ein Staat bzw. seine Bürger über ihre Kosten gelebt haben. D<strong>as</strong><br />
Anlageverhalten, vor allem im Retailsegment, wandelt sich in einer Krise oft spürbar für alle Beteiligten<br />
hin zu Sachwerten. Dabei war die vorherige Gier im Anlageverhalten nicht unbeteiligt an der Entstehung<br />
der Krise. <strong>Die</strong> Marktakteure, also unter anderem die Zentralbanken, Kreditinstitute und die<br />
Ratingagenturen, haben dabei einen maßgeblichen Anteil an den tiefergehenden Ursachen, den Ausbruch<br />
und auch an der Eindämmung einer Krise. Bei den aktuellen Krisenerscheinungen haben zusätzlich die<br />
Euroraum-Mitglieder, also die Staaten der Europäischen Währungsunion, eine bedeutende Rolle gespielt<br />
und werden auch bei der Beilegung dieser Krise eine tragende Rolle einnehmen müssen. Auch für die<br />
Staatsverschuldung, d<strong>as</strong> Anlageverhalten, die Marktakteure und die Euroraum-Mitglieder gilt in der<br />
aktuellen Eurokrise d<strong>as</strong> bereits dargelegte „<strong>SAME</strong>-Modell“. D<strong>as</strong>s die Anfangsbuchstaben dieser<br />
Kernbereiche d<strong>as</strong> Akronym „<strong>SAME</strong>“ bilden, unterstreicht nicht nur die Wichtigkeit des Wortes an sich für<br />
die gesamte Arbeit, sondern bettet die <strong>vier</strong> Bereiche in die bereits erläuterte Rahmenthese ein. 42<br />
38<br />
Roubini, N./Mihm, S. (2010), S. 126.<br />
39<br />
Andre Kostolany war ein ungarischer Börsenspekulant (1908-1999).<br />
40<br />
Frank Mattern, Managing Partner Deutschland, McKinsey & Company, Inc., in seiner Rede am 15.11.2010 auf dem Career in Finance<br />
Forum in Frankfurt am Main.<br />
41<br />
Vgl. Kapitel 3.<br />
42<br />
Vgl. Kapitel 3.<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011<br />
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